Seit 30. April 2022 im Historischen Museum Frankfurt
Roswitha Cousin
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wir hatten schon darüber berichtet, daß sich das Historische Museum Frankfurt auf vielfältige Weise um die Aufarbeitung deutscher Geschichte, hier des Rassismus kümmert, sei es durch Ausstellungen, sei es durch Veranstaltungen oder Veröffentlichungen. So gibt es derzeit kleine Kabinettsausstellungen, die jeweils eine Person, die unter Rassismus litt oder dafür steht, im Mittelpunkt haben. Nun ist eine weitere gewichtige Aktion hinzugekommen.
Ende April wurde die Interventionsspur im Historischen Museum Frankfurt eröffnet. Sie wirft einen rassismuskritischen Blick auf die Dauerausstellungen des HMF. Mit insgesamt 18 Interventionen haben Aktivisenund Künstler of Color ausgewählte Objekte und deren Geschichte kommentiert, verändert oder ergänzt.
Dazu haben sich sofort Verantwortliche der Kulturpolitik geäußert: „Herzlich gratuliere ich dem Historischen Museum, das in dieser Stadt vorbildlich das Thema der Diversität sowohl in der Personalpolitik als auch in der Programmgestaltung vorantreibt. Dank des Förderprogramms „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes konnte eine Gruppe von. Künstlen die Dauerausstellungen im Hause kritisch kommentieren“, charakterisierte Kulturdezernentin Ina Hartwig das Museum während der Pressekonferenz zur Eröffnung der Interventionsspur Ende April.
Das partizipative Projekt „Blickwechsel – dem Rassismus auf der Spur“ fügt den Exponaten kritische Betrachtungen und neue Perspektiven hinzu. Mit insgesamt 18 Interventionen haben Aktivisten und Künstler*innen of Color ausgewählte Objekte und deren Geschichte kommentiert, verändert oder ergänzt. „Ihre kritische Sicht auf überlieferte Narrative präsentieren sie mit künstlerischen Mitteln und geben so Einblick in Erfahrungen von rassistisch stereotypisierenden Zuschreibungen“, sagt Kulturdezernentin Hartwig. Hierfür wurde aus Perspektiven nicht-weißer und intersektionaler Positionen eine Spur durch das Haus erstellt, die Rassismus sichtbar macht, aber auch Strategien von Selbstermächtigung und Widerstand nutzt.
„Museen sind keine neutralen Räume. In ihnen wird das kollektive Erinnern geprägt und Wissen vermittelt. Umso wichtiger sind die Fragen danach, wer hierbei mitspricht und wer repräsentiert wird, welche Perspektiven gezeigt werden und welche fehlen. Als Museum eröffnen wir einen Raum, in dem den alten Deutungshoheiten neue Deutungen gegenüberstehen.“ So Kuratorin Puneh Henning, die ein Jahr lang zusammen mit der Projektgruppe von Künstlen und Aktivisten die rassismuskritischen Kommentierungen erarbeitet hat.
Mit der Intervention reagiert das Museum auf drei Entwicklungen des letzten Jahrzehnts:
„1.Deutschland ist ein Einwanderungsland, und das schon lange: Diese Erkenntnis hat sich aber erst in den letzten Jahren durchgesetzt,
2. Der NS ist auch 76 Jahre nach Kriegsende nicht zu Ende: Eine viel zu lange missachtete Erbschaft ist der Rassismus, und
3. Der Kolonialismus ist auch eine deutsche Geschichte, und der Rassismus der Gegenwart ist damit ebenso verbunden wie mit dem NS“ – betont Museumsdirektor Jan Gerchow.
Die Interventionen umfassen fiktionale und ironische Ergänzungen, Gegenüberstellungen, Protestaktionen und Überblendungen einzelner Museumsobjekte. Die Stationen machen durch ihre Gestaltung auf sich aufmerksam und zeigen deutlich, dass sie eine andere Perspektive wiedergeben. Die zu der Interventionsspur publizierte Thementour liegt auf Deutsch und Englisch im Museum aus.
Fotos:
Rassistische Blicke Einblick Interventionsspur
Blickwechsel Einblick Interventionsspur
Kein Ende in Sicht Einblick Interventionsspur
alle Fotos©HMF Horst Ziegenfusz
Info:
Veranstaltungen des Rahmenprogramms:
Plurale Erinnerungskulturen in der postmigrantischen Stadtgesellschaft
Führung und Podiumsgespräch:
Samstag, 21. Mai 2022, 15.30 - 18 Uhr
Leopold-Sonnemann-Saal, Eintritt frei.
Führung durch die Interventionsspuren mit Kuratorin Puneh Henning
Mittwoch, 25. Mai, 16 Uhr
Eintritt: 8€ / 4€ ermäßigt + 3€ Führung
Öffnungszeiten
Montag geschlossen
Dienstag bis Sonntag: 11 bis 18 Uhr
Eintrittspreise
Dauerausstellungen (HMF + Junges Museum): 8 €/ermäßigt 4 €
Wechselausstellung (HMF): 10 €/ermäßigt 5 €
Alle Ausstellungen: 12 €/ermäßigt 6 €
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren: Eintritt frei!
Historisches Museum FrankfurtMontag geschlo ssen Diens tag – Sonntag 1 1:00 - 18 :00 Uhr
Dienstag – Sonntag 11:00 - 1 8:00 U
Saalhof 1
60311 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 212-35599
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www.historisches-museum-frankfurt.de