Serie 1. Weltkrieg:Das Wilhelminische Deutschland und die Universität Frankfurt: Der Kontext des Kriegsjahres“, Teil 6

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In diesen Tagen halten diejenigen, die wissen, daß die Kenntnis der Geschichte die Voraussetzung für eine heutige sinnvolle Gesellschaftspolitik ist, die Stadt Frankfurt für den Nabel der Welt. Das liegt daran, daß Christopher Clark, Professor für Neuere Europäische Geschichte an der Universität Cambridge in der Stadt weilt. Am 29. Mai hält er an der Frankfurter Uni einen öffentlichen Vortrag, der das gemeinsame Jubiläum der 100 Jahre eint: Erster Weltkrieg und Frankfurter Uni.

 

 

Dieser öffentliche Vortrag, zu dem also alle interessierten Bürger bei freiem Eintritt kommen können, findet am 29. Mai um 18.00 Uhr in den HZ 1 des Hörsaalzentrums auf dem Campus Westend statt. Seit die Universität aus Bockenheim in das alte IG-Farben-Gebäude umgezogen ist, das nach dem Krieg die USA als Headquater Europa nutzten, sind nach und nach fast alle Fakultäten und universitäre Einrichtungen in das geräumige Areal hinter dem IG-Hochhaus verlagert, für die eine Reihe von neuen Häusern entstand.



Der Vortrag trägt den Titel „Das Wilhelminische Deutschland und die Universität Frankfurt: Der Kontext des Kriegsjahres“. Christopher Clark ist gemeinsamer Fellow des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und des Historischen Kollegs am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Der Vortrag gehört zu den Veranstaltungen des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an „GU 100“, den Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Goethe-Universität Frankfurt am Main.



Das klingt nur den Eingeweihten verständlich, wobei es sich beim Exzellencluster schlicht um eines der nationalen Förderprogramme für Wissenschaft und Forschung handelt, um die man sich bewerben muß, was dem Frankfurter Projekt gelang. Hintergrund sind erst einmal das Zusammenfallen von zwei Jubiläen. Der Erste Weltkrieg betrifft alle beteiligten Nationen, die Gründung der Universität Frankfurt erst einmal nur die Stadt. Es fallen aber auch beim vortragenden Christopher Clark mindestens zwei Dinge zusammen. Sein Buch DIE SCHLAFWANDLER. Wie Europa in den Krieg zog, erschienen in der DVA, hat sich als regelrechter Bestseller entwickelt, der Aufschluß über die Vorgeschichte und den Beginn des Ersten Weltkriegs gibt.



Zweitens ist Clark der Universität Frankfurt verbunden und arbeitet am Forschungsprojekt: „Europe and the Beginning of World War I“. Christopher Clark ist gemeinsamer Fellow des Exzellenzclusters "Die Herausbildung normativer Ordnungen" und des Historischen Kollegs am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Clark war bereits im Jahr 2009 auf Einladung des Exzellenzclusters Fellow am Forschungskolleg in Bad Homburg. Der englische Begriff 'fellow' wurde im Deutschen für Ehren- und Gastmitglieder von Wissenschaftseinrichtungen übernommen, die für einen Zeitraum in diesen forschend anwesend sind, ohne die übliche Lehre absolvieren zu müssen, wohl aber, wie man sieht, öffentliche Wirkung durch Vorträge entfalten.



Zur Person Christopher Clark

Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine's College in Cambridge. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Geschichte Preußens. Der gebürtige Australier ist Autor einer Biographie über Kaiser Wilhelm II. Für sein Buch „Preußen“ erhielt er 2007 den Wolfson Prize sowie 2010 als erster nicht-deutschsprachiger Historiker den Preis des Historischen Kollegs München, bekannt als „Deutscher Historikerpreis“. Für sein jüngstes Werk „Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ erhielt Clark im Frühjahr 2014 den Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch.



Über einen langen Zeitraum hinweg ging die Forschung intensiv der Frage nach, inwieweit das politische und intellektuelle Klima des Kaiserreichs eine besondere Verantwortung für die Eskalation des militärischen Konflikts und den Ausbruch des Ersten Weltkriegs trug oder ihn sogar anstrebte. Christopher Clark diskutiert in öffentlichen Veranstaltungen und wissenschaftlichen Kolloquien in Frankfurt und Bad Homburg über den gegenwärtigen Stand der Debatte zum Wechselspiel zwischen Mentalitäten und kurzlebigen Ereignisfolgen vor dem Hintergrund seiner eigenen Forschungsergebnisse.



Veröffentlichungen (Auswahl):



The Sleepwalkers. How Europe went to War in 1914, Allen Lane, London u. a. 2012 (dt.: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013).



Kaiser Wilhelm II. A life in power, Penguin, London 2009.



Kaiser Wilhelm II, Longman, Harlow u. a. 2000 (dt.: Wilhelm II. Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008).



Iron Kingdom. The Rise and Downfall of Prussia, 1600–1947, Allen Lane, London u. a. 2006 (dt.: Preußen. Aufstieg und Niedergang. 1600–1947, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007).



The politics of conversion. Missionary Protestantism and the Jews in Prussia, 1728–1941, Clarendon Press, Oxford u. a. 1995.



Veranstaltungen:



22. bis 23. Mai 2014

Internationale Tagung

Europa 1914. Der Weg ins Unbekannte

Mit Prof. Dr. Christopher Clark (Cambdrige Unviversity) u. a.

Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main und Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg v. d. H.

Veranstalter: Goethe-Universität Frankfurt am Main – Lehrstuhl für Neueste Geschichte in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, dem Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften und weiteren Partnern



26. Mai 2014, 19 Uhr

Frankfurter Stadtgespräch XV

Wer hat angefangen? Sinn und Unsinn historischer Schuldzuschreibungen

Prof. Dr. Christopher Clark (Cambridge University) im Gespräch mit Prof. Dr. Christoph Cornelißen (Assoziiertes Mitglied des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Professor für Neueste Geschichte, Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Moderation: Prof. Dr. Klaus Günther (Co-Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht, Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Ort: Historisches Museum Frankfurt am Main

Veranstalter: Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ mit dem Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main



29. Mai 2014, 18 Uhr

Vortrag im Rahmen des hundertjährigen Jubiläums der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Prof. Dr. Christopher Clark (Cambridge University)

Das Wilhelminische Deutschland und die Universität Frankfurt: Der Kontext des Kriegsjahres

Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, HZ 1

Veranstalter: Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“

 

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