Klaus Philipp Mertens
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Viele Köche verderben den Brei. Vor allem, wenn sie die Kochkunst nicht beherrschen. Ein Eindruck, der beim Verfolgen der Diskussionen über ein neues Frankfurter Theater (Schauspiel und Oper) derzeit ständig aufkommt.
Trübe Aussichten
für die Zukunft
der Städtischen Bühnen.
Investoren
in Sachen Mammon,
nicht in Kultur,
spielen mit Marionetten
und verdeckter Maschinerie.
An dünnen Fäden,
sich ständig verheddernd,
strampelt ein Stadtparlament.
Dreißig lange Jahre
war ihm die Anlage
kein Geld wert,
jetzt jongliert es mit einer Milliarde.
Der Magistrat,
die multibeweglichen Gelenke
stark verseilt,
eingehüllt von künstlichem Wind,
Regen und Donner,
zaubert aus der Versenkung
eine Bühne neuer Art,
eine unbespielbare.
Weil Könner
für neoliberales Theater,
für Charity plus Geldwäsche,
nicht verfügbar sind.
Aus der inneren Emigration
betreibt die Dezernentin
die Umdeutung aller Verantwortung.
Stadtplanung ersetzt Kultur,
Bauen ersetzt Kultur,
Kameralistik ersetzt Kultur,
Kultur wird überflüssig.
Nachtrag
Ein Beitrag des Frankfurter Malers und Schriftstellers Gerd Kehrer, der in der WELTEXPRESSO-Redaktion einging, hat mich zu dem obigen Text inspiriert. Er erreichte mich, als ich die Pläne Frankfurter Architekten über den Neubau von Schauspielhaus und Oper analysierte. Und zu folgendem Ergebnis kam:
In Frankfurt am Main ist alles anders. Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man von den jüngsten Initiativen des Planungsdezernenten und der Kulturdezernentin wegen eines Neubaus von Schauspielhaus und Oper liest. Beide hatten die Architekten Christoph Mäckler und Jürgen Engel beauftragt, über ein stimmiges Gesamtkonzept rund um den heutigen Standort nachzudenken.
Mit Herrn Mäckler assoziiere ich ein Wohnhaus in Frankfurt-Sachsenhausen auf dem ehemaligen Gelände der „Fabrik“. Dessen Plumpheit erinnert mich an die ehemalige Stalin-Allee in Ost-Berlin: Eine zumindest angedeutete Gigantomanie mit kunstlosem Wechsel von Farbelementen. Für die nach wie vor baufällige Treppe in den Keller des benachbarten Kulturzentrums „Fabrik“ blieb beim Verkauf des Grundstücks (entgegen der Absicht) anscheinend kein Geld übrig. Und der Stararchitekt spendierte auch nichts. Gehbehinderte können sich dort nicht hineinwagen. Ein typisches Beispiel für barrierefreie Kultur in Frankfurt.
Die Architekten scheinen, wenn man ihre Skizze richtig interpretiert, davon auszugehen, dass die ca. 900 Millionen Euro für zwei Neubauten tatsächlich zur Verfügung stehen. Obwohl der Stadtkämmerer das mittlerweile bestreitet. Und auch der Oberbürgermeister Skepsis zeigt. Denn bislang sprudelnde Gewerbesteuerquellen wie Flughafen, Lufthansa sowie die eine und andere Großbank werden möglicherweise für ein Jahrzehnt oder länger versiegen. Corona bringt die politischen und wirtschaftlichen Fehlplanungen der Vergangenheit unbarmherzig an den Tag.
Sollte die Theaterdoppelanlage wegen mangelhafter Wartung tatsächlich so baufällig sein, wie in den interessensgeleiteten Gutachten behauptet wird, wird sie alsbald zusammenfallen. Dann muss in dem so entstandenen Frankfurter Ruinen-Theater improvisiert werden. Die Mehrheit von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung wird das hinnehmen. Deren Kulturbegriff reduziert sich auf Weihnachtsmarkt und Neue Altstadt.
Foto:
Bau der Theaterdoppelanlage 1962
© Institut für Stadtgeschichte
betreibt die Dezernentin
die Umdeutung aller Verantwortung.
Stadtplanung ersetzt Kultur,
Bauen ersetzt Kultur,
Kameralistik ersetzt Kultur,
Kultur wird überflüssig.
Nachtrag
Ein Beitrag des Frankfurter Malers und Schriftstellers Gerd Kehrer, der in der WELTEXPRESSO-Redaktion einging, hat mich zu dem obigen Text inspiriert. Er erreichte mich, als ich die Pläne Frankfurter Architekten über den Neubau von Schauspielhaus und Oper analysierte. Und zu folgendem Ergebnis kam:
In Frankfurt am Main ist alles anders. Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man von den jüngsten Initiativen des Planungsdezernenten und der Kulturdezernentin wegen eines Neubaus von Schauspielhaus und Oper liest. Beide hatten die Architekten Christoph Mäckler und Jürgen Engel beauftragt, über ein stimmiges Gesamtkonzept rund um den heutigen Standort nachzudenken.
Mit Herrn Mäckler assoziiere ich ein Wohnhaus in Frankfurt-Sachsenhausen auf dem ehemaligen Gelände der „Fabrik“. Dessen Plumpheit erinnert mich an die ehemalige Stalin-Allee in Ost-Berlin: Eine zumindest angedeutete Gigantomanie mit kunstlosem Wechsel von Farbelementen. Für die nach wie vor baufällige Treppe in den Keller des benachbarten Kulturzentrums „Fabrik“ blieb beim Verkauf des Grundstücks (entgegen der Absicht) anscheinend kein Geld übrig. Und der Stararchitekt spendierte auch nichts. Gehbehinderte können sich dort nicht hineinwagen. Ein typisches Beispiel für barrierefreie Kultur in Frankfurt.
Die Architekten scheinen, wenn man ihre Skizze richtig interpretiert, davon auszugehen, dass die ca. 900 Millionen Euro für zwei Neubauten tatsächlich zur Verfügung stehen. Obwohl der Stadtkämmerer das mittlerweile bestreitet. Und auch der Oberbürgermeister Skepsis zeigt. Denn bislang sprudelnde Gewerbesteuerquellen wie Flughafen, Lufthansa sowie die eine und andere Großbank werden möglicherweise für ein Jahrzehnt oder länger versiegen. Corona bringt die politischen und wirtschaftlichen Fehlplanungen der Vergangenheit unbarmherzig an den Tag.
Sollte die Theaterdoppelanlage wegen mangelhafter Wartung tatsächlich so baufällig sein, wie in den interessensgeleiteten Gutachten behauptet wird, wird sie alsbald zusammenfallen. Dann muss in dem so entstandenen Frankfurter Ruinen-Theater improvisiert werden. Die Mehrheit von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung wird das hinnehmen. Deren Kulturbegriff reduziert sich auf Weihnachtsmarkt und Neue Altstadt.
Foto:
Bau der Theaterdoppelanlage 1962
© Institut für Stadtgeschichte