Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Historische Museum Frankfurt (HMF) freut sich über die Schenkung des Gemäldes von Karl Peter Burnitz ‚Motiv aus dem Frankfurter Stadtwald‘, das im Juni 2019 an die Erben restituiert worden war.mDie Landschaftsdarstellung des Frankfurter Malers Karl Peter Burnitz (1824 – 1886) war im Juni 2019, 80 Jahre nach dem Zwangsverkauf, an den rechtmäßigen Erben restituiert worden.
Im Zuge der von den Nationalsozialisten zur Ausraubung der jüdischen Bevölkerung veränderten „Reichsfluchtsteuer“ musste der Frankfurter Juwelier Hermann Netter (1868 1953) seine Kunstsammlung von der Firma Wilhelm Henrich, Buch- und Kunsthandlung – Antiquariat, schätzen lassen. Neben weiteren 13 Gemälden und anderen Objekten kam auch dieses Gemälde in den Besitz Henrichs, als Netter am 17. Juli 1939 nach Großbritannien emigrierte.
Schon Monate zuvor hatte der berüchtigte Frankfurter Oberbürgermeister Friedrich Krebs Interesse an dem Bild angemeldet. Am Tag der Emigration von Hermann Netter ging ein Angebot von Wilhelm Henrich bei der Stadt Frankfurt ein, elf Tage später erwarb das Historische Museum (damals: Stadtgeschichtliches Museum) das Bild. Es hing zunächst in der Dienstwohnung des Oberbürgermeisters. Nach der kriegsbedingten Auslagerung kam das Gemälde auf Umwegen – vermutlich 1967 – zurück ins Historische Museum.
In den Jahren 2010 bis 2015 überprüfte das HMF – gefördert durch die Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin (heute „Stiftung Deutsches Zentrum für Kulturgutverluste“ in Magdeburg) – die Herkunft seiner nach 1933 erworbenen Gemälde. Noch während der Untersuchung des Gemäldebestandes im Historischen Museum wandte sich der Erbe von Hermann Netter 2012 mit der Bitte um Prüfung der Provenienz des Burnitz-Gemäldes an das Museum. Im Juni 2019 wurde das Gemälde an den rechtmäßigen Erben restituiert.
Nun ersteigerte die Frankfurter Bürgerin Ulrike Schiedermair, Mitglied des SaalhofClubs (zur Förderung von Sammlungsankäufen für das Historische Museum), das Gemälde im Auktionshaus Döbritz und schenkt es am Donnerstag, 20. Mai, dem Historischen Museum Frankfurt. „Das ist eine hervorragende Nachricht für das Museum und seine Sammlung“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig und führt weiter aus: „Eine Restitution kann die Sammlung eines Museums schmerzen und der Fall des Burnitzgemäldes, das heute ins Historische Museum zurückkehrt, ist sicher nicht die Regel: Dennoch müssen wir uns dieser Aufgabe stellen und die Provenienzforschung weiter vorantreiben. Sie ist ein Zukunftsthema für jedes moderne Museum und ich bin sehr froh, dass die Frankfurter Museen es entschlossen angehen.“
Über die Schenkung freut sich auch Direktor Jan Gerchow: „Das Gemälde ist Teil der Museumsgeschichte. Es erzählt von der aktiven Beteiligung der Stadtverwaltung an der Ausraubung ihrer jüdischen Bürger und von der Rolle, die auch das Museum dabei spielte. Nur wenige Monate vor der Eröffnung unseres großen Ausstellungsprojekts ‚Frankfurt und der NS‘ im Dezember 2021 freut mich diese Schenkung – und die zuvor vollzogene Restitution – umso mehr.“
Fotos:
Burnitz, Karl Peter: Motiv aus dem Frankfurter Stadtwald. Tafelbild, Öl auf Leinwand
Ina Hartwig, Jan Gerchow und Ulrike Schiedermair mit dem Gemälde