FRANKFURT LIEST EIN BUCH 2014: Eckhard Henscheids VOLLIDIOTEN, Teil 7
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am morgigen Samstag werden zwei das nachmittägliche Eintrachtspiel gegen Mainz im Stadion verfolgen, die um 1980 jahrelang dabei waren: der eine auf dem Rasen als Spieler, das ist Bum Kun Cha, der andere sein Fan Eckhard Henscheid, Schriftsteller und Autor der DIE VOLLIDIOTEN, Grundlage des diesjährigen FRANKFURT LIEST EIN BUCH.
Schon bei der ersten Begegnung mit Eckhard Henscheid Anfang dieser Woche beim Presserundgang durchs Nordend, erzählte Henscheid fast ein wenig aufgeregt, auf jeden Fall mit großer Freude davon, daß sein Idol, der koreanische Fußballspieler Bum Kun Cha Mitte der Woche nach Frankfurt käme. Keiner der Journalisten wußte davon. Als am Montagabend dann in der Nationalbibliothek das Henscheid Lesefest eröffnet wurde und der Hauptakteur am Schluß zu Wort kam, staunte man, weil der wortgewaltige und früher gerne im Mittelpunkt stehende Autor sich äußerst knapp hielt und als Wichtigstes davon sprach, daß der Ex-Eintrachtspieler Bum Kun Cha in dieser Woche aus Korea nach Frankfurt käme.
Verblüffung. Denn man hatte in Frankfurt von dem Spieler, der seit 1979 unter Eintrachtvertrag stand, lange nichts gehört. Die letzte bewußte Wahrnehmung war, als sein in Frankfurt 1980 geborener Sohn Du-ri ebenfalls von Eintracht Frankfurt verpflichtet wurde und hier spielte. Aber jetzt geht es um Bum Kun Cha, der also ab 1979 Stürmer der Eintracht war, wobei die Veränderung der Zeit schon beim Namen anfangen. Denn korrekt müßte man Cha Bum-kun schreiben, was die koreanische Schreibweise ist. Aber damals war die political correctness noch nicht angesagt und inzwischen dürfte man für Deutschland den Namen auch nicht mehr verändern, den er ist festgehalten in der Ode an Bum Kun Cha, die Eckhard Henscheid ihm in zehn Strophen widmete.
Aber dazu kommen wir noch, zuerst einmal geht es um den wirklichen, am 22. Mai 1953 in Südkorea geborenen koreanischen Fußball-Nationalspieler. Er hatte schon als Jugendlicher mit 15 Jahren trainiert und wurde mit 19 Jahren südkoreanischer Nationalspieler. 1978 ging er nach Deutschland, zuerst zum SV Darmstadt 98, was ein Kürzestgastspiel wurde, denn er mußte in Südkorea seinen Wehrdienst ableisten. Danach kehrte er nach Deutschland zurück, allerdings nach Frankfurt, wo ihn die Eintracht ab 1979 verpflichtete. Er schlug als Stürmer und Mitspieler einfach derart ein, daß er nicht nur auf Anhieb Stammspieler wurde, sondern mitverantwortlich wurde für den Erfolg, den die Eintracht am Ende der Saison mit dem Gewinn des UEFA-Pokal errang. 1981 wurde er mit der Eintracht DFB-Pokalsieger.
Warum er überhaupt vier Jahre später 1983 zu Bayer Leverkusen ging, haben wir vergessen, nicht aber, daß er für die Eintracht 122 Bundesligaspiele absolvierte und dabei 46 Tore schoß. Richtig witzig ist, daß er auch mit den Leverkusenern den UEFA Pokal erspielte, das war 1988, wobei er damals der einzige Bundesligaspieler war, der überhaupt mit zwei verschiedenen Mannschaften den UEFA-Pokal gewann. Bum Kun Cha blieb bis 1989 in Leverkusen und ging nach 185 Bundesligaspielen für seinen letzten deutschen Verein und 52 Toren zurück nach Korea.
Dort wurde er sofort wieder Mitglied der südkoreanischen Nationalmannschaft, für die er in 14 Jahren von 1972 bis 1986 in insgesamt 127Länderspiele 55 Tore schoß. Mit seiner Mannschaft war er 1986 Teilnehmer der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. Er wurde ebenfalls als Asiens Fußballer des 20. Jahrhunderts ausgezeichnet.[
Noch in Deutschland hatte er an der Kölner Sporthochschule die Trainerlizenz erworben und machte 1990 in Südkorea eine eigene Fußballschule auf. Vor allem wurde er Trainer und auch Trainer der südkoreanischen Nationalmannschaft,mit er er die Qualifikation für die WM 1998 erreichte. Doch dann passierten einige schräge Sachen. Nach der zweiten Niederlage der Mannschaft in der 0:5 Niederlage gegen die Niederlage wurde er von seiner Aufgabe sofort entbunden und entlassen. Als dann noch ein älteres Interview erschien, wo Cha ganz offen über die Probleme des koreanischen Fußballs in Form von Korruption und Bestechung sprach, wurde er für den koreanischen Fußball gesperrt.
Wir fänden das sicher mutig, daß er angesichts seiner Arbeitsverbotes nach China ging und dort einen Erstligisten trainierte. 2004 dann ging er nach Korea zurück, heuerte als Trainer bei den Suwon Swamsung Bluewings an, mit denen er zweimal die südkoreanische Meisterschaft gewann, und in zwei Jahren internationale Erfolge hatte, 2009 die Pan-Pacific Championship.
Welche Bedeutung Bum Kun Cha für die Eintracht hatte, gibt das Gedicht von Eckhard Henscheid wieder, das er – so sagt man – parodistisch anlehnte an die Ode von Friedrich Gottlieb Klopstocks „Der Zürichsee“. Wir wollen es getrennt vollständig abdrucken und später über die morgige Reaktion der Eintrachtspieler und des wohl ausverkauften Stadions gegen Mainz zu Besuch des Duos Henscheid/Bum Kun Cha berichten. Übrigens hatte der Sohn Du-ri nach seiner Verpflichtung bei er Eintracht bei Mainz gespielt.
Foto: Ja, links steht Bum Kun Cha im damaligen Eintrachtrickot. Aber daneben steht nicht Eckhard Henscheid. Dessen Fußballspiel hat es in diese Liga nie geschafft. Dafür hatte er es aber geschafft, den Eintrachtler Bernd Hölzenbein in die Nationalmannschaft zu schreiben, wo dieser Wunder tat. Rechts, das ist natürlich Mitspieler Jürgen Grabowski!