Kundgebung gegen Judenhaß, IS und Hamas auf dem Frankfurter Römerberg am 31.8., Teil 2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es überwogen im Blick erst einmal die großen rot-weiß-grünen großen Flaggen, mit der strahlenden gelben Sonne in der Mitte, die über dem Römerberg wehten und denen die weiß-blauen Fahnen Israels beiseite standen, wobei die meisten die kleinen weiß-blauen Handfähnchen schwenkten, immer dann, wenn vorne auf dem Podium etwas gesagt wurde, was es zu unterstützen galt.
Und das war eine ganze Menge, was klar ist, wenn zu einer Kundgebung aufgerufen wird, die sich gegen die Bedrohung von jüdischen Menschen, insbesondere durch die Hamas und die durch den IS /Islamischer Staat verfolgten und bekriegten Jesiden richtet. Die Kundgebung war bundesweit ausgerichtet und so waren aus allen Teilen in Bussen diejenigen gekommen, die sich in einem Bündnis von Juden und Kurden eine neue politische Qualität versprechen, einfach, weil der Gegner derselbe ist. Derselbe im Geist. Insofern konnte der Sprecher einer kurdischen Organisation den größten Beifall einheimsen, als er mehrfach „Isis is Hamas“, „Hamas is Isis“ und „Shalom Israel, Shalom Kurdistan“ rief.
Auch die Spruchbänder und Protestplakate, die Transparente und an der Hand hochgehaltenen Schilde hatten dies zum Thema: „Hamas nimmt Kinder als menschliche Schutzschilde“ in Rot, „Free Gaza from Hamas, in Schwarzweiß, „Israel kämpft gegen Terror in Gaza“ in blau, wie auch „Israel is on the MAP to Stay“ oder „Stop Killing Yezidis“. Schon auf dem Weg zur Bühne, die mit einer Sicherheitszone abgesperrt war, hatten wir einen Aufkleber mit der bunten Fahne und Papiere „Stoppt den Terror! Stoppt IS (Islamischer Staat)! Helft den Kurden bei der Errichtung eines eigenen Staates! entgegengenommen und uns angesichts der bunten kurdischen Flaggen auch deren Symbol gerne erklären lassen.
Also: die kurdische Flagge hat drei längslaufende Streifen in den Farben rot, weiß, grün. In der Mitte auf dem weißen Feld thront eine goldene Sonne, die 21 Strahlen aussendet, deren Spitzen die rote und die grüne Farbe erreichen. Die Zahl 21 sei den Kurden seit jeher heilig und Rot soll das Blut bedeuten, das für Kurdistan geflossen ist und noch fließen wird, bis alle Kurden im eigenen Kurdistan leben können, in ihren Bergen, wofür das Grün der Flagge steht und in Frieden, dessen Symbolfarbe Weiß ist.
Die Kundgebung war auf drei Stunden angesetzt und hatte offizielle Grußworte aus vielen Mündern, denen der Veranstalter, denen der Parteien, der Religionen, der Frankfurter Lokalgrößen und vor allem und am meisten beklatscht: den Sängerinnen und Musikern.
Eröffnet hatte Natasha Langmann, Sprecherin der Freundschaftsgesellschaft Deutschland – Israel, die das Mikrophon Oberbürgermeister Peter Feldmann zur Grußansprache überließ. Es redeten Volker Beck, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe, Deidre Berger, Direktorin des American Jewish Committee (AJC) in Berlin und Reinhold Robbe, Präsident der Deutsch Israelischen Gesellschaft (DIG) .
Uwe Becker (CDU) Stadtkämmerer in Frankfurt und zuvor als Stadtrat für Kirchen zuständig, hielt eine Grundsatzrede, die für diesen Nachmittag zu lang, aber in der Substanz vorwärts gerichtet war.
Turgut Yüksel, SPD-Abgeordneter im Hessischen Landtag und Mitglied der Deutschen Islamkonferenz brachte einen weiteren Ton von Betroffenheit ein. Er, in Frankfurt seit Jahrzehnten integriert, ist ein türkischer Kurde: „Ich weiß, was türkische Minderheit bedeutet...Eine Gesellschaft wird danach beurteilt, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht.“ und endete: „Wer Türken angreift, wer Kurden, wer Jesiden, wer Juden angreift, greift mich an!“ Eindrucksvoll und glaubwürdig.
Für Deutschland ist eine solche Aufforderung sicher der richtige Ausgangspunkt für die innerpolitische Situation, aber durchaus auch erwägenswert für die Außenpolitik und die Einmischung Deutschlands. Vor allem aber ist dies eine Aufforderung an jeden von uns, persönlich in seinem Umfeld tätig zu werden.Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler und Publizist, dem auch Weltexpresso fachkundige Artikel verdankt, hielt dann die politischste Rede, die die beiden auf der Versammlung auftretenden Richtungen: Antisemitismus in Deutschland einerseits, Analyse des Konflikts Gaza-Israel und Entlarvung von Hamas und IS andererseits in den Zusammenhang brachte. Wir drucken diese Rede wegen ihrer grundsätzlichen Bedeutung im folgenden Artikel ab.
Wir hatten Dieter Graumann vergessen, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, es hatte aber auch noch Moradi Golmoradi gesprochen, eine Ansprache an die Kurden und Jesiden; der Rabbiner Andy Steiman liebt das Schofar, das Schofarhorn, ein Horn also, das durchdringend klingt, schon im Alten Testament erwähnt wird und bis heute in den Synagogen als Musikinstrument in rituellem Gebrauch ist und nun über den Römerberg tönte. Und wie sehr es die musikalischen Töne waren, die alle Gekommenen zum Freuden- und Freundestanz vor der Bühne bewegten, konnte man zwischendurch mit Yael Deckelbaum aus Tel Aviv und diesselbe & DJ Miss Thunderpussy schon hören, was aber beim Hatikva singen und der israelisch-kurdischen Musik durch die kurdische Israelin Hadassa Yeshurun zu hingebungsvollem Mitsingen und Tanzen der Kundgebungsteilnehmer führte. Ja, solche Lebenslust ist durchaus auf sonstigen Kundgebungen nicht zu verspüren und von ihr ging an diesem Nachmittag die größte Kraft aus.
Die nächste nationale Kundgebung soll am 14. September in Berlin sein und Angela Merkel wolle teilnehmen. Na dann.
FOTO: Burghard Mannhöfer