Eintracht Frankfurt läßt 1. FSV Mainz 05 mit 2:0 liegen
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ein interessantes, ein packendes Spiel im Rhein-Main-Derby, in dem sich die 50 400 Zuschauer keine Minute langweilten.Ein Sieg für die Eintracht, der dem Spielverlauf folgt, in dem die anfänglich starken Mainzer gegenüber den drängenden Frankfurtern am Schluß nur noch zu Mitspielern wurden.
Gleich in der ersten Minute sind die Mainzer brandgefährlich, aber Carlos Zambrano klärt mit dem Kopf. Im Gegenzug in der 4. Minute ein guter Ball von Johannes Flum auf Stefan Aigner. Abseits. Gleich darauf ist die Eintracht wieder am Drücker und Constant Djakpa schießt aus über 20 Metern direkt ins Tor, gehalten vom Tormann Loris Karius. Es folgt
eine gut gezielte Flanke von Aigner. Bei den Mainzern versucht es Joo-Ho Park, der immer sehr gut steht, in der 9. Minute, aber er ist ängstlich und gibt den Ball zurück, von wo er bald wieder vor einem Eintrachtfuß landet. Es ist erneut Aigner und wäre ein Tor geworden, wenn der Mainzer Nikolce Noveski den scharfen Ball nicht herausgeköpft hätte.
Ziemlich unterwegs, beide Mannschaften, man spürt, hier wollen welche gewinnen. In der ersten Halbzeit waren für die Eintracht noch die 19. Minute wichtig, als Stefan Aigner eine Flanke von Djakpa direkt an die Latte köpft. In der 35. Minute ist es Joselu, der den Ball von Djakpa von links gezielt in die Torecke köpft, wo Karius seine Klasse zeigt, in dem er mit den Fingerspitzen den Ball um den Pfosten lenkt. Richtig gefährlich wurden die Mainzer erst in der 43. Minute, als Eric Maxim Choupo-Moting eine Flanke in den Torraum der Eintracht aufnimmt, indem er hoch in die Luft steigt und nur sehr knapp vorbeiköpft.
Insgesamt hatte die Eintracht mehr vom Spiel, aber die Mainzer stehen sehr gut. Sie sind immer zur Stelle, bekommen mehr Bälle. Ihnen gelingt es, sowohl den Raum, wie auch den Mann zu decken. Die Eintracht hingegen setzt allein auf Raumdeckung, was immer wieder gefährliche Situationen ermöglicht. Das wird nach dem Spiel die Statistik bestätigen, wonach mit 54 Prozent zu 46 die Mainzer mehr Aktionen am Ball hatten und auch in der Paßgenauigkeit mit 85 Prozent zu 74 vorne liegen. Allerdings gewinnt die Eintracht bei Zweikämpfen zu 55 Prozent.
Die zweite Halbzeit ging in der 46. Minute gleich mit einem Angriff der Mainzer los. Die Flanke von Zdenek Pospech köpft Choupo-Moting ins Tor. Eintrachttorhalter Kevin Trapp ist ohne Chance, aber auf der Linie steht Alexander Madlung – der auch ansonsten eine prima Partie spielt - und kickt den Ball ins Aus. Das gibt den Mainzern kurzzeitig Auftrieb, bis die Eintracht sich in der 52. Minute erstmals durchsetzt. Nach einem scharfen Schuß von Barnetta ins Mainzer Tor – die ersten brüllen schon TOR!! - landet der Ball an der Querlatte, prallt ins Feld, Gerangel vor dem Tor, der Ball landet recht, wo Jung vors Tor flankt und Joselu am höchsten steigt und einköpft zum 1:0 für die Eintracht.
Das war insofern die Entscheidung, als ab jetzt die Frankfurter massiv aufspielten. Allerdings gaben die Mainzer nie auf, aber sie verloren ihren aggressiven Stil, der sich nur noch in Fouls manifestierte (E:10; 1.FSV:18), dennoch einige Torchancen enthielt. Als dann in der 85. Minute der rührige Stefan Aigner den Ball erobert und vor das Mainzer Tor flankt, steht Alexander Meier richtig und verlängert die Flanke im Direktschuß zum 2:0. Das war nicht nur ein echtes Maier-Tor, sondern zeigte die weise Entscheidung von Trainer Armin Veh, der in der 62. Minute Meier hineinnahm, als der verletzte Flum hinausmußte.
