Ivo Ortwein
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es war ein wunderschöner, sonniger Tag und 5269 Zuschauer feierten in der PSD Bank Arena in Frankfurt den Sieg gegen die italienische Football Mannschaft Milano Seamen. Die Galaxy gewann das Spiel mit 53 : 14 und die begeisterten Fans hatten am Ende noch einen weiteren Grund ausgelassen zu feiern. Nach einem Jahr der Abstinenz erreichte die Galaxy durch den Sieg ebenfalls den Einzug in die Play-offs, die K.O.-Phase in der European League of Football, bereits zwei Spieltage vor Ende der regulären Saison. Herzlichen Glückwunsch, Frankfurt Galaxy!
Auch in diesem Spiel erliegt man beinahe dem Versuch, Superlative aneinander zu reihen, um zu beschreiben, wie systematisch, klinisch perfekt, sich die Galaktischen auf die Mailänder vorbereitet haben. Der Galaxy Fan erinnert sich gut an den Thriller in Mailand, den die Galaxy mit 40 : 33 knapp gewann. Die Defense ließ dieses Mal nicht zu, dass die Mailänder Angriffsformation auch nur in die Nähe einer Situation kommt, um Punkte zu machen. Im Gegensatz dazu, hat die Offense der Galaxy in fast jedem Drive Punkte gemacht und dominierte somit lange Zeit, dieses Spiel und den Gegner.
Der Quarterback der Galaxy, Jakeb Sullivan, hatte sichtbar große Lust, wieder einen Sieg für die Galaxy einzufahren. Er offenbarte den Zuschauern sein ganzes Talent und spielte sensationell. Seine Spielfreude zeigte sich geradezu in den Spielsituationen, wenn in Sekundenschnelle erkannt werden musste, dass der Spielzug, so wie er von den Coaches geplant wurde, nicht umgesetzt werden kann. Diesen Überblick zu haben und aus solch einer prekären Situation noch positive Yards gutzumachen, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Position des Quarterbacks. Die Galaxy hatte am Sonntag viele lange Drives, was in der Konsequenz dazu führte, dass die Defense der Mailänder an diesem sehr heißen Tag zermürbt und zwangsläufig müde wurden.
„Drei von vier Quarter reicht halt nicht aus“.
Oh Galaxy, wenn da nur nicht diese Schönheitsfehler, respektive Nachlässigkeiten wären, die sich hauptsächlich im letzten Viertel einschlichen. In der Pressekonferenz war die ambivalente Position des Galaxy Coaches, Thomas Kösling, bei der Analyse des Spiels, schnell sichtbar, denn er eröffnete mit dem Satz: „Wir haben ein souveränes Spiel gesehen, allerdings nur in drei von vier Vierteln.“ Das hat gesessen! Was war passiert?
Nun, die Galaxy führte souverän und dominierte den Gegner, doch dann schlichen sich Nachlässigkeiten ein, für die letztlich nur das Attribut „absolute Dummheit“ gelten kann! Und von diesen Dummheiten gab es am Sonntag, im Verlauf des gesamten Spieles, etliche.
Um bei einem Fußballtrainer den Puls auf 180 zu bringen reicht es aus Fehlpässe und im Strafraum einen Elfmeter zu produzieren. Analog gelten im American Football die Regelverstöße, die von den Schiedsrichtern mit „werfen von gelben Flaggen“ angezeigt werden, als unprofessionell. Jedoch, weitaus peinlicher, um die Analogie zu einem Elfmeter herzustellen, ist das Zulassen eines Kick-Off Returns, der für den Gegner zu einem Touchdown und zusätzlichen Punkten führt. Die Galaktischen dominierten bis zu diesem Zeitpunkt souverän das gesamte Spiel - dann diese Peinlichkeit! Oft wird so ein demoralisierender Spielzug zu einem Momentum Wechsel und kann den gesamten Spielverlauf auf den Kopf stellen.
