Frankfurts Eltern trotzen mit klassischen Namen dem Bundestrend

 

Siegrid Püschel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das ist nicht Schnee von gestern, wenn man sich die beliebtesten Vornamen jährlich vorknöpft und daraus Schlüsse über die Eltern und die Gesellschaft zieht. Solche soziologischen Erhebungen werden vor allem dann interessant, wenn sie, wie jetzt erneut am Beispiel Frankfurts, vom Bundestrend abweichen, wie es die Frankfurter Favoriten Alexander und Marie tun und die bundesdeutschen Lieblingsnamen auf die Plätze 8 – Ben – und sogar 12 – Mia – verweisen.

 

Wir müssen dabei schlucken. Mia hieß unsere Lieblingsschwiegermutter – ja, wir haben inzwischen mehrere – und das war so ungefähr das Altmodischste, was man sich vorstellen konnte: von Maria Magdalena abgeleitet. Und heute Spitzenreiter in Deutschland! Andere Zeiten, andere Sitten und Namen sind nur einer der Teile, die insgesamt für eine Zeit stehen, wobei das Wiederkehren des Alten als das ganz Neue daran immer wieder das Aufregende ist. Ein Andermal wollen wir das an einer tiefergehenden Namenskunde erörtern.

 

Jetzt aber zum aktuellen Stand in Frankfurt. Neu ist er nicht. Denn seit dem Eintritt in dieses Jahrtausend halten sich nun schon die Namen Alexander und Marie auf den ersten Plätzen. Spricht das für konservatives Verhalten der bunt gemischten Frankfurter Eltern oder nennt man so etwas Wertkonservatismus oder haben gar diese Namen mit der Internationalität der Stadt zu tun? Denn Alexanders gibt’s in jedem Land, mit kleineren Abweichungen beim Schreiben, und Marie ist nun auch weniger katholisch als weltverbreitet.

 

Dennoch wundert man sich, daß die Eltern nicht ein wenig vielfältiger auswählen. Denn stellt man sich die Jahrgänge in den Schulen vor, wieviele Alexanders und Maries es dann dort gibt, die die Ohren spitzen, wenn ihr Name auf dem Schulhof oder auch in der Klasse ertönt, wünschte man sich eine deutliche Breite der Namensgebung, denn ein Name, der Vorname, ist ja immer etwas ganz Individuelles, was einen ein Leben lang begleitet.  

 

Die in Frankfurt für das Standesamt zuständige Stadträtin Daniela Birkenfeld hat darüberhinaus die genauen Zahlen übermittelt, die dann doch zeigen, wie gering die ausgewählte Namensanzahl ist, wie wenig sich das gesamte Feld verändert und wie sehr dennoch die genannten Namen noch Rattenschwänze haben. Denn Marie beispielsweise, die im letzten Jahr ausnahmsweise auf Platz 2 lag, hat mit ganzen 208 Nennungen, nun nur 208 klitzekleine Mädchen für das letzte Jahr vorzuweisen. Aber nähme man Maria dazu, dann hätten Marie/Maria auch im letzten Jahr mit weitem Abstand ‚gewonnen‘, denn Maria wurde ebenfalls 116 Mal gewählt.

 

Aber diese Milchmädchenrechnung geht nicht auf, denn auf die Zweite und letztjährige Ausnahmeerste ‚Sophie‘, entfielen dieses Jahr 199 Nennungen. Nähme man aber auch bei ihr ‚Sophia‘ hinzu, kämen noch einmal rund hundert dazu. Letzten Endes sind es also diese beiden Namenspaare: Marie/Maria und Sophie/Sophia, die überwiegen. Auch bei den anderen Mädchennamen wissen Sie sofort, wo es langgeht. Schauen Sie dazu die untere Statistik an, die wir den amtlichen Angaben entnehmen.

 

Auch bei den Buben hält sich Alexander seit Jahren an der Spitze, heuer mit 219 Nennung, 2010 waren es „nur“ 183.  „Maximilian“ bleibt auf dem zweiten Platz, obwohl er von 174 Nennungen im Jahr 2010 auf nunmehr 151 gefallen ist. Dieses Zweigespann gibt es nun auch schon das ganze letzte Jahrzehnt. Kleine Variante bietet jeweils der dritte Platz. Diesmal siegt „Paul“ – ach ja, mein Opa hieß auch Paul, was war das damals altmodisch! - , mit immerhin 124 Babys, der aber auch 2010 schon Dritter wurde. Dazwischen ist es mal „Leon“, ein andermal „David“ die miteinander sich auf diesem Dritten Platz abwechseln und ansonsten halt den vierten oder fünften Rang einnehmen. Vorne sind sie immer.

 

Auch andere Namen sind beständig. Bei den Mädchen Charlotte mit 79 Nennungen auf Platz 7, wo sie sich auch im letzten Jahr befand. Auch „Emilia“ nimmt mit ihren 73 Emilias erneut den neunten Rang ein. Dazwischen gibt es noch Charlottes, Annas sowieso – ungebrochen seit Jahrzehnten -, es gibt Johanna, Emma, Katharina und all die anderen heute modernen Namen, die irgendwann für Kinder wieder altmodisch werden und dann – wir wissen das schon heute – wird auch wieder Siegrid modern. Und auch hier gibt es Differenzierungen. Denn die meisten dieses Namens schreiben sich: Sigrid.

 

Aufsteiger gibt es bei den Namen auch! So ist wieder einmal „Mohamed“ mit 42 Nennungen auf  Platz 28, was wir ehrlich gesagt angesichts von so vielen Muslimen in der Stadt wenig finden. Bei den Mädchen ist die Aufsteigerin des Jahres „Amelie“, die es nun als 2011 in Frankfurt Geborene gleich 38 Mal und damit auf Platz 24 gibt. Interessant auch Details wie diese: knapp 52 Prozent der Eltern gaben 2011 ihren Kindern nur einen einzigen Vornamen. Gut 41 Prozent suchten zwei aus und knapp sieben Prozent benannten ihre Kinder mit drei oder noch mehr Vornamen, was unsereins nur von den Fürstenhöfen, den Grafen und Prinzen kennt. Na denn.

Foto: PIA Fankfurt