Ziehenschule Uwe Becker Peter Feldmann Sylvia Weber Christiane Rogler Elternvertreter Schuelervertreter Lehrer copyright Stadt Frankfurt am Main Stefanie KoeslingOberbürgermeister Feldmann, Bürgermeister Becker und Stadträtin Weber besuchen die Ziehenschule

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Als ehemalige Ziehenschüler ist es uns ein zusätzliches Anliegen, dass wir gemeinsam hier ein Zeichen setzen. Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus haben in unserer freien, offenen und demokratischen Gesellschaft keinen Platz. Jüdinnen und Juden sind immer wieder Ziel von Ressentiments und Hass gewesen, das muss endlich aufhören“, sagten Oberbürgermeister Peter Feldmann und Bürgermeister Uwe Becker beim Besuch der Ziehenschule am Dienstag, 30. März.

In der Eschersheimer Schule, sehr dicht an der Frankfutert Redaktion,  kam es am vergangenen Dienstagmorgen zu einem Polizei- und Feuerwehreinsatz. Unbekannte brachen in das Gymnasium ein, beschmierten Türen und Wände mit Hakenkreuzen sowie der Zahl 88. Vor der Toilette legten sie ein Feuer. Nach Angaben der Feuerwehr führte der brennende Unrat zu einer Verrauchung der Frankfurter Schule. Ein Feuerwehrmann wurde leicht verletzt. Der Präsenzunterricht musste ausfallen.

„Das Hakenkreuz steht für Entmenschlichung, Gewalt und Massenmord“, sagte Oberbürgermeister Feldmann. „Unter ihm haben Millionen gelitten, und Millionen sind unter ihm gestorben. Weil sie jüdischen Glaubens waren, als ‚Zigeuner‘ abgestempelt wurden oder eine Behinderung hatten. Es ist das Kampfsymbol einer Bewegung, die Deutschland mit ihrem unmenschlichen Rassenwahn an den Abgrund und in einen Krieg mit Millionen Toten geführt hat. An den Türen und Wänden einer Schule haben solche Symbole nichts verloren – und in den Köpfen von Schülerinnen und Schülers erst recht nichts. Es ist gut, dass die Ziehenschule nicht den Mantel des Schweigens über den Vorfall hüllt, sondern ihn bewusst thematisiert. Hier hat sich seit meiner Schulzeit in den 1970er Jahren viel getan.“

„Prävention sollte aus diesem Grund unser Fokus sein. Hier müssen wir uns gemeinsam noch stärker engagieren. Die Frankfurter Schulen und alle Bildungseinrichtungen spielen dabei eine entscheidende Rolle“, betont Bürgermeister und Kirchendezernetn Uwe Becker. Es geht nicht nur darum, Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer. Unsere gesellschaftliche Aufgabe ist es hinzusehen und klare Kante gegen Hass und Hetze zu zeigen. Gerade in Frankfurt gehört jüdisches Leben zur Identität der Stadt.“

Integrations- und Bildungsdezernentin Sylvia Weber: „In den vergangenen Monaten kam es in Frankfurt häufiger zu Schmierereien von rechtsextremen Symbolen, zuletzt in der Ziehenschule. Ich verurteile diese Angriffe auf Schärfste. Sie zeigen, dass Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus auch in unserem vielfältigen Frankfurt keine Einzelfälle sind und wir auch rechtsextreme Schmierereien nicht verharmlosen dürfen. Derzeit laufen die polizeilichen Ermittlungen, doch klar ist: Wir alle müssen Haltung zeigen, gerade auch als Stadt Frankfurt. Deshalb habe ich gemeinsam mit der Bildungsstätte Anne Frank eine Projekt- und Fortbildungsreihe für die Mitarbeitenden der Jugendhilfe in der Schule ins Leben gerufen, um die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit rassistischen und antisemitischen Ressentiments zu schulen.“

„Auch wenn die Motive der Tat unklar sind und es scheinbar spontan und ungeplant war. Die Ziehenschule ist ein Ort der Begegnung und des Dialogs aller Kulturen“, erklärt Schulleiterin Christiane Rogler. „Um das Leitbild unserer Schule zu unterstreichen, nehmen wir daher die Geschehnisse zum Anlass, um mit unseren Schülerinnen und Schüler genauso wie unseren Lehrerinnen und Lehrern eine öffentliche Debatte anzustoßen. Wir als Europaschule zeigen eine klare Haltung. Jede Form von menschenverachtenden Motiven in unserer Schule werden wir nicht dulden.“

Schulelternbeiratsvorsitzende Julia Breitenöder ergänzt: „Das sind Symbole, die sich an keiner Schule finden sollten. Egal, ob sie gezielt platziert oder unbedacht hingeschmiert wurden, es ist wichtig, darüber zu sprechen, welche Botschaft das vermittelt, den historischen Kontext anzusprechen und klarzumachen, dass diese Symbole für rechte und menschenfeindliche Ansichten stehen, die an einer toleranten, demokratischen Schule keinen Platz haben.“

Auch die Schülervertretung spricht sich deutlich für Aktionen gegen Rassismus und Antisemitismus aus. In den kommenden Wochen werden die Schülerinnen und Schüler sowohl nach innen als auch nach außen aktiv werden. Gemeinsam mit ihren Lehrkräften soll so ein Dialog in der breiten Öffentlichkeit geführt werden. Die Schülerinnen- und Schülerschaft wird ein Hashtag entwickeln, damit die Debatte auch online die gesamte Gesellschaft erreicht und hoffentlich aktiv gegen Hass und Hetze mobilisiert.

Foto:
Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker, Oberbürgermeister Peter Feldmann, Bildungsdezernentin Sylvia Weber gemeinsam mit Schulleiterin Christiane Rogler sowie Eltern- und Schülervertreter der Ziehenschule
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