Eintracht Frankfurt hängt mit 2:1 Qarabag Agdam ab
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Selten gab es bei einem Fußballspiel so viel unterschiedliche Gefühle, wenngleich die ganz traurigen nicht angesagt waren. Was aber an Fröhlichkeit, an Originalität und Kreativität die Adler-Fans im Stadion veranstalteten, ging weit, sehr weit über das hinaus, was auf dem Rasen von den Frankfurtern zu sehen war.
Das war nach dem Spiel auch Trainer Arnim Veh sehr wichtig zu betonen. Die Mannschaft geriet in einen Hexenkessel, aber nicht feindlich, sondern voller Spannung und Lust. Das war ein unglaubliches Schauspiel. Auf der Gegentribüne halten die zehn Riegel alle Reihen hinauf Silbernes in die Luft, was auf den Europacups weist. Das ist wie im Weltall, bzw. auf einem anderen Planeten, währenddessen hat die Fankurve ihre Eintrachtfarben Rot Weiß in großen Tüchern ausgebreitet und sogar auf der Gegentribüne erscheint ein gewaltiges schwarz weißes Rund mit dem Frankfurter Adler. Das versetzt auch den Rest der 47 000 Zuschauer, die 'nur' zum Zuschauen kommen, in einen Freudentaumel.
Schon beim Anpfiff gehen die aufmunternden und anheizenden Sprüche und rhythmisches Klatschen los. Was sich die Qarabager wohl denken? Daß sie nach Brasilien oder Afrika gekommen sind, so wird ihnen eingeheizt. Und das nicht nur verbal und lautstark von den Zuschauern, sondern gleich in den Anfangsminuten auch von den Eintrachtspielern. Bis zur 5. Minute findet das Spiel nur auf der Seite der Gäste statt. Aber Trainer Armin Veh hat ja gleich nach dem Erfolg der Eintracht in Baku beim Hinspiel mit 0:2 für die Eintracht davon gesprochen, man dürfe das Heimspiel nicht auf die leichte Schulter nehmen.Wir beschäftigen uns mit den meist slawisch oder arabisch anmutenden Namen der Mannschaft aus Aserbaidschan, die aber auch einen Richard Almeida und einen Chumbinho haben.
Und schon sind die Gäste vor dem Eintrachttor, aber die Abwehr funktioniert und leider kommt Johannes Flum, der beim letzten Spiel der beste Eintrachtler war, nicht zum Zuge, dafür wird der Ball schnell den Qarabagern wieder abgenommen und ist blitzschnell auf der anderen Seite, der Seite, wo das Tor steht, in dem fast das gesamte Stadion den Ball im Netz sehen will. Und während genau dies geschieht und die Leute schon Tor brüllen, weil der Ball im Netz landete, bekommt man angesichts des Krachs erst danach mit, daß abgepfiffen wurde. Aber in der 10. Minute ist es soweit. Wieder ist es Alexander Meier, der sowohl richtig steht, wie auch entschlossen die Vorlage von Sebastian Rode zum knallharten direkten, sehr schnellen Torschuß nutzt. Das 1:0 bleibt nun ständig 'gefährdet', weil die Eintracht in der ersten Halbzeit konsequent stürmt und ein weiteres Tor sehr viel wahrscheinlicher scheint als ein Ausgleich, einfach, weil es den weiß Gekleideten kaum gelingt die Mittellinie mit dem Ball Richtung Eintrachttor zu überqueren.
Man kann noch wenig über die spielerischen Qualitäten sagen, sieht aber einige Kopfballduette der Gäste, die schön anzusehen sind und bei denen die Eintracht keine Chance hat. Seltsamerweise spielt Bamba Anderson immer wieder zurück und auf einmal eine kuriose Situation, Bastian Oczipka ist dicht vor dem Tor gleich am Ball dran, aber der Schiedsrichter steht im Weg! Das sieht man auch nicht oft. In der 27. Minute ein scharfer Schuß knapp am Eintrachttor vorbei. Sebastian Rode verstolpert anschließend einen Ball, aber Sekunden später schießt ein scharfer Schuß am gegnerischen Tor vorbei. Gleich in der 30. Minute pfeift ein ebenfalls scharfer Schuß über die Eintrachtlatte. Die Gäste geben mitnichten auf, sie sind aufgewacht, verkaufen sich teuer und greifen an, denn in den letzten Minuten sehen wir den Ball nur noch in der Eintrachthälfte. Schließlich ist ein einzelnes Tor auch noch nichts, was den Gegner verzweifeln lassen muß, selbst wenn das 0:2 der Eintracht für diese eine Bank ist.
Das wäre es gewesen, in der 37. Minute das Tor für Qarabag. Trapp hält zwar den Schuß, der Ball rollt ihm aber aus den Händen, direkt vor einen gegnerischen Spieler, der so dicht vorm Tor ihn dennoch vorbeibugsiert. Glück gehabt, die Eintracht, aber auch Kevin Trapp, denn das wäre auf sein Konto gegangen. In der 42. Minute schlittert im Gegenzug ein Eintrachtler nur Zentimeter vor dem Qarabager Tor. Das wäre das 2: 0 gewesen, was zur Pause noch mehr Sicherheit gegeben hätte.
Und dann wird nach der Pause die Situation richtig gefährlich für die Eintracht. Zwar gibt es immer wieder gefährliche Situationen für die Gäste, aber immer wieder lösen sich diese Fastschüsse und Fasttore in Nichts auf. Sehr gute Reaktion von Trapp in der 54. Minute. Und dann ist es soweit. In der 58. Minute überlistet der eingewechselte spielstarke Reynaldo einige Abwehrspieler und auch Kevin Trapp: der Ausgleich, das 1:1 ist da. Das ist nicht nach dem Geschmack des Runds, das zu maulen anfängt, und angesichts der zuvorigen Überlegenheit der Eintracht auch nicht unbedingt angesagt, aber die Frankfurter hatten eben eindeutig ihre anfängliche und lange durchgehaltene Überlegenheit nicht für weitere Tore genutzt, was sich wie hier leicht rächt.
In der 70. Minute wird unter lautem Beifall Maier verletzt ausgewechselt. Statt des Feuers aufs gegnerische Tor durch die Eintracht, werden die Spieler aus Qarabag immer wacher und mutiger und in der 73. Minute wäre fast deren zweites Tor gefallen. Wieder war es Reynaldo, der durchkam und schoß. Als ob die Eintracht diesen Schock gebraucht hätte, kam es in der 75. Minute durch eine Vorgabe vom eingewechselten Jan Rosenthal zum entschlossenen Schuß von Takashi Inui, dem man das Tor auch deshalb gerne gönnt, weil er früher mehr davon schoß.
Drei Minuten Nachspielzeit. Die Qarabager geben nicht auf und sind diese Minuten weit aktiver. Die Frankfurter eiern ein wenig, spielen herum, sind nicht angriffslustig, verstolpern so manchen Ball,der dem Gegner nutzt, die blitzschnell wieder in der Eintrachthälfte sind. Entgegen dem anfänglichen Freudentaumel ist doch trotz des Sieges eine große Ernüchterung eingetreten. Das war einfach kein gutes Spiel der Eintracht, es war sogar ein besorgniserregend schwaches Spiel. Dennoch: gewonnen ist gewonnen, Frankfurt ist eine Runde weiter nun in der Gruppenphase.
Allerdings müssen sie gleich drei Tage später wieder ran. Bundesliga. Ausgerechnet der BV Dortmund ist der nächste Gegner, am Sonntag ab 17.30. Kommt Zeit, kommt Rat. Den auf jeden Fall brauchen die Spieler.
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