Frankfurts einzigartige Kulturlandschaft ist grundsätzlich erhaltenswert!, Teil 3

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Als der Frankfurter Kulturdezernet Felix Semmelroth (CDU) am 23. Juli zu seinem Rundumschlag ausholte, muß man sich noch einmal die Situation vergegenwärtigen. Im Vorjahr waren ihm mit 9, 5 Millionen extreme Kürzungen im Kulturbereich ins Programm geschrieben worden. Die meisten wunderten sich, daß er angesichts des beabsichtigten Kahlschlags nicht mehr als verbale Unmutsäußerungen von sich gab.

 

Heute weiß man, er setzte die Absicht der Parlamentsmehrheit CDU und Grüne einfach nicht um. Aber auch darum wurde seitens dieser kein großes Geschrei gemacht. Denn, daß diese extremen Sparpläne einigermaßen aberwitzig waren, wußten diese auch. Um so wichtiger war nun in diesem Jahr, wie viel eingespart werden soll und wie und wo und an wem in welcher Höhe dies geschehen soll. Man merkte dem Stadtrat seine Verteidigungshaltung deutlich an, denn er spart im Doppelhaushalt 2015/16, aber er spart sichtbar weniger, als er soll.

 

Bei seiner Auflistung der Situation der Frankfurter Kultureinrichtungen und den reduziert gesetzten Sparmaßnahmen (vergleiche Teil 1 und 2), setzte Kulturdezernent Felix Semmelroth mit den Theatern fort: Ihren kontinuierlichen Aufwärtstrend setzen die Städtischen Bühnen bei Einnahmen und Besucherresonanz fort. Gerade die Bühnen haben einen großen Beitrag zur Konsolidierung geleistet, weitere finanzielle Einschnitte würden zu einem nachhaltigen Schaden führen. Der große Erfolg hängt nicht zuletzt mit personalpolitischen Entscheidungen zusammen. Angesichts des hohen internationalen Ansehens bei Publikum und Fachwelt und dem hohen künstlerischen Profil der Oper Frankfurt hat der Magistrat in der letzten Woche die Verlängerung des Vertrags von Bernd Loebe um fünf Jahre bis zum 31. August 2023 beschlossen. Loebe führt als Intendant die Geschicke der Oper Frankfurt und als Geschäftsführer der Städtischen Bühnen Frankfurt GmbH das Haus in die Zukunft. Letzteres hob Semmelroth besonders hervor.

 

Mit den vom Magistrat beschlossenen neuen Theaterrichtlinien für die freie Szene sei es gelungen, ein konsensuales Modell für die umfangreiche Förderung durch die Stadt Frankfurt zu entwickeln. Das neue Fördermodell ist in einem mehrstufigen Arbeitsprozess mit den Theatermachern entstanden und bietet eine transparente Förderungsstruktur. Der Theaterbeirat konstituiert sich im Frühling 2015 und berät zukünftig bei der Mittelvergabe. Die neuen Förderrichtlinien werden zuerst für die Projektförderung gelten, bei der institutionellen Förderung besteht Sicherheit für den Doppelhaushalt 15/16 und erst für die nachfolgenden Haushaltsjahre werden weitere Maßnahmen eingeleitet.

 

Das Literaturfestival LiteraTurm habe erneut bewiesen, daß es einen festen Platz als Veranstaltungsformat in der Buch- und Literaturstadt Frankfurt innehat. In diesem Jahr ging das Festival unter dem Motto „Literatur und Zeit“ dem literarischen Umgang mit der Zeit nach. Die 40 Veranstaltungen lockten gut 5.000 Zuschauer, die einem konzeptionell anspruchsvollem Programm in den Kunstsparten Literatur, Musik und Film interessiert folgten.

 

Das spektakuläre „Ukumari-Land“ beschert dem Zoo einen großen Besucherzulauf. Die neue Anlage für Bären und Brüllaffen zieht besonders viele Neugierige an, seit die Brillenbären-Zwillinge die Außenanlage erkunden. Im Herbst wird eine den strengen nationalen und internationalen Vorgaben entsprechende Quarantäne-Station eröffnet, die den Zoo zu einem Kompetenzzentrum für artgerechte Tierhaltung werden lässt.

 

Diese Bilanz zeigt, dass es gelungen ist, keine Konzessionen im Hinblick auf die hohe Qualität des Frankfurter Kulturangebots zu machen. Anders als andere Großstädte muss Frankfurt den erfolgreichen Kulturbetrieb nahezu vollständig aus städtischen Haushaltsmitteln bestreiten. Deshalb begrüße ich, dass das Land Hessen in Aussicht gestellt hat, sich zukünftig an der Finanzierung der Städelschule zu beteiligen. Trotzdem sind die künstlerische Qualität und die Besucherauslastung auf höchstem Niveau im internationalen Vergleich. In Frankfurt ist die Kultur als Teil der Daseinsvorsorge eine kommunale Aufgabe und elementar für Frankfurts Ansehen und Selbstverständnis als Metropole. Diesem großen Interesse muss Frankfurt Rechnung tragen und die kulturelle Infrastruktur sichern“, faßt Kulturdezernent Semmelroth zusammen.

 

FAZIT

 

Einer der Spar-Stolpersteine wird seine Absicht sein, zwei Institutionen zusammenlegen, die nur in ihrer jeweiligen Qualität etwas Gemeinsames haben: das Institut für Stadtgeschichte und das Archäologische Museum, das 2002 aus dem der Vor- und Frühgeschichte geworden war. Beides übrigens Institutionen, die im Rahmen ihrer Ausstellungen besonders viele und gut besuchte Begleitveranstaltungen für ihre Besucher bieten. Äußerer Anlaß ist der vorhersehbare Ruhestand von Egon Wamers, Direktor des Archäologischen Museums seit 2002, der sein Museum zum beachteten Mittelpunkt von Ausstellung zur Frühgeschichte des Rhein-Main-Gebietes gemacht hat, wie außergewöhnliche Ausstellungen zur Karolingerzeit zeigte und Glanzlichter ausländischer Institutionen nach Frankfurt holte.

 

Das archäologische Museum und das Institut für Stadtgeschichte sollen nun – laut Semmelroth – unter der Leitung der bisherigen Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, Evelyn Brockhoff, zusammengelegt werden. Als Personalie kann man hier Semmelroth nur zustimmen, Frau Brockhoff macht eine sehr gute und auch erfolgreiche Arbeit. Nur haben – leider für ihn – diese beiden Einrichtungen inhaltlich nichts miteinander zu tun. Nur, daß beide sich um Vergangenes kümmern und den gewaltigen Komplex des Karmeliterklostern teilen, langt nicht. Da könnte man dann gleich das Historische Museum dazustecken und aus den Malereimuseen die Alte Kunst gleich mit. Es ist schlicht unsinnig, was der Kulturdezernent hier vorhat, denn die Einsparung einer Leitungsstelle ist ein Klacks angesichts dessen, was verloren ginge. Dazu demnächst mehr.