lutz Kopie Copyright ISGkiermeier Copyright ISGin Frankfurt am Main - Franziska Kiermeier übernimmt kommissarische Leitung

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Schwere Zeiten. Besonders auch für Museen, die doch erst einmal intern arbeiten, um dann an den Ergebnissen die Besucher teilhaben zu lassen, was sich in Zeiten von Corona - nun wirklich bald schon zwei Jahre - schwierig gestaltet. Erst lange zu, dann eben doch die Beschwernis für Besucher, mit Impfnachweis, der ewigen Maske und oft auch digitaler Anmeldung, was Ältere oft ausschließt. Das wollen wir vorausschicken, auch wenn wir nicht wissen, was die derzeit mit doppelter Amtsführung beauftragte Alexandra Lutz motiviert hat, ihren Arbeitsplatz zu wechseln, von dem wir auch nicht konkret wissen, wohin sie geht: an ein bayerisches Archiv.

Alexandra Lutz, langjährige Archivdirektorin, stellvertretende und seit 2021 kommissarische Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt, verlässt das Institut, um sich neuen beruflichen Aufgaben zu widmen. „Das Institut für Stadtgeschichte ist eines der größten kommunalen Archive Deutschlands und das Gedächtnis Frankfurts. Alexandra Lutz hat die Arbeit des Instituts seit 2013 entscheidend geprägt“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft. „Sie hat die Überlieferungsbildung der städtischen Ämter und Betriebe mit sehr viel Energie vorangebracht und sich maßgeblich für die Digitalisierung des Instituts eingesetzt. Ich danke ihr für die wegweisende Arbeit und wünsche ihr alles Gute für die Zukunft.“

Lutz studierte Mittlere und Neuere Geschichte, Volkskunde und Soziologie und promovierte über „Ehealltag und Ehekonflikte in der Frühen Neuzeit“. Nach ihrem Archivreferendariat am Hauptstaatsarchiv Stuttgart war sie von 2003 bis 2010 Dozentin und Koordinatorin für die archivwissenschaftlichen Fächer an der Archivschule Marburg/Hochschule für Archivwissenschaft. Anschließend leitete sie das Stadtarchiv Kassel. 2013 kam sie als Leiterin der Abteilung Sammlungen in das Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, 2015 übernahm sie die Leitung der „Neuen Abteilung – Städtische Überlieferung ab 1868“ und wurde zugleich Archivdirektorin und stellvertretende Leiterin des Hauses.  Seit Sommer 2021 ist sie zudem die kommissarische Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte.

Bereits 2015 konnte unter ihrer Leitung das Digitale Magazin eingeführt werden, in dem die digitale Überlieferung der Stadt für die Zukunft erhalten wird. Seit 2016 koordinierte sie ein großes Kooperationsprojekt zur Digitalisierung von zwölf Archivbeständen. Erstellt wurden insgesamt 2,1 Millionen Digitalisate, die nun für Benutzerinnen und Benutzer unkompliziert im Internet recherchierbar sind.

Zu den zentralen Angeboten des Instituts für Stadtgeschichte zählt darüber hinaus die Schaffung bequemer Recherchemöglichkeiten für die Nutzer. Mehr als 700.000 Datensätze mit Metadaten zu Archivgut sind derzeit in den archiveigenen Datenbanken erfasst und online recherchierbar. Für eine Verbesserung dieses Service migriert das Institut für Stadtgeschichte derzeit die Daten aus einer veralteten Software in das Archivportal Arcinsys und sorgt so für eine optimierte Zugänglichkeit, ein langwieriger, bald abgeschlossener Prozess, der von Lutz intensiv begleitet wurde.

„Ich verlasse das Institut für Stadtgeschichte mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt sie zu ihrem Abschied. „Ein so großes kommunales Archiv voranzubringen, hat mich erfüllt und das Arbeitsumfeld in dem wunderschönen mittelalterlichen Karmeliterkloster ist sicher einzigartig. Nun freue ich mich aber auch sehr auf neue berufliche Herausforderungen in einer Leitungsposition in einem bayerischen Archiv. Ich danke all meinen Kolleginnen und Kollegen im Institut für Stadtgeschichte für die gute und enge Zusammenarbeit. Das sehr große Engagement der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat die zukunftsweisenden Projekte der vergangenen Jahre erst möglich gemacht.“

Ab Dienstag, 1. Februar, übernimmt Franziska Kiermeier die kommissarische Leitung des Instituts für Stadtgeschichte. Sie kam 2012 ins Haus und leitet seit 2015 die Abteilung „Zeitgeschichte und Gedenken“. Zuvor hat sie drei Jahre für die damalige Oberbürgermeisterin Petra Roth gearbeitet. Franziska Kiermeier hat Politik, Volkswirtschaft und Germanistik in Trier und Lund/Schweden studiert und war danach mehrere Jahre in der Thüringer Staatskanzlei tätig, wo sie von 2007 bis 2009 das Referat „Reden und Dokumentation“ leitete. Seit 2017 gehört sie dem Vorstand der Gesellschaft für Frankfurter Geschichte an.

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Hartwig gratuliert: „Als langjährige Mitarbeiterin des Instituts für Stadtgeschichte bringt Franziska Kiermeier alle erforderlichen Erfahrungen und Vorkenntnisse mit, um ihre neue Aufgabe erfolgreich wahrzunehmen. Die von ihr geleitete Abteilung ‚Zeitgeschichte und Gedenken‘ ist für alle Anfragen rund um das Thema Erinnerungskultur zuständig. Mit dem eigenen Haus, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den stadtinternen Abläufen ist sie also bestens vertraut. Ich freue mich darauf, die bisherige, gute Zusammenarbeit gemeinsam weiterzuführen.“

Fotos:
Franziska Kiermeier
©ISG
Alexandra Lutz
©ISG