Drei Diskussionsveranstaltungen auf dem Campus Bockenheim und vor dem Jüdischen Museum
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Sound- und Gesprächsinstallation „Reden Bewegen“, die das Jüdische Museum Frankfurt im Mai im Rahmen des Paulskirchen-Jubiläums auf seinem Vorplatz präsentiert hat, ist von Donnerstag, 15., bis Sonntag, 18. Juni, jeweils von 10 bis 18 Uhr, vor dem Offenen Haus der Kulturen auf dem Campus Bockenheim und von Montag, 19., bis Mittwoch, 28. Juni, jeweils von 10 bis 17 Uhr, erneut auf dem Vorplatz des Jüdischen Museums zu sehen. Vor dem Museum ist die Installation zum vorerst letzten Mal öffentlich zu sehen; aufgrund des großen Interesses wurde diese Präsentation daher um vier Tage verlängert.
Die Installation widmet sich der bundesdeutschen Erinnerungskultur, die in der Paulskirche geprägt, weiterentwickelt und in Konflikten ausgehandelt wurde.
Die Veranstaltungen
„Welche Geschichte/n werden wir (weiter-) erzählen?“ ist der Titel des Gesprächs, das am Sonntag, 18. Juni, 18 Uhr, direkt an der Installation vor dem Haus der Kulturen stattfindet. In dem Gespräch wird es unter anderem darum gehen, welche Rolle intergenerationale und multidirektionale Erinnerungen in der Bildungs- und Erinnerungskultur spielen.
Auf dem Podium diskutieren Mizgin Bilmen, Theater- und Opernregisseurin, Esther Dischereit, Autorin und Lyrikerin, Sabena Donath, Direktorin der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ariella Hirshfeld, Schauspielerin, sowie Kubilay Sarikaya, Filmregisseur, Schauspieler und Sozialarbeiter.
Die Moderation übernimmt Onur Suzan Nobrega, Soziologin an der Goethe-Universität Frankfurt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Es handelt sich um eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Offenen Haus der Kulturen.
„Rückkehr und Neubegründung. Die jüdische Remigration nach Frankfurt“ ist Thema der Kurzvorträge und des Podiumsgesprächs am Donnerstag, 22. Juni, 18 Uhr, auf dem Vorplatz des Jüdischen Museums. Nach dem Krieg kehrten nur wenige der überlebenden Jüdinnen und Juden nach Frankfurt zurück. Unter dem Schutz der US-amerikanischen Militärverwaltung aber siedelten sich einige jüdische Organisationen, wie etwa die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), in Frankfurt an. Auch die meisten Mitglieder des Instituts für Sozialforschung setzten ihre Forschungen im Keller des ausgebombten Institutsgebäudes fort. Welche Rolle spielte in diesen Entscheidungen der Diskurs um einen demokratischen Neuanfang, wie er in der Paulskirche geführt wurde?
Tobias Freimüller, stellvertretender Direktor des Fritz Bauer Instituts, und Felix Trautmann, Philosoph am Institut für Sozialforschung, gehen diesen Fragen in Kurzvorträgen nach und diskutieren dies anschließend mit der Sozialwissenschaftlerin Prof. Sabine Hering.
Die Moderation übernimmt Sara Soussan, Kuratorin Jüdische Gegenwartskulturen, Jüdisches Museum Frankfurt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die letzte Begleitveranstaltung zur Gesprächsinstallation „Reden Bewegen“ findet am Sonntag, 25. Juni, 18 Uhr, auf dem Vorplatz des Jüdischen Museums statt.
Zum Abschluss werfen die Podiumsteilnehmer unter dem Titel „Erinnerungspolitik in der Paulskirche“ einen Blick zurück auf das Paulskirchenjubiläum im Mai. Im Sinne einer Zwischenbilanz diskutieren sie die Frage, welche politischen Erwartungen mit diesem Ort weiterhin verbunden sein werden, was man sich von der Symbolkraft der Paulskirche verspricht und inwieweit sie ein Schauplatz der kritischen Auseinandersetzung bleibt.
Auf dem Podium sprechen Prof. Michel Friedman, Publizist, Moderator und Philosoph, Prof. Philipp Oswalt, Architekturtheoretiker, Universität Kassel, sowie Prof. Mirjam Wenzel, Direktorin Jüdisches Museum Frankfurt. Moderiert wird das Gespräch von der Journalistin Claudia Sautter. Zum Ausklang bietet das Museum Snacks und Drinks an. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die Installation „Reden Bewegen“ besteht aus 13 Klang- und Sitzkörpern und einer runden Bühne. Sie lädt dazu ein, sich mit Reden und Debatten zu vier Themenfeldern zu beschäftigen:
Exil, Ruine und Wiederaufbau: zur Symbolik der Architektur und den ersten Versammlungen in der Paulskirche;
Darstellungen und Reflexionen von Auschwitz;
nationalkonservative Geschichtspolitik mit Rückbezug auf die Nationalversammlung von 1848;
Pluralisierung der Erinnerung.
„Reden Bewegen“ thematisiert die Paulskirche als einen Ort, in dem um das demokratische Selbstverständnis und eine angemessene Perspektive auf die deutsche Geschichte gerungen wird. Zu den ausgewählten Reden gehören unter anderem die von Thomas Mann anlässlich der Verleihung des Goethe Preises (1949) oder von Josephine Baker (1975) anlässlich der Vorstellung ihres Buchs „Die Regenbogenkinder“. Zu hören sind auch Martin Walser mit seiner umstrittenen Friedenpreisrede (1998) sowie die Erwiderung von Ignatz Bubis am 9. November desselben Jahres sowie Saul Friedländer, dessen Friedenpreisrede (2007) in weiten Teilen aus Briefen bestand, die seine Familienangehörigen und Freunde nach ihrer Vertreibung 1939 bis zu ihrem Tod in den Vernichtungslagern geschrieben haben.
Die Gesprächsinstallation wurde vom Künstlerkollektiv YRD.Works entworfen und
gestaltet. Für die inhaltliche Konzeption zeichnen die Direktorin des Jüdischen Museums, Prof. Mirjam Wenzel, und Felix Trautmann, Philosoph am Institut für Sozialforschung, verantwortlich.
Mehr Informationen zur Installation sowie die dort zu hörenden Reden finden sich unter reden-bewegen.de im Internet.
Foto:
Sound- und Gesprächsinstallation „Reden Bewegen“ vor dem Jüdischen Museum
© Jüdisches Museum Frankfurt
Info:
Quelle: Stadt Frankfurt
Pop-up-Installation „Reden Bewegen“ zur Erinnerungskultur in der Paulskirche im Juni
- Details
- Kategorie: Heimspiel