Nach wie vor geben sich die Mannschaften nichts, das Spiel bleibt packend. Es ist ein richtiger Schlagabtausch, ein Kampf mit Glück und Unglück, wo das 3:0 näher lag als ein Tor der Mainzer. Das übrigens zeigt, wie unterschiedlich Zahlen zustande kommen. Sonst sind die Anzahl von Ecken gern ein Beleg für die Überlegenheit. Hier steht es am Schluß 6:2 für die Mainzer, die auch mit 17 Torschüssen drei mehr wagen als die Eintracht mit 14, während die Flanken aus dem Spiel auf Eintrachtseite 13 Mal erfolgten, bei den Mainzern nur 7 Mal. Wie sehr diese flankenden Spieler mitdachten, konnte man auf dem Feld immer dann sehen, wenn einer den umkämpften Ball weit auf die andere Seite flankte, wo der jeweilige Mann einsam und ungedeckt gut agieren konnte.
P.S. Loris Karius ist ein guter Tormann. Sein Name allerdings ist märchenhaft. Denn der Vorname Loris, dahinter verbergen sich nicht nur aus der Primatenfamilie die sogenannten Faulaffen, sondern auch die Honigpapageien. Erwähnenswert ist uns jedoch etwas anderes. LORIS, das war das Pseudonym von Hugo von Hofmannsthal für seine frühen Gedichte und auch spätere Werke und zieht sich durch dessen Leben. Und Karius, den Namen kennt unsereiner auch noch aus dem norwegischen Kinderfilm, in dem es auf lustige Art um Zahnpflege ging. Witzig.
Die Pressekonferenz nach dem Spiel
Thomas Tuchel: Glückwunsch zum Sieg. Ich finde, daß wir beide Halbzeit gut gestartet hatten...Im Nachhinein hätte nur ein Führungstor geholfen, wir haben umständlich und träge gewirkt, nicht nur körperlich, auch in der Auffassungsgabe und Handlungsschnelligkeit. Weit hinter Bestform, auch im Vorwärtsverteidigen, das Spiel ist unsererseits geplätschert, wir sind auf jeden Fall nicht zufrieden. Der Sieg der Eintracht geht in Ordnung. Auch aus dem Gegentor holten wir keine Chance und Frische, wir gratulieren ohne Groll und Häme.
Armin Veh: Unheimlich wichtiger Sieg für den Abstiegskampf. Das Spiel war relativ ausgeglichen, angesichts der Torchancen der Sieg nicht unverdient. Letztes Jahr haben wir leidenschaftlichen Fußball gespielt. Momentan spielen wir so, wie es sich für die Bundesliga gehört. Wir dürfen nicht viel zulassen. Das macht die Mannschaft inzwischen super. Wir haben so oft unglücklich verloren, das wir jetzt einfach happy sind.
Veh spricht sich vehement gegen die Aufstellung von Bayern München am heutigen Tag aus, die in Augsburg 1:0 verloren haben und ihre besten Spieler für das Europaspiel schonten.
Wo blieb Bum Kun Cha?
Nicht aufzuklären war, wo der von uns angekündigte ehemalige und besonders erfolgreiche koreanische Eintrachtspieler Bum Kun Cha abgeblieben war. Er wurde auf jeden Fall nicht offiziell über die Lautsprecher begrüßt! Aber zwei Kollegen haben ihn auf der Tribüne gesehen. Die Presseabteilung wußte von nichts, nur, daß er die Ehrenkarten ins Hotel geliefert erhielt und daß wegen der DFL-Richtlinien das Kamerateam aus Korea am Samstag zum Spiel keine Dreherlaubnis im Stadtion hatte. Die Bundesliga verhält sich auch in anderen Fragen sehr rigide. Wir versuchen, dies aufzuklären.
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