im Frankfurter LITERATURHAUS

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Frankfurter Literaturhaus ist in Gerede gekommen. Eigentlich ist es anders herum. Es hat von sich reden gemacht, denn dessen Leiter Hauke Hückstädt hat einen verbalen Schlagabtausch unternommen gegen das Kulturamt der Stadt, das seiner Meinung nach zu viele Veranstaltungen selber anbietet, was zu Lasten der Kultureinrichtungen geht – eine geradezu mutige Volte, wenn man weiß, wie empfindlich die Kulturoberen sind.

 

 

Denn unbegründet sind die Befürchtungen des Leiters des Literaturhauses nicht, wenn die Stadt Frankfurt oft gleichzeitig weitere Literaturveranstaltungen anbietet und diese kostenlos sind, während das Literaturhaus auf Einnahmen aus Eintrittsgeldern angewiesen ist. Für den Frankfurter ist es natürlich angenehm, wenn ein solch umfangreiches kulturelles Angebot besteht, sei es in Musik, Theater, Kunst oder Literatur. Es wäre natürlich auch denkbar, daß das Kulturamt der Stadt und sein Amtschef, der Kulturdezernent Felix Semmelroth, die Gelder, die sie einsparen, wenn sie keine Literaturveranstaltungen mehr anböten, in die Frankfurter Institutionen gäben, damit beispielsweise das Literaturhaus auch kostenlose Lesungen und andere literarische Programme anbieten könnte. Wir haben den Stein, den Hauke Hückstädt ins Wasser warf, zum Anlaß genommen, das Aprilprogramm des Literaturhauses in Weltexpresso vorzustellen.

 

 

Donnerstag 09.04.15 / 19.30 h / Eintritt 12 / 8 Euro
Konzertgespräch

Vogler Quartett Eine Welt auf sechzehn Saiten

Gesprächsleitung: Thomas Böhm (Kulturjournalist)

 

Sie spielen und reisen seit 30 Jahren gemeinsam und in unveränderter Formation, sie spielten mit James Levine: das 1985 in Ost-Berlin gegründete Vogler Quartett. Und sie gehören seit nahezu ebenso vielen Jahren zur internationalen Spitze der Kammermusik. Im Berenberg Verlag erscheint nun mit „Eine Welt auf sechzehn Saiten“ ein großes Gespräch mit den Virtuosen, das als außergewöhnliche Künstlerbiografie und erfahrenes Geschichtsalbum gelesen werden muss. Für das Literaturhaus spielt das Quartett ausgewählte Kompositionen und unterhält sich zwischen den Sätzen, zwischen Allegro und Largo, zwischen Dur und Moll mit dem Kulturjournalisten Thomas Böhm. Eine Art Kammer- und Konzertgespräch wird an diesem Abend erprobt und neugierig begangen.

 

 

Sonntag 19.04.15 / 15.00 h / Eintritt 4 Euro
Höchste Zeit, Anke Kuhl!

Cowboys, Herolde und Lehmriesen: Die Helden der Frankfurter Kinderbuchmacherin
Kinderbuch-Sonntag von 4 bis 8 Jahren

 

Die Frankfurter Illustratorin Anke Kuhl, Mitglied der Ateliergemeinschaft Labor, ist spätestens seit sie 2011 den Deutschen Jugendliteraturpreis für „Alles Familie!“ (Klett Kinderbuch, mit Alexandra Maxeiner) erhalten hat, auch als Kinderbuchautorin erfolgreich. Das liegt an ihren – bei beeindruckender Produktivität – immer wieder überraschenden, warmherzig-hintersinnigen und witzigen Bildern und Geschichten. Höchste Zeit, sie mit ihren Arbeiten ins Literaturhaus einzuladen. Im Gepäck hat sie ihren aktuellen Band „Höchste Zeit, Herold!“, das wieder aufgelegte „Cowboy will nicht reiten“ (Klett Kinderbuch) und ihren ersten Kindercomic „Lehmriese lebt!“ (Reprodukt), der in diesem Frühjahr erscheint. Also: Literaturhaus- Bühne frei für einen besonderen Kinderbuch- Sonntag! Anke Kuhl wird lesen, erzählen und natürlich auch zeichnen.

 

 

Dienstag 21.04.15 / 19.30 h / Eintritt 7 / 4 Euro
Schöne Aussichten – Das Frankfurter Literaturgespräch XXVI

Mit Judith Hermann, Mara Delius, Alf Mentzer, Hubert Spiegel

 

„Schöne Aussichten“, das ist Literarisches Quartett ohne Quotendruck und Fernbedienung. Das Publikum sitzt nämlich mittendrin. Streiten, schlichten und abwägen werden auch dieses Mal hr2- Literaturredakteur Alf Mentzer, die Kulturjournalistin Mara Delius (Die Welt) und der Literaturkritiker Hubert Spiegel (F.A.Z.). Zum Quartett wird das Trio im 26. Durchgang durch die Schriftstellerin Judith Hermann. Bei ihren Lesungen kann sie sich voll und ganz auf ihren Text verlassen, aber was wird sie über die Texte ihrer Kolleginnen und Kollegen sagen, wenn sie selbst in die Rolle der Kritikerin schlüpft? Dem unwiderruflichen „Haltbarkeitstest“ unterzogen wird „Die neuen Leiden des jungen W.“ (Suhrkamp) von Ulrich Plenzdorf. Die anderen Bücher, die das Quartett filetiert, finden Sie ab Anfang April unter www.literaturhaus-frankfurt.de.

 

 

Mittwoch 22.04.15 / 19.30 h / Eintritt 7 / 4 Euro

Klaus Modick: Konzert ohne Dichter

Oder Chronique scandaleuse: Worpswede, Rilke und Vogeler

Moderation: Hubert Spiegel (F. A. Z.)

