Roswitha Cousin
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Noch immer ist viel zu wenig bekannt, daß sich in Frankfurt eine der Inkunabeln der Kunst der Welt befindet, deren Bedeutung also leider nur den Eingeweihten bekannt ist, obwohl sie jeder fast jeden Tag sehen kann. Am Wochenende des 18. und 19. Dezember bietet das Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster zwei Führungen dazu an, was allemal sinnvoller ist, wenn man nicht in spätmittelalterlicher Wandmalerei bewandert ist. Zudem gibt es eine weitere Besonderheiten, sozusagen eine heutige Hommage an den Schöpfer des alten Kunstwerkes, wie im Foto zu erkennen ist.
Am Samstag, 18. Dezember, 15 Uhr, erläutert die Kuratorin Adela Demetja die Ausstellung „Thomas Werner: WandBild (für Jerg)“ im Treppenhaus des Karmeliterklosters. Das großformatige Wandbild, bestehend aus neun einzelnen, nahezu quadratischen Bildern, wurde eigens für das Institut für Stadtgeschichte von Thomas Werner angefertigt. Der in Frankfurt lebende Künstler griff dafür die berühmten Wandmalereien Jörg Ratgebs im Karmeliterkloster auf und nutzte sie als Inspirationsquelle. Zwei Elemente aus diesen Wandmalereien werden mit zwei Motiven aus Werners Bilderwelt kombiniert. Thomas Werner war Meisterschüler von Georg Baselitz und gehört zu den großen Malerinnen und Malern dieser Republik. Das „WandBild“ ist kürzlich mit Hilfe des städtischen Ankaufsetats für die Städtische Kunstsammlung erworben worden.
Am Sonntag, 19. Dezember, 15 Uhr, führt die Kunsthistorikerin Silke Wustmann durch das mittelalterliche Karmeliterkloster und erläutert die Wandgemälde des schwäbischen Malers Jörg Ratgeb. Jörg Ratgeb und seine Werkstatt schmückten zwischen 1514 und 1521 den gerade erweiterten Kreuzgang des Karmeliterklosters mit der Heilsgeschichte und das Refektorium mit Motiven der Ordensgeschichte aus. Die damals entstandenen Bilderzyklen gelten als die bedeutendsten vorbarocken Wandmalereien nördlich der Alpen.
Die den heutigen Betrachtern vielfach unbekannte Ikonografie wird ausführlich erläutert, sodass die beeindruckenden Bilder zum Sprechen gebracht werden. Nebenbei wird bei dieser Führung das Karmeliterkloster entdeckt. Es ist die einzige erhaltene mittelalterliche Klosteranlage in Frankfurt am Main und hat trotz erheblicher Umbauten und Kriegszerstörungen viel von seinem ursprünglichen Charakter bewahrt.
Foto:
WandBild (für Jerg)
© Stadt Frankfurt, Uwe Dettmar
Info:
Treffpunkt zu beiden Führungen ist das Foyer im Institut für Stadtgeschichte, Münzgasse 9. Die Teilnahme kostet jeweils sechs Euro, ermäßigt drei Euro. Es gilt die 2G-Regel. Ein Platz kann vorab reserviert werden unter pretix.eu/isgfrankfurt. Weitere Informationen unter stadtgeschichte-ffm.de.