Egon Wamers zu Herrschaft und Hof Karls des Großen im Archäologischen Museum Frankfurt
Roman Herzig und pia
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir kommen mit der Ankündigung von Vorträgen über Karl den Großen kaum nach. Denn der Bezug zu Frankfurt ist für diesen Karolinger so eng, daß man alle Facetten seiner Regierungszeit von hier aus beleuchten könnte. Nun erneut Egon Wamers, Leiter des Archäologischen Museums Frankfurt: Tassilo II. von Baiern oder Karl der Große?
794 machte Karl der Große auf der Frankfurter Synode seinem Vetter, dem glanzvollen Baiernherzog Tassilo III., den finalen Prozess. Nach langjährigen Auseinandersetzungen waren der Agilolfinger und seine Familie jetzt endgültig entmachtet und fielen einer totalen damnatio memoriae anheim. Doch in der Kunst jener Zeit folgte Karl der großartigen Schatzkunst des Alpenraumes, für die der Tassilokelch namengebend wurde. Diesen liturgischen Spendekelch (calix ministerialis) stifteten Tassilo und seine Frau Liutpirc, Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, an Kloster Kremsmünster vermutlich anläßlich seiner Gründung 777. Er gilt wegen seiner Inschrift als agilolfingisches Staatsdenkmal.
Dabei gibt es Vermutungen, daß er in England hergestellt worden sei. Die Inschrift am Fuß bezieht sich auf die Hochzeit Tassilos, weshalb der Kelch frühestens nach 768/69 geschaffen worden sein kann. Er ist etwa 25,5 Zentimeter hoch, wiegt über 3 Kilogramm und faßt ungefähr 1,75 Liter. Die Materialien des Kelches sind Kupfer, das teilweise vergoldet wurde und zusätzlich Silbermedaillons aufgelötet hat. Entscheidend für seine Wirkung sind die Ornamente, sowohl tierische wie pflanzliche, daneben aber auch geometrische Motive.
INFO:
Egon Wamers hält den dritten Vortrag zu Herrschaft und Hof Karls des Großen am Mittwoch, 7. Mai, um 18 Uhr im Archäologischen Museum, Karmelitergasse 1. Der Eintritt ist frei.
HINTERGRUND:
Seit seiner Erstnennung 794 ist Frankfurt engstens mit dem fränkischen König und römischen Kaiser Karl dem Großen verbunden. Unter seiner Führung fasste die in der Pfalz Franconofurd abgehaltene Synode weitreichende und nachhaltige Beschlüsse zur Wirtschafts-, Währungs-, Religions- und Kulturpolitik. 1.200 Jahre nach dem Tod Karls des Großen widmen sich zahlreiche Ausstellungen und Biographien erneut dieser wohl prägendsten Gestalt des europäischen Mittelalters. Auf einige der aktuellen historischen, archäologischen und kunsthistorischen Fragen gehen vier Vorträge ein, die vom Archäologischen Museum und von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden veranstaltet werden.