alle dreiDer TIGERPALAST muß die 35. Spielsaison vorzeitig beenden, es sei denn...

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Was Eintracht Frankfurt mit dem TIGERPALAST zu tun hat? Zu wenig! Viel zu wenig, denn als die Situation umgekehrt war, als Eintracht Frankfurt mit dem Abstieg in die zweite Liga daniederlag, der Tigerpalast aber zweimal täglich mit voller Besetzung Triumphe feierte, da war es sein Gründer Johnny Klinke, der bei jeder Gelegenheit über die Eintracht und die notwendige Unterstützung der Frankfurter Institutionen und der Frankfurter selbst sprach und an vorderster Front die Sympathisanten sammelte.

besserDas muß heute keiner tun, wo Eintracht Frankfurt trotz eines Unentschieden auf dem vierten Rang der Bundesliga in der Weltmeisterschafts-/Weihnachtspause überwintern kann; andererseits ist der TIGERPALAST seit dem Auftreten von Corona, dem Spielverbot, der Erlaubnis, dem neuen Verbot, der Maskenpflicht, den notwendigen Abständen zwischen den Gästen und dem von allen Kultureinrichtungen konstatierten Besucherrückgang, seitdem sie wieder offen sein dürfen, dringend zu unterstützen. Es ist, als ob die monatelange Absenz von kulturellen Ereignissen auch die Gewohnheit, solche gerne und zahlreich aufzusuchen, heruntergeschraubt hätte. Davon berichten Theater, Oper, Museen, die aber, im Gegensatz zum Tigerpalast als öffentliche Einrichtungen von der Stadt, dem Land, dem Staat finanziert werden. Es war Jahrzehnte der Stolz der Macher des TIGERPALASTS, den Gründern und Direktoren Margareta Dillinger und Johnny Klinke, zu denen sich Robert Mangold, Geschäftsführender Gesellschafter der Tiger und Palmen Gruppe gesellte, den TIGERPALAST alleine zu stemmen und keine öffentlichen Gelder zu beanspruchen. Das fordern sie auch jetzt nicht, werden aber durch vorübergehende Schließungen auf die eingetretene Situation reagieren müssen.

margaSeit der Eröffnung am 15. September des Jahres ist die 35. Saison mit einer um 30 Prozent reduzierten Platzanzahl bespielt worden. Dennoch hat der TIGERPALAST bis heute diese Monate mit einer bis 80prozentigen Auslastung überstanden, was sich auch bis Weihnachten fortsetzen wird. Hoffentlich. Aber dann im Januar und Februar deuten sich massive Besucherrückgänge an. „Aus diesen Gründen müssen wir leider, in Rücksicht auf alle Mitarbeitenden und Geschäftspartner, die aktuelle Spielzeit vorzeitig beenden.“, betonen Margarete Dillinger und Johnny Klinke. Denn abgesehen von dem veränderten, nämlich zurückhaltenden Publikumsverhalten ist auch das zweite Standbein des TIGERPALASTS, das Restaurant betroffen, wie alle anderen in Frankfurt auch. Und auch das ist noch nicht alles. Hinzugekommen ist die seit dem Ukrainekrieg aufgetretene Verteuerung erst der Energiekosten, inzwischen aller Kosten, eine starke inflationäre Bewegung.

Im Nachhinein ist eh erstaunlich, wie gut die drei Verantwortlichen den TIGERPALAST durch drei schwierige Coronajahre steuerten. „Wir, die Verantwortlichen der 35jährigen Erfolgsgeschichte des Varietés haben die Jahre der Coronapandemie mit Improvisationskraft und kluger Kreativität versucht zu überbrücken.“ Nachdem 2020 der Lockdown die Künstlershow beendete, mußte auch 2021/2022 frühzeitiger geschlossen werden. Für die jetzige vorgesehene Schließung des Varietésbetriebs haben sich die Verantwortlichen eine besondere Konstellation ausgedacht: „Um eine Schließung der gesamten Spielstätte abzuwenden, werden alle Mitarbeitenden des Tigerpalast Varieté´Theaters nach Ende der 35. Spielsaison in eine Anstellung in anderen Firmen der Tiger und Palmen Gruppe übergehen“, betonte Robert Mangold. Wenn am 31. August 2023 die 36. Saison eröffnet wird, gehören sie wieder zum Tigerteam, zu dem ja - sagen wir es deutlich, dank der persönlichen und fachlichen Künstlerbetreuung durch Margarete Dillinger, die ein regelrechtes Künstlernetzwerk aufgebaut hat, Rückhalt, ja Halt für viele ist – die weltbesten Artisten gehören, die auf die Bühne des Tigerpalasts zurückkehren.

Und was war jetzt mit der Eintracht? Ganz einfach, aber durchschlagend wäre es, wenn sie öffentlich für den TIGERPALAST einträte, ihre Spieler samt Familien dorthin einlüde, erst recht alle Sponsoren und diejenigen, die den Spielbetrieb der Eintracht aufrechterhalten. Auch Weihnachtsfeiern kann man im Tigerpalast abhalten und erst recht Gäste der Eintracht aus aller Welt dorthin einladen. Und wenn die Fans der Eintracht mit ihren verschiedenen Fanclubs auch noch kamen, das wäre ja gar nicht auszudenken! Entscheidend wären aber die Monate Januar und Februar, wo sich Eintracht Frankfurt zusammen mit den Verantwortlichen des TIGERPALASTS etwas einfallen lassen könnte, was den Abbruch des Spielbetriebs hinauszögern könnte.

Man muß es nur machen, denn immerhin sind sie beide Leuchttürme der Stadt Frankfurt: Eintracht Frankfurt und der TIGERPALAST.

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