E werderpokalEintracht Frankfurt ringt Werder Bremen mit 2:0 den Halbfinaleinzug ab, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das war ein Spiel! Ein ungleiches, eine müde, harmlose erste Halbzeit auf Seiten der Frankfurter, eine spielerische Überlegenheit der Bremer bei den besseren Torchancen, deren herausragendste in der 35. Minute die Nummer 9: Davie Selke mit dem Kopf eigentlich unhaltbar Richtung Frankfurter Tor einnickte, im Schlußmann Kevin Trapp jedoch seinen Meister fand.

Kevin Trapp hatte aus dem vorletzten Spiel durchaus etwas gut zu machen, was ihm an diesem Abend gelang, einem Tag, der in Thüringen einen neuen (alten) Ministerpräsidenten Bodo Ramelow brachte und in Hanau eine bewegende Trauerfeier für eine nach wie vor unfaßliche Bluttat in einer Größenordnung, daß mit Frank-Walter Steinmeier und Angela Merkel beide Staatsrepräsentanten Bundespräsident und Bundeskanzlerin dabei waren. Zwischen ihnen Angehörige der Opfer. Doch Fußball ist Fußball und das Geschäft geht nicht nur weiter, sondern wurde an diesem Abend besonders bunt. Es fing auf der Frankfurter Fan-Kurve an, der verbotene Feuerzauber und setzte sich direkt nach der Pause auf der gegenüberliegenden Seite im Fanblock der Bremer fort.

Mir ist unerfindlich, wie all diese Brennelemente ins Stadion gelangen. Sie müssen zuvor dort gelagert werden. Denn es gibt an den Eingängen Personenkontrollen. Selbst ich als Presse, die nach Presserecht und Absprachen davon befreit ist, werde regelmäßig durchsucht und mir wurde letztens eine leere Plastikflasche – leider eine teuere Designerflasche – weggenommen und weggeworfen. Wie bekommen die Fans also ihre Feuerspiele durch die Eingänge? Anders sieht es mit den Transparenten aus. Die sind legal und der Meinungsfreiheit wurde an diesem Abend mit großen Spruchbändern gefrönt:

Hoch über allen Köpfen war breit über die Kurve gelegt zu lesen: „UNSER FUßBALL DURCH EUCH VERKAUFT. EUER DIALOG NUR SCHALL UND RAUCH. DOPPELMORAL, SELBSTGEFÄLLIGKEIT UND ALLES FÜR DAS GELD. DIE FUNKTIONÄRE SIND DAS HÄSSLICHE GESICHT DES FUßBALLS, NICHT DIE FANS.“ Und man mochte es nicht glauben: vor den Eintracht-Ultras hieß es auf einem Banner in der 50. Minute: DIETMAR HOPP, DU SOHN EINER MUTTER!“ Statt einer Beleidigung die Umkehrung? Eine Distanzierung der unwürdigen Vorkommnisse der Bayernultras?! Schon komisch alles und vor allem, was die Mütter immer dafür können. Eine Lachnummer.

Den Pyrospielen und den auftrumpfenden Spruchbändern der Frankfurter Fans zum Trotz lieferte ihre Mannschaft in der ersten Halbzeit eine mickrige Leistung gegen eine stärkere Werder Mannschaft, die zum Ausdruck brachte, daß sie hier nicht verfrühstückt werden wollte, sondern einen Happen vom Pokalkuchen selber essen wollte. Woran lag es? Auf Eintrachtseite hatte Trainer Adi Hütter auf Spielmacher wie Makoto Hasebe oder Mijat Gacinovic verzichtet, brachte stattdessen Kämpfer wie Stefan Ilsanker und Djibril Sow, der in der 28. Minute einen Torschuß wagte, der nur knapp vorbei ging. Auch der Linksschuß von Martin Hinteregger in der 32. Minute wäre eine Chance gewesen. Hätte, wäre...Und dann aus dem Nichts ein Videobeweis. Es hatte wirklich niemand mitbekommen, das Spiel lief weiter, als die Unterbrechung aus dem Kölner Keller kam. Der Videoassistent hatte etwas gesehen, was Schiedsrichter Felix Zweyer zum Handeln zwang: Elfmeter.

Er hatte gesehen, was der Kollegen neben mir , durch seinen Bildschirm gut informiert, uns vormachte, wie nämlich der Bremer Verteidiger Ludwig Augustinsson bei der Flanke in den Bremer Strafraum, um die sich Timothy Chandler und André Silva gerade bemühten, den Ball mit dem Oberarm abgewehrt hatte. Das war in der Nachspielzeit von sechs Minuten. Klarer Fall: Elfmeter.

Da im Rund keiner das Handspiel mitgekommen hatte, kam das wie ein Geschenkt an. Und ein gut aufgelegter und präzise schießender André Silva vollzog so das 1:0. Der Bremer Tormann Jirí Pavlenka hatte keine Chance, anders als am Abend zuvor, als sich die Saarbrücker und die Düsseldorfer eine aberwitzige Elfmeterparade lieferten.

Nach der Halbzeit war alles anders. Erst einmal legten die sich übervorteilt fühlenden Bremer Fans nun ihre Feuerspiele auf. Da allerdings kamen aus der Frankfurter Fankurve heftige Pfiffe. Aber auch das ging vorbei und es ging los: Die Eintracht fand zu ihrem Spiel und zeigte, wer Hausherr war und warum. Da war auf einmal ein Zug drinnen, ein kraftvolles Spiel nach vorne und auf einmal sahen die Bremer, die zuvor mindestens ebenbürtig waren, alt aus. Es war immer wieder Filip Kostic, der nach vorne ging und seine Mitspieler mitzog, er war es auch, der nach vielen verpaßten Torchancen in der 60. Minute eine Flanke in den gegnerischen Strafraum gab, die der flinke Daichi Kamada zum 2: 0 verwandelte.

Damit war das Spiel entschieden. Zwar gaben die Bremer nicht auf und die Eintracht ihrerseits war dicht an einem 3:0 dran, aber es wurde dieses Ergebnis unerklärlicherweise zum Endstand.

Und nun kommt es. Ein Ereignis, das als Schatten über dem Spiel noch die Heimfahrt beeinträchtigte und einen schlechten Geschmack zurückläßt. In der 90. Minute - ich konnte es auf dem Bildschirm des Nachbarn verfolgen – trat Filip Kostic mit voller Wucht in die Wade des Bremer Ömer Toprak. Nicht nur eine unsportliche Tat, sondern unnötig wie ein Kropf, denkt sich der, der nicht im Fußballrausch war, wie der Täter. Unnötig aus doppeltem Grund. So etwas tut man nicht und es gab keinen fußballerischen Grund bei der Führung von 2:0 so vorzugehen. Wir haben darüber lange diskutiert. Ist in diesem Moment der Spieler Kostic vom eigenen Kampf überwältigt worden? Es wird nötig sein, das zu klären, was hoffentlich die STIMMEN NACH DEM SPIEL können.

Für die Eintracht geht es also wieder einmal weiter! Sie ist in den letzten Jahren verläßliche Pokalendrundenmannschaft. Ausgelost wird am Sonntag, wenn sich die Eintracht tags zuvor in Leverkusen geschlagen hat, was nicht uninteressant wird, da Leverkusen einer der drei potentiellen Gegner im Halbfinale ist. Die beiden anderen sind - wie immer - Bayern München und – wie noch nie – der 1. FC Saarbrücken!

Foto:
Eintracht in Weiß, wie in allen Pokalspielen, Werder also schwarz
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