Manfred Schröder
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wir berichteten gestern vom Vorhaben, das dann am Freitag auch perfekt über die Bühne lief: die Evakuierung der Bevölkerung und die Entschärfung der Bombe. Die offizielle Nachricht lautete: "Die Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg wurde am Freitag, 5. Juni, erfolgreich durch den Kampfmittelräumdienst (KMRD) des Regierungspräsidiums Darmstadt entschärft. Der KMRD meldet um 13.25 Uhr, dass die 500-Kilo-Bombe erfolgreich unschädlich gemacht war, so dass sämtliche Absperrmaßnahmen kurz darauf aufgehoben werden konnten."
Noch immer wundern sich die Frankfurter, weshalb auf einmal jedes Jahr neue Bomben auftauchen, nachdem Jahrzehnte relative Ruhe herrsche. Dazu hat jede Bombe einen anderen Mechanismus. Die Spezialisten vom Kampfmittelräumdienst konnten in diesem Fall keine sogenannte Raketenklemme verwenden, die aus der Ferne betätigt wird: Beide Zünder stecken hinter einer Art Kragen. Glücklicherweise gelang der Versuch, die Zünder des Blindgängers vorsichtig soweit herauszudrehen, dass sie anschließend gezielt und ohne Gefahr gesprengt werden konnten.
Zuvor hatten rund 2700 Menschen am Freitagmorgen bis 9 Uhr den Evakuierungsbereich, in einem vom KMRD festgelegten Gefahrenbereich verlassen müssen. Der weitaus größte Teil hatte sich privat eine Aufenthaltsmöglichkeit gesucht, für alle anderen hatte das DRK Frankfurt gemeinsam mit der Messe Frankfurt eine Betreuungsstelle in der Messehalle 11 eingerichtet. In der Spitze nahmen 24 Anwohner das Angebot wahr. Sechs Frankfurter, die bei der Evakuierung auf Hilfe angewiesen waren, wurden vom Rettungsdienst und der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Sperrbereich gefahren.
Insgesamt waren rund 100 Einsatzkräfte von Freiwilliger Feuerwehr, Berufsfeuerwehr, dem Bürgertelefon und den Hilfsorganisationen aus Frankfurt eingesetzt. Ebenso waren zahlreiche Kräfte der Landespolizei sowie des Ordnungs- und Gesundheitsamtes der Stadt Frankfurt an den Maßnahmen zur Evakuierung und Entschärfung beteiligt. Die gesamte Evakuierungsaktion verlief reibungslos und sehr zufriedenstellend.
Stadt Frankfurt verteilt Museumsgutscheine an Anwohner aus dem Bomben-Sperrgebiet
Um kurz vor 14 Uhr war es geschafft: Die wenige Tage zuvor auf dem Messegelände gefundene 500 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg wurde erfolgreich entschärft und alle 2700 evakuierten Anwohner konnten in ihre Wohnungen zurückkehren.
„Ich möchte mich für die rasche und effektive Arbeit aller beteiligten Einsatzkräfte sowie für die Geduld der Evakuierten bedanken“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann am Freitag, 5. Juni direkt nach der Entschärfung. Bei einem Besuch in der Messehalle 11 traf Feldmann neben den aus dem Sperrgebiet Evakuierten auch auf die am Einsatz beteiligten Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes und bedankte sich bei ihnen persönlich für ihren Einsatz.
Den anwesenden Evakuierten sprach der Oberbürgermeister Mut zu und überreichte ihnen Gutscheine, die sie zum kostenlosen Besuch der städtischen Kultureinrichtungen sowie des Frankfurter Palmengartens berechtigten. „Bombenfunde wie dieser sind der Preis, den wir anscheinend auch noch rund 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs für die Kriegsführung der Nationalsozialisten zu zahlen haben. Umso erfreulicher ist es, dass zum wiederholten Male binnen der vergangenen Jahre die Entschärfung einer Weltkriegsbombe reibungslos verlief“, sagte Feldmann.
Binnen der nächsten Woche erhalten alle 2700 Frankfurter, die wegen der Bombenentschärfung ihre Wohnung räumen mussten, Post von der Stadt. „Wir möchten uns bei den Betroffenen mit einem Gutschein für die Frankfurter Museen und den Palmengarten für ihre Geduld bedanken“, sagte Feldmann.
„Wir laden alle Menschen, die aufgrund der Evakuierung wegen der Entschärfung der Fliegerbombe ihre Wohnungen verlassen müssen, in den Palmengarten ein und freuen uns auf ihren Besuch“, sagte Rosemarie Heilig, Dezernentin für Umwelt und Frauen.
„Eine solche Situation ist für alle Betroffenen nicht einfach. Mit dem Gutschein möchten wir uns bei den Anwohnern für ihre Kooperation und die Unterstützung der Einsatzkräfte bedanken. Der Besuch in einer der städtischen Museen ist vielleicht eine Entschädigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten an diesem Tag. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den beteiligten Institutionen für dieses Angebot und die Unterstützung“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig.
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© Stadt Frankfurt, Kammerer
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