Das alte Stadthaus am Markt neu in Frankfurts Altstadt

Eike Holly und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es war eine harte Diskussion, die mit der Entscheidung zum teilweisen Wiederaufbau der zu Kriegsende zerstörten Häuser der Altstadt entschieden wurde. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur neuen Frankfurter Altstadt ist erreicht: Der Rohbau des Stadthauses am Markt ist fertiggestellt.

 

Gemeinsam mit dem Bauherren, der Stadt Frankfurt, feierten am Mittwoch, 15. Oktober, zahlreiche Gäste auf der Baustelle das Richtfest. Das aus fünf Gebäudeteilen bestehende Stadthaus am Markt erfüllt gleich mehrere Funktionen: Als zentral gelegener Veranstaltungsort kann es für städtische wie private Anlässe genutzt werden. Der Versammlungssaal bietet 150 Personen Platz und schwebt, eingefasst von den übrigen Gebäudeteilen, über dem Archäologischen Garten.

 

Diese Anordnung erlaubt erstmals eine museale Präsentation der bedeutenden historischen Funde, an denen sich die Entwicklung der Mainmetropole von der römischen Siedlung über die Kaiserpfalz bis hin zur Handelsmetropole ablesen lässt. Der Archäologische Garten bleibt tagsüber für die Öffentlichkeit geöffnet und ist über mehrere Eingänge zugänglich. Lichtkorridore in der Gebäudehülle ermöglichen die Besichtigung bei Tageslicht. Im Mai 2015 wird das Stadthaus nach aktueller Planung fertiggestellt sein und kann wenige Wochen danach genutzt werden.

 

Oberbürgermeister Peter Feldmann lobte das Stadthaus als „richtungweisende Weichenstellung für unsere neue Altstadt. Es wird ein Ort der Begegnung, ein Ort der lebendigen Demokratie sein – im Herzen Frankfurts.“

 

Ich freue mich außerordentlich, heute mit allen Beteiligten das Richtfest für das Stadthaus am Markt feiern zu dürfen“, erklärte Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz. „Von den ersten Planungen bis zum Rohbau war es ein langer Weg, doch bereits heute sehen wir – er hat sich gelohnt. Das Stadthaus wird zu einem Begegnungsort für die Frankfurter wie auch für internationale Gäste dieser Stadt werden. Gleichzeitig ist es auch ein Ort der Begegnung mit unserer eigenen Geschichte.“ Das Stadthaus am Markt füge sich sehr gut in das altstadttypische Wohnquartier zwischen Dom und Römer ein. Mit dem Ensemble aus 15 rekonstruierten Gebäuden und 20 modernen Häusern, die typische Stilelemente der Frankfurter Altstadt aufgreifen, entstehe eine gelungene Mischung aus Alt und Neu. „Für mich ist das keine Nostalgie, sondern ein bemerkenswert guter Beitrag zur Frankfurter Erinnerungskultur“, so Cunitz.

Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer GmbH, zeigte sich ebenfalls stolz auf die geleistete Arbeit: „Wir befinden uns mit dem Stadthaus auf der Zielgeraden. Damit steht ein erster wichtiger Eckpfeiler der künftigen Frankfurter Altstadt.“ Guntersdorf bedankte sich in diesem Zuge bei sämtlichen Projektbeteiligten, vor allem bei der für die Planung des Stadthauses zuständigen Meurer Generalplaner GmbH, Frankfurt sowie Christian Bauer & Associés Architectes, Luxemburg. Ein Haus mitten in Frankfurt zu bauen, sei an sich schon eine Herausforderung, so Guntersdorf. „Ein Haus auf der Keimzelle der Frankfurter Geschichte zu bauen, mit römischen, merowingischen, karolingischen und mittelalterlichen Mauerresten im Untergrund, das ist eine ganz besondere Herausforderung. Umso mehr freue ich mich, dass wir es geschafft haben."

Mit einer Nutzfläche von rund 4.000 Quadratmetern entlastet das Stadthaus am Markt bestehende Veranstaltungsorte in der Innenstadt und bietet Raum für eine breite Palette von Veranstaltungen: dies reicht von Podiumsdiskussionen über Vorträge, Lesungen bis hin zu Festveranstaltungen. „Das Stadthaus am Markt dient aber nicht nur als Veranstaltungsgebäude für die Stadt Frankfurt selbst“, betonte Michael Guntersdorf. „Künftig werden Bürger die Möglichkeit erhalten, die Räume für eigene Anlässe zu mieten.“ Moderne Veranstaltungstechnik und eine mobile Bühne erweitern dabei die Nutzungsmöglichkeiten. Auch Seminarräume und eine Catering-Küche können angemietet werden.

An das Richtfest schließt sich in Kürze ein weiterer entscheidender Projektschritt an: Nach intensiven Vorarbeiten beginnen Ende Oktober die Hochbauarbeiten der 35 Altstadthäuser.

 

Es bleibt trotzdem merkwürdig, daß es schon 70 Jahre der Zerstörung und Auslöschung des visuellen Gedächtnisses sind, an die nun die alten Häuser von einst anknüpfen sollen. Noch gibt es mehr als nur einige Personen, die das alte Frankfurt noch kannten, aber die überwiegende Zahl kannte diese mittelalterliche, gotisch fundierte Altstadt nicht. Es hat schon etwas Synthetisches, ja Disneyhaftes, wenn nun alte Mauern neu hochgezogen werden.