Es knisterte in der Pressekonferenz ebenfalls, als das Thema Strafen in Bezug auf Fouls oder für zu frühes Bewegen, (Pre snap penalty). Zur Erklärung: bevor „das Ei“ ins Spiel gebracht wird, gilt die Regel, dass die gesamte Formation, Offense und Defense, für mindestens eine volle Sekunde an der Linie still stehen muss. Wenn nicht, wirft der Schiedsrichter, der eine zu frühe Bewegung bemerkt, die „gelbe Flagge“ und sagt deutlich über das Mikrofon: „fünf Yards Strafe“. Und von diesen 5 Yards Strafen gab es am Sonntag viele, nach der Interpretation von „Coach K“, viel zu viele, denn am Ende des Spieltages akkumulieren sich die Strafen und in der Analyse des Spiels wird unverkennbar, wie oft man dem Gegner einen Vorteil verschaffte.
Was aber hat den Puls von Coach Kösling vermutlich auf 180 gebracht? In der Analogie zum Fußball wäre das ein geschenkter Elfmeter. Was ist passiert? Der sehr gut spielende Quarterback der Mailänder, Luke Zahradka, lief mit dem Ball in Richtung Seitenlinie, zeigte für jeden im Stadion und selbstverständlich dem Referee (Schiedsrichter) deutlich an, dass er beabsichtigt das Spielfeld zu verlassen, er keinen weiteren Geländegewinn erzielen will und somit der Spielzug als beendet betrachtet werden soll.
Eine dieser größten Dummheiten ist, direkt an der Seitenlinie, dem Quarterback noch einen „netten, freundlichen Schubser“ mit auf den Weg in Aus zu geben, sodass dieser flach auf seinem Bauch landet und womöglich sich verletzt. Es ist das berühmte „Amen in der Kirche“, dass in 100 Fällen, von solchen kleinen Schubsern, die Schiedsrichter 100 Mal die gelbe Flagge werfen werden - selbstverständlich auch am Sonntag, gegen die Galaxy. Der Autor dieses Beitrages verfügt nicht über die Fähigkeit des Lippenlesens, jedoch, was sich Louis Achaintre, der Verursacher dieser 15 Yards Strafe, vom Trainer Kösling anhören musste, war physisch lesbar, inhaltlich bleibt es jedoch ein Geheimnis.
Zu diesem Zeitpunkt führte die Galaxy deutlich, ließ den Mailänder keine Chance Punkte zu erspielen, so könnte es eine Laissez-faire Einstellung sein, dass dies verzeihlich und irrelevant sei.
Weit gefehlt, denn diese Dummheiten werden allgemein auf das Coaching zurückgeführt und lassen Laxheit und Undiszipliniertheit erkennen. „Den Spielern ist das Resultat der Handlung bewusst, denn sie kennen alle Football Regeln,“ sagt ein ernster „Coach K“ – nun, diese Dummheiten sollten in den Play-offs, bei einem vermeintlich gleichwertigen oder stärkeren Gegner, ganz sicher nicht passieren.
Perfekte Saison von Rhein Fire – uninteressant.
Äußerst Interessant war auch die Disposition des Galaxy Trainers in Bezug auf die perfekte Saison von Rhein Fire. „Rhein Fire ist für mich uninteressant, auch die perfekte Saison ist kein Thema, wir spielen jetzt in Hamburg und konzentrieren uns darauf.“ Interessant ist diese Aussage deshalb, weil in der letzten Saison Galaxy den Wienern die perfekte Saison ruinierte.
Wichtig für die Frankfurter ist auf jeden Fall, mit dem Blick auf die Play-offs und ein Heimspiel zu bekommen, dass die „Bude hinten sauber gehalten wird“. Es sind noch zwei Spieltage bis zu den Play-offs und jedes Team versucht so viele Punkte wie möglich zu erspielen, denn am Ende könnte insbesondere, neben den gewonnenen und verlorenen Spielen, das Verhältnis der erspielten Punkte ausschlaggebend sein, ein Spiel vor dem heimischen Publikum austragen zu können. Den Fans der Galaktischen wäre es sehr zu wünschen, denn die stehen wieder zwölfte Mann hinter der Mannschaft.
Die „Men in Purple“ scheinen in dieser Saison sehr gut aufgestellt, sind für die Play-offs gut gerüstet und wenn man der Ernsthaftigkeit des Coaches Gewicht geben kann, diesbezüglich wird es wohl keine zweite Meinung geben, dann wird es in Zukunft keine „netten Schubser“ mehr geben.
Fotos:
mittleres Bild:
Der "Coinwurf" durch den Italienischen Generalkonsul Andrea Esteban Sama und dem Generalkonsul der USA
Norman Thatcher-Scharpf
©Daniel Hofmann