Bildschirmfoto 2020 03 25 um 23.39.42Eintracht-Spieler befinden sich befristet in häuslicher Quarantäne. Der Verein unterstützt die Profis in allen Belangen

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Seit vergangenem Donnerstag ist die Welt bei Eintracht Frankfurt eine andere. Die Profis, der Staff und einige Mitarbeiter aus dem Teamumfeld befinden sich in häuslicher Quarantäne, seitdem der erste Spieler positiv auf COVID-19 getestet wurde. Erst 14 Tage später werden sie ihre Wohnung oder Haus wieder verlassen können.

Dass dies nicht einfach ist, machte Goncalo Paciencia im Gespräch mit den Medien in einer Telefonkonferenz am Dienstag deutlich: „Wenn ich die Wahl hätte, wäre ich natürlich lieber in Portugal bei meiner Familie“, sagte er, was wir in einem eigenen Artikel wiedergeben. Filme, Serien und Fußballspiele vergangener Tage schauen steht wahrscheinlich nicht nur beim 25-Jährigen derzeit hoch im Kurs, sondern auch bei den Teamkollegen. Dazu kommt, die Hausaufgaben zu erledigen. Doch was hat es mit dem Heimtraining auf sich? Und was hat der Verein sonst noch getan, um den Spielern die Situation so angenehm wie möglich zu gestalten?

Nachdem sicher war, dass die Spieler 14 Tage zuhause verbringen müssen, hat die sportliche Leitung um Sportvorstand Fredi Bobic und Sportdirektor Bruno Hübner schnell reagiert. Koordiniert vom Leiter Spielbetrieb Thomas Westphal und Teammanager Christoph Preuß, erhielt jeder Spieler sein persönliches Paket nach Hause. Dies enthielt ein Spinningrad, eine Matte, ein Fußball, Trainingskleidung, Desinfektionsmittel, Pulsuhren mit Ladegeräten und Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine. Ein besonderer Dank geht bei den Spinningrädern an die Fitnesskette FitSevenEleven, die den Bestand der Eintracht auffüllte und weitere Räder zur Verfügung stellte. Die Materialwarte Franco Lionti und Igor Simonov lieferten an insgesamt 28 Spieler aus.

Unterstützung erhalten die Adlerträger bei der sportgerechten Ernährung. Stefan Eisler ist bereits seit zwei Jahren Mannschaftskoch und bereitet nun für die Profis auf Wunsch Mittag- und Abendessen zu. Dies liefert er einmal täglich aus. Eisler betreibt in Eschborn das Restaurant Trinacria mit „traditionellen italienischen Spezialitäten in unverwechselbarer mediterraner Atmosphäre“, wie er es auf der Homepage beschreibt. Die Spieler können dabei aus einer kleinen Speisekarte auswählen, die Koordination erfolgt über das Teammanagement-Tool SAP Business One. In einem Chatraum sind Koch, Teammanagement und Spieler vernetzt, ähnlich wie in einer Whatsapp-Gruppe. Vegetarische Pasta, Kartoffelauflauf, gefüllte Zuccini mit Reis, Gulasch mit Nudeln oder Hähnchen in Tomaten-Kokossoße mit Basmatireis standen dabei bisher unter anderem zur Auswahl, dazu immer Gemüse und Salat. „Stefan ist ein überragender Koch“, sagte Lucas Torró im Interview mit eintracht.de. Der Spanier hat übrigens auch eine „nette Nachbarin“, die bereits Einkäufe für den vor knapp zwei Jahren alleine nach Deutschland gekommenen Spanier erledigt hat. „Vielen Dank an sie und auch unseren überragenden Koch Stefan“, sagt der Mittelfeldspieler, der also wie seine Mitspieler in Quarantäne nicht auf optimale Versorgung verzichten muss.

Für das tägliche Sportprogramm der Eintracht-Kicker zeichnet sich das Athletiktrainer-Team mit Andreas Biritz, Markus Murrer und Martin Spohrer verantwortlich. Täglich sind Einheiten auf dem Fahrrad-Ergometer vorgesehen, im Grundlagenausdauerbereich oder mit Intervallen. Dazu hat das Trio zwei Kraftprogramme zusammengestellt. In einem Videotutorial leitet Spohrer die Übungen an. Der 42-Jährige hat sich in seinem Wohnzimmer filmen lassen und für Rumpf und Beine jeweils ein Video zusammengestellt. Dabei hat er Utensilien eingebunden, die jeder Spieler zuhause haben dürfte: Tisch und Couch bei Liegestützen, einen vollgepackten Rucksack für Kniebeugen, zwei Flaschen Wasser bei einer Rückenübung, einen Kasten Wasser bei den Situps. „Athletiktrainer zu sein bedeutet Arbeit am Mann, um korrigierend eingreifen zu können. In der aktuellen und sehr speziellen Situation helfen wir uns mit diesen Videos, außerdem stehen wir natürlich jederzeit für Fragen zur Verfügung“, erklärt Spohrer, der über seine Spieler sagt, dass „sie Lust haben, sich fit zu halten“.

Nur die Arbeit mit dem Ball fehlt den Adlerträgern in den eigenen vier Wänden. „Training zuhause ist natürlich nicht mit den Einheiten auf dem Platz zu vergleichen“, bedauert Goncalo Paciencia. Aber die Kicker wissen sich zu helfen. Der Portugiese dribbelt alleine durch die Wohnung, eine Scheibe sei glücklicherweise noch nicht zu Bruch gegangen. Daichi Kamada lässt sich den Ball zuwerfen, jongliert und spielt dann sauber volley zurück. Der Japaner hat ebenso wie sein Athletiktrainer Utensilien eingebunden, die ihm in seiner Wohnung zur Verfügung stehen. Beim Balltraining hält Kamada seinen knapp zweijährigen Sohn auf den Schultern, und Timothy Chandler hat bei den Liegestützen gleich seine zehn Monate alte Tochter und seine Frau eingebunden. Ihre Ausführungen: stets sauber, wie auch von Martin Spohrer in den Videos angemahnt.

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