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Frankfurt am Main (Weltexpresso)- Carl Constanz Victor Fellner war der letzte Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt. Ihm zu Ehren hat Oberbürgermeister Peter Feldmann am Freitag, 26. Februar, gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler, Stadtrat Bernd Heidenreich und dem Stadtverordneten Eugen Emmerling im Beisein von Nachfahren Fellners eine Büste im Römer enthüllt. Die letztgenannten beiden hatten maßgeblich am Beschluss der Stadtverordnetenversammlung mitgewirkt, der zur Aufstellung der Büste im Rathaus führte.
Fellner war der letzte sogenannte Ältere Bürgermeister der Stadt, vergleichbar mit dem Amt des heutigen Oberbürgermeisters. Als die Preußen Frankfurt 1866 besetzten, beließen sie Fellner im Amt und bürdeten ihm eine schwere Last auf. Sie verlangten der Stadt eine zweite Kriegskontribution von 25 Millionen Gulden ab, nachdem sie bereits 5,75 Millionen Gulden gezahlt hatte. Die Frankfurter lehnten ab.
Fellner geriet in ein Dilemma zwischen seiner Pflicht als Repräsentant der Stadt und preußischer Regierungsbevollmächtigter. Denn die Besatzungsmacht verlangte eine Liste der politisch Verantwortlichen, um das Geld selber einzutreiben. Gleichzeitig stand die Androhung von Raub, Plünderung und Kanonenbeschuss im Raum. Fellner wollte sich der Gewalt nicht beugen und beging Selbstmord.
„Er musste sich in einer schweren Zeit einem schweren Schicksal beugen und sah keinen anderen Ausweg“, sagte Oberbürgermeister Feldmann. Dabei würdigte er die Verdienste seines „Vor-Vor-Vor-Vorgängers“, die über sein Wirken im Angesicht der preußischen Besatzung hinausgehen. So amtierte Fellner 1857, 1862 und 1864 als Jüngerer Bürgermeister, wie man damals den Vertreter des Stadtoberhauptes nannte, und gehörte seit 1852 dem Frankfurter Senat an, dem höchsten Verfassungsorgan der Exekutive in der damaligen Freien Reichsstadt. Fellner profilierte sich als erfolgreicher liberaler Modernisierer des Gemeinwesens.
Er setzte sich für die Einführung der Gewaltenteilung in dem selbständigen Stadtstaat ein. Der 1807 geborene Kaufmann kämpfte für die Gleichstellung von Minderheiten, zu der auch das Judentum gehörte, und engagierte sich für die Aufhebung von Zunftbeschränkungen. Fellner trieb den Ausbau des Mains als Schifffahrtsweg voran und leistete so einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Prosperität der Stadt. „Er zeigte großen Einsatz für Frankfurt und seine Bürger. Fellner hat die Stadt gestaltet und mit zu dem gemacht, was sie heute ist“, sagte Oberbürgermeister Feldmann. Das Stadtoberhaupt unterstrich: „Es ist daher richtig, dass wir unsere Anerkennung an diesem wichtigen, zentralen Ort für alle sichtbar zeigen.“
Stadtrat Bernd Heidenreich, der aus Anlass des 150. Todestages Fellners die Ehrung angeregt hatte, erinnerte an die besonderen Verdienste des letzten Bürgermeisters der Freien Stadt Frankfurt: Fellner habe nach der Besetzung Frankfurts durch Preußen im Jahre 1866 für die hohen Kriegskontributionen mit seinem persönlichen Vermögen gebürgt und es dabei verloren. Vor allem aber habe er sich geweigert, seine Mitbürger und Magistratskollegen bei der preußischen Besatzungsmacht zu denunzieren. Dieser tragische Konflikt habe zu seinem Freitod geführt.
„In Carl Fellner vereinigte sich alles, was den liberalen Frankfurter seiner Zeit ausmachte: Selbstbewusstsein, Freiheitsliebe, Aufgeschlossenheit gegenüber Reformen sowie Solidarität mit dem Gemeinwesen und seinen Mitbürgern. Mit diesen Eigenschaften kann er uns noch heute ein Vorbild sein. Daher haben wir allen Anlass, an den letzten Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt mit einer Büste im Römer dankbar zu erinnern”, sagte Heidenreich.
Der Stadtverordnete Emmerling setzte sich ebenfalls mit Nachdruck für das Denkmal ein. „Es handelt sich um die längst überfällige Ehrung eines Bürgermeisters, der in schwieriger Zeit Verantwortung übernommen hat“, sagte Emmerling.
An der Zeremonie nahmen auch drei Ur-Urenkel des letzten Älteren Bürgermeisters teil. Anne Fellner führt die kommunalpolitische Bande der Familie fort. Sie ist stellvertretende Bürgermeisterin und Baudezernentin einer Stadt in Brandenburg und würdigte ihren Ur-Ur-Großvater mit einer kurzen Laudatio.
Foto:
Die Büste
©Stadt Frankfurt, Bernd Kammerer
Oberbürgermeister Peter Feldmann und Stadtrat Bernd Heidenreich enthüllen die Büste
©Stadt Frankfurt, Bernd Kammerer
Die Büste
©Stadt Frankfurt, Bernd Kammerer
Oberbürgermeister Peter Feldmann und Stadtrat Bernd Heidenreich enthüllen die Büste
©Stadt Frankfurt, Bernd Kammerer