SUV Rambo totet zwei Menschen in Sachsenhausen 13.2Wenn nicht jetzt, wann dann?

Klaus Philipp Mertens

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Krieg auf unseren Straßen hat erneut zwei Menschen das Leben gekostet.

Es ist ein Krieg, den verantwortungslose Desperados regelmäßig vom Zaun brechen – indirekt unterstützt von einem Teil der Automobilindustrie, der aus Profitsucht Fahrzeuge produziert, die sich gegen die elementaren Interessen der Menschen richten.

Ein Autofahrer rast mit massiv überhöhter Geschwindigkeit durch den Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen, missachtet die Einordnungshinweise vor einer Ampel, die in alle Richtungen rot zeigt, überholt auf der freien Linksabbiegerspur wartende Fahrzeuge und überfährt zwei Fußgänger, die während ihrer Grün-Phase die Straße überqueren. Sein PKW, ein so genannter SUV, prallt anschließend gegen einen anderen Wagen, überschlägt sich, doch der Verursacher kann sich trotz eigener Verletzung selbst befreien und versucht zu flüchten. Passanten können ihn daran hindern. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot schnell am Tatort, ebenso mehrere Rettungswagen. Die schwerstverletzten Fußgänger, zwei Männer, sterben wenig später im Krankenhaus. Auch der Täter muss in eine Klinik eingeliefert werden.

Wenige Minuten nach dem Anschlag hielt ich mich zufällig in der Nähe auf. Das Terrain war weiträumig abgesperrt, Polizei- und Rettungsfahrzeuge mit Blaulicht standen im gesamten Kreuzungsbereich und noch darüber hinaus. Eine Szenerie, die man aus der Berichterstattung über Attentate kennt. Und tatsächlich hatte hier jemand der Zivilgesellschaft sowohl den Krieg erklärt als diesen Krieg auch geführt. Als Waffe hatte er ein Auto benutzt.

Dieser Vorgang ist leider kein Einzelfall. Er reiht sich ein in ähnliche, die man nicht als Unglücke bezeichnen kann. Am 21. November des vergangenen Jahres war ein grenzenlos enthemmter und geschwindigkeitssüchtiger SUV-Fahrer im Frankfurter Ostend auf den Gehweg geraten, hatte zwei Menschen getötet und mehrere schwer verletzt.

Von Verkehrsunfällen kann man angesichts der Sachlage nicht mehr reden, denn hier handelt es sich um Verbrechen, verübt aus niederen Beweggründen. Meistens werden sie mit einem SUV oder einem PS-starken Wagen der ©Oberklasse begangen. Da stellt sich doch die Frage: Entwickeln Kriminelle eine besondere Leidenschaft für Fahrzeuge dieser Bauart oder verführt der Gebrauch eines solchen PKWs zu Aggression und Rücksichtslosigkeit und führt zwangsläufig in die Kriminalität? Wäre es zum Schutz der Bürger nicht höchste Zeit, die Halter und Fahrer dieser Gefährte einem Eignungstest zu unterziehen, um charakterliche Merkmale abzuprüfen? Für Kampfhunde und deren Halter gibt es ein ähnliches Verfahren. Kampfhunde und SUVs sind bekanntlich in vergleichbaren Milieus anzutreffen.

Im November, nach dem Tötungsdelikt im Ostend, kündigte Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) an, einen „Enforcement Trailer“ zur Geschwindigkeitsüberwachung aufzustellen. Eine öffentliche Anprangerung der Täter wäre allen Erfahrungen nach wirkungsvoller und könnte der Abschreckung dienen.

Foto:
Der Tatort auf der Mörfelder Landstraße in Frankfurt-Sachsenhausen
© HR