Nachtaktiver Nachwuchs bei den Erdferkeln im Frankfurter Zoo
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ist das vom Zoo zur Verfügung gestellte Foto des Neugeborenen nicht hinreißend?! Soviel Vertrauen und soviel Wohlbefinden von einem wenige Wochen alten kleinen Tier. Denn die Erdferkel im Frankfurter Zoo haben für Nachwuchs gesorgt. Kurz vor Weihnachten brachte Mutter Ermine ein gesundes Jungtier zur Welt. Damit kann der Frankfurter Zoo insgesamt 35 Erdferkelgeburten verzeichnen und ist damit weltweit einer der erfolgreichsten bei der Zucht der außergewöhnlichen Säugetierart.
Am Donnerstag, 22. Dezember, erblickte im Grzimekhaus des Frankfurter Zoos ein kleines Erdferkel das Licht der Welt. Wobei das mit dem Licht so eine Sache ist. Denn erstens werden Erdferkel im Schutz von Erdhöhlen geboren und zweitens lebt die Art nachtaktiv. Dementsprechend hat Mutter Ermine ihr Jungtier in der Wurfbox der Erdferkel-Anlage zur Welt gebracht, in welcher der Nachwuchs die ersten Lebenswochen verbringt. Die 14-jährige Ermine ist eine erfahrene Mutter, für sie war es bereits die sechste Geburt. Vater des Jungtiers ist der 2002 geborene Irmo.
Bis das Jungtier – ein Weibchen mit dem Namen Mbali – seine Mutter durch die Schauanlage begleitet, wird es noch eine Weile dauern, denn bis zu sechs Wochen lang bleibt der Nachwuchs in der Höhle, die von der Mutter nur zum Säugen aufgesucht wird. Ein Monitor an der Anlage zeigt Live-Bilder aus der Wurfbox, sodass man mit etwas Glück einen Blick auf das Kleine erhaschen kann.
„Ich freue mich sehr über den Zuchterfolg des Zoos. Es ist schön, dass es bei den beliebten Erdferkeln nun wieder Nachwuchs gibt. Die Art ist ohnehin ein Highlight der großen Nachtabteilung im Grzimekhaus“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft. „In Deutschland kann man die urtümlichen Säugetiere außer in Frankfurt derzeit nur in den Zoos von Berlin, Halle, Köln und Saarbrücken bestaunen.“
Erdferkel (Orycteropus afer) haben eine kompakte, gedrungene Gestalt. Sie leben als Einzelgänger, die sich nur in der Paarungszeit zusammenfinden. Das „Ferkel“ in ihrem Namen verdanken sie der schweineartigen Rüsselscheibe am Ende ihrer langen Schnauze, mit deren Hilfe sie ihre Nahrung – vor allem Ameisen und Termiten – im Boden aufspüren. In Wirklichkeit sind sie jedoch nicht mit den Schweinen verwandt, sondern stellen die einzigen Vertreter der Ordnung der Röhrenzähner dar.
„Nachzuchten bei unseren Erdferkeln sind immer ein Grund zur Freude, denn damit können wir einen wichtigen Beitrag zur Zoopopulation dieser Art leisten. Durch ihre nachtaktive Lebensweise sind Erdferkel nämlich vergleichsweise selten in Zoos zu sehen. Aufgrund ihrer anatomischen Besonderheiten, die sie von allen anderen lebenden Säugetieren unterscheiden, sind sie auch zoopädagogisch ausgesprochen interessant“, erklärt Zoodirektorin Christina Geiger.
Der Frankfurter Zoo kann auf eine lange Erdferkel-Haltung zurückblicken: Mit Unterbrechungen wird die Art seit 1925 gezeigt und äußerst erfolgreich gezüchtet. 1962 gelang hier die Welterstzucht. Bereits 35 Erdferkel kamen seitdem in Frankfurt zu Welt. In Europa gab es lediglich im Burgers‘ Zoo in den Niederlanden mehr Nachwuchs. „Das ist insofern bemerkenswert, als dass es eines sehr guten Gespürs für die Tiere sowie ihre Bedürfnisse und Eigenheiten bedarf, um sie zur Zucht zu bringen, denn aufgrund ihrer Seltenheit in Zoos und ihres verborgenen Lebens im Freiland ist nach wie vor längst nicht alles über ihre Lebensweise bekannt“, erläutert Geiger.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Erdferkel liegt in Afrika: Sie kommen in weiten Teilen südlich der Sahara vor, wo sie sowohl Savannen als auch Regenwaldgebiete und Buschland bewohnen. In einigen Gebieten, in denen der Mensch besonders stark in ihre Lebensräume eingegriffen hat, sind die Bestände zurückgegangen. Trotzdem wird das Erdferkel von der Weltnaturschutzunion IUCN derzeit noch als „nicht gefährdet“ eingestuft.
Foto
Der Erdferkel-Nachwuchs
©Zoo Frankfurt