Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das kann man auch ohne Information vermuten, daß die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt um Trainer Adi Hütter aber auch alles versucht hatten, David Abraham hier in seiner Zweitheimat Frankfurt zu halten, doch er ließ sich nicht mehr umstimmen. Gleich im Januar im neuen Jahr - und damit rund ein halbes Jahr vor Vertragsende - kehrt der 34-Jährige nach Argentinien in seine Heimat zurück.
Dort lebt seine Familie um seinen Sohn Alfonso, der drei Tage nach der erfolgreichen Relegation gegen den 1. FC Nürnberg im Frühjahr 2016 auf die Welt kam. Abraham beendet mit diesem Schritt auch seine Profikarriere.
Der Kapitän begründet seinen Abgang, der ihm nicht leicht fällt, mit der Sehnsucht nach seiner Familie. „Ich habe schon als Jugendlicher mein Heimatdorf verlassen, seit viereinhalb Jahren bin ich nun Vater und habe insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie meinen Sohn sehr wenig gesehen. Gerade diese Zeit, sein Kind heranwachsen zu sehen, lässt sich durch nichts ersetzen. Daher möchte ich zurück nach Argentinien gehen.“
Abraham hatte schon länger seine Rückkehr nach Südamerika ins Auge gefasst, durch die Corona-Pandemie blieb er aber noch über den vergangenen Sommer hinaus. Er habe mit diesen sechs Monaten Aufschub dem Verein die Möglichkeit geben wollen, seine Nachfolge zu regeln. „Natürlich haben der Trainer und andere versucht, mich zum längeren Verbleib zu überreden. Aber ich freue mich riesig auf meine Familie“, sagt der Argentinier, der auch die italienische Staatsbürgerschaft besitzt. Sein letztes Pflichtspiel wird er bei der Heimpartie am 16. Spieltag gegen den FC Schalke 04 Mitte Januar bestreiten.
David Abraham ging auch durch eine wohl auch für ihn unverhoffte Aktion in die Bundesfußballgeschichte ein. Es war in der Nachspielzeit im Spiel gegen den führenden Freiburger FC, als Abraham kurzfristig so in Wut geriet, daß er an der Außenlinie den ehrenwerten Freiburger Trainer Christian Streich umnietete. Anders kann man den Rempler, der Streich zu Fall brachte, nicht bezeichnen. Rot war die Folge, was einen Freiburger Spieler dann auch herausforderte, der auch Rot sah. Tatsächlich war Streich erst einmal liegengeblieben, aber er war der erste, der nach den Schrecksekunden und dem Abpfiff dann unmittelbar ins Mikrophon sprach,: " «Er ist ein sehr emotionaler Typ. Und da sind ihm halt die Sicherungen durchgebrannt. Er ist halt ein junger Büffel. Ich bin 54.»daß dem Abraham wohl die Sicherungen durchgebrannt " Man solle jetzt runterfahren und nicht irgendwie dumm schwätzen hinterher. Ist halt ein feiner Trainer, der gelernt hat,solche Situationen einzuschätzen, über die Abraham auch Monate später nur den Kopf schütteln konnte. Dankbar war der feurige Argentinier Trainer und Mannschaft, daß seine Funktion als Kapitän der Mannschaft nie in Frage stand. Jetzt schon. Aus Nachfolgegründen.
Die Stationen in Europa
Abraham war 2003 zum CA Independiente an die Stadtgrenze von Buenos Aires gewechselt und hatte damit seinen Geburtsort Chabas verlassen. Durch eine Leihe nach Tarragona in Spanien war er 2007 nach Europa gekommen. Nach vier Jahren und fünf nationalen Titeln mit dem FC Basel kam er in die Bundesliga zur TSG Hoffenheim, ehe er 2015 von der Eintracht unter Vertrag genommen wurde. Mit dem Adler auf der Brust spielt er seine sechste Saison – so viele wie für keinen anderen Klub zuvor.
In Frankfurt war und ist David Abraham menschlich wie sportlich ein Leistungsträger. 170 Pflichtspiele hat der stets freundliche und zuvorkommende Innenverteidiger für die Eintracht bislang absolviert, seit Oktober 2016 lief er zumeist als Kapitän auf. In dieser Rolle bestritt er zwei DFB-Pokalfinals, der Höhepunkt seiner Zeit bei der Eintracht wird der Sieg in diesem Wettbewerb 2018 bleiben.
„David hatte uns schon länger über sein Vorhaben informiert und es war alles abgesprochen. Er hat in den vergangenen Jahren mit seinen konstant guten Leistungen einen erheblichen Anteil an der positiven Entwicklung des Klubs und natürlich werden wir ihn als Mensch sehr vermissen. Ursprünglich wollte David bereits im Sommer zurück in seine Heimat – doch dann kam Corona dazwischen und wir waren froh, ihn noch etwas länger bei uns zu haben. Wir alle wünschen uns für ihn einen Abschied gegen Schalke 04 im Januar mit Fans im Stadion. So wie er es verdient hat“, sagt Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic.
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Quelle:Eintracht Frankfurt
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