Roswitha Cousin
Offenbach am Main (Weltexpresso) - „Eisenbahn-Erinnerungen“ zeigt Peter Menne am Waggon am Kulturgleis im Rahmen der Route der Industriekultur. Von Freitag, 11. September bis Sonntag, 13. September jeweils von 16 bis 21 Uhr sind Bilder der letzten Dampflok zu sehen, die die Gleise der Offenbacher Hafenbahn befahren hat. Der Offenbacher Photograph stellt sie neben Bilder von Bahnen aus dem Dampflokparadies England oder Zahnradbahnen aus den Alpen. Zur Finissage am Sonntag ab 16 Uhr ist der Künstler anwesend.
Passend zum Motto „Umwelt gestalten“ der diesjährigen Route der Industriekultur beleuchtet Menne den sozialen Wandel, der mit dem technischen Fortschritt einhergeht: Geschichten von Verfall und Umnutzung. Mit dem Bild „auslaufende Technologien“ greift der Offenbacher Künstler ein umweltpolitisches Thema auf: Im Vordergrund steht eine englische Dampflok, dahinter ein Atomkraftwerk. „Vorne also die Technologie, die schon ausgelaufen ist – und dahinter die, die hoffentlich bald ausgelaufen sein wird“, so Peter Menne. Ambivalent auch der ausrangierte Schienenbus, den er auf einem Marburger Abstellgleis entdeckt hat: einerseits sieht der alte Zug arg malträtiert aus – andererseits leuchten die Scherben im Gegenlicht beinahe heller als Edelsteine...
„Bilder, die so den Wandel der Eisenbahn thematisieren, passen doch bestens zum Waggon, der ja die Wandlung vom Gütertransportvehikel zum Kulturzentrum verkörpert “, so Agnes Christ, Vorsitzende des Vereins Soziale Plastik e.V., der den Ort betreibt.
Heute sind Dampfloks Hingucker bei Volksfesten oder im Freizeitpark; ihre anschauliche Mechanik macht sie auch als Spielzeug beliebt. Doch begonnen haben sie als Begleiter und Motor der industriellen Revolution: Sie verbreiteten sich zeitgleich mit den Fabriken; die Bahngleise bildeten die Infrastruktur, über die auch die amerikanische Prärie erschlossen werden konnte. Laut und rauchend waren sie ein Ereignis, doch nicht immer ein angenehmes. Heute sind sie verschwunden – wie viele Fabriken und deren Arbeiter. Nur an manchen Orten machten Loks und Wagen eine Wandlung vom alltäglichen Transportmittel zum Freizeitvergnügen durch und befördern heute Touristen statt Reisender und Güter. In Peter Mennes Photographien wird dieser Funktionswandel sichtbar.
Zur Route der Industriekultur läuft am Waggon ein reichhaltiges Programm: Die Führung „Hafen Offenbach und Mainufer – vom Industriehafen zum urbanen Wohnquartier“ beginnt am Samstag, den 12. September um 13 Uhr am Haus der Stadtgeschichte, führt am Waggon vorbei zum Hafenkran, dann zurück und endet am Waggon. Ab 16 Uhr läuft das Erzählcafe „Bedeutung des Hauptbahnhofs für die Industriekultur in Offenbach“ der Initiative Hauptbahnhof. Stadtarchivar Vicente Such-Garcia referiert und es gibt Gelegenheit, weitere Geschichten rund um den Ort, an dem neue Arbeitskräfte in Offenbach angekommen sind, zu erzählen.
Fotos:
© Peter Menne
Info:
Der Waggon steht direkt am Mainufer in Höhe des Isenburger Schlosses (Kreuzung Mainstraße / Schloßstraße, 350 m von der S-Bahn-Station „Offenbach Marktplatz“ entfernt). Der Eintritt ist frei.