 

Klaus Modick erzählt die Entstehungsgeschichte des berühmtesten Worpsweder Gemäldes, von einer schwierigen Künstlerfreundschaft und von der Liebe. Heinrich Vogeler ist auf der Höhe seines Erfolgs, sein Bild „Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoff“ steht dafür. Während es in der Öffentlichkeit als Meisterwerk gefeiert wird, ist es für Vogeler das Resultat eines dreifachen Scheiterns: seine Ehe kriselt, sein künstlerisches Selbstbewusstsein wankt und seine fragile Freundschaft mit dem Dichter-Star Rainer Maria Rilke entfremdet sich. Was die beiden zueinander führte und später trennte, welchen Anteil die Frauen daran hatten, die Kunst, das Geld und die Politik, die Dreiecksbeziehungen und Skandale, davon erzählt Modick in diesem Künstlerroman „Konzert ohne Dichter“ (KiWi).

 

 

Sonntag 26.04.15 / 11.00 h / Eintritt 9 / 6 Euro

Frankfurt liest ein Buch: ‚Grüße und Küsse an alle‘ Die Geschichte der Familie von Anne Frank

„An die Zukunft will ich noch nicht denken“ – Otto Frank und seine Briefe an die Familie

Mit Mirjam Pressler, Gerti und Buddy Elias, Götz Schubert

Moderation: Cécile Schortmann (3sat / hr)

 

Ob in „Der Turm“ oder in „Unsere Mütter, unsere Väter“, Schauspieler Götz Schubert hat in vielen preisgekrönten TV-Produktionen mitgespielt. Im hr-Dokudrama „Meine Tochter Anne Frank“, das in diesem Frühjahr Premiere in der ARD feierte, war er als Otto Frank zu erleben. Zum Abschluss von Frankfurts großem Lesefest zum Buch „‚Grüße und Küsse an alle‘ Die Geschichte der Familie von Anne Frank“ (S. Fischer) schlüpft er noch einmal in diese Rolle und liest aus den liebevollen, aber auch erschütternden Briefen Otto Franks an seine Familie. Anschließend unterhält sich die Journalistin und Fernsehmoderatorin Cécile Schortmann mit Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Pressler, Anne Franks Cousin Buddy Elias und Ehefrau und Co-Autorin Gerti Elias sowie mit Götz Schubert über Otto Frank, über die Schwierigkeiten mit der brieflichen Korrespondenz und über das Hoffen, Suchen, Bangen und den Schmerz nach Kriegsende. Otto Franks Lebenswerk war es, Annes Ideen und Ideale zu verbreiten.

 

 

Dienstag 28.04.15 / 19.30 h / Eintritt 7 / 4 Euro

Tex Rubinowitz: Irma

Biografie als Zeichnung und Botenstoff

Moderation: Lena Bopp (F.A.Z.)

 

Dysfunktion, Bindungsangst, Gefühlskrisen-gebiete, Körperstörungen und, ah, die Sache mit dem Love-Ding. Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz erzählt davon, aber stellt seinen Erinnerungen Bilder zur Seite: Plattencover, Fotos, Werbepostkarten, den Abfall für alle aus vergangenen Zeiten. Ein Rechercheur also. Der Witzezeichner, Maler, Musiker und Schriftsteller stellt aber seine Form der Beglaubigung zugleich auch in Frage, indem er die Materialien von dem befreundeten Künstler Max Müller nachzeichnen lässt. Das Buch „Irma“ (Rowohlt) ist besonders und eigenwillig und ein sprunghafter, komischer wie verstörender Versuch zu erzählen: von Vergänglichkeit und Erinnerung und der eigenen Biografie als Botenstoff.



Donnerstag 30.04.15 / 21.00 h / Eintritt 7 / 4 Euro

Tanz in den Mai

Mit den Gast-DJs Juliane Beckmann, Eva Baronsky, Alf Mentzer, Antje te Brake, Katharina Schmidt, FishinMotion

 

Wer tanzt, schnarcht nicht. Das Literaturhaus lädt zur beweglichsten Mai-Demonstration seit es Neoklassizismus gibt. Hunderte folgen. Es heizen vor die Lektorin Juliane Beckmann mit Literaturhausleiter Hauke Hückstädt. So dann kommen backfertig und handverlesen die elektrisieren-den Brosamen von Brotfabrik-Geschäftsführerin Antje te Brake und Benno Hennig von Lange vom Jungen Literaturhaus. Zuvor aber schütteln Sie dann die Beats von Autorin Eva Baronsky und hr2-kultur Redaktionsleiter Alf Mentzer kross. Und wer bis dahin noch keine versengten Schuh-sohlen hat, bekommt sie jetzt. FishinMotion alias Petra Wittrock und Oliver Vogel mit der Frankfurter Illustratorin Katharina Schmidt reißen das Parkett raus. Ist das noch Hochkultur? Honig für den König. Milch für den Tapir. Bassbums für alle.

 

Line-up:

 

21.00 h: Juliane Beckmann (S. Fischer) & Hauke Hückstädt (Literaturhaus)

22.30 h: Eva Baronsky (Autorin) & Alf Mentzer (hr2-kultur)

23.30 h: Antje te Brake (Brotfabrik) & Benno Hennig von Lange (Literaturhaus)

00.30 h: Katharina Schmidt & FishinMotion alias Petra Wittrock & Oliver Vogel (S. Fischer)

 

 

INFO:

Karten unter: http://literaturhaus-frankfurt.de/karten/karteninfo/

Literaturhaus Frankfurt / Schöne Aussicht 2 / 60311 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 75 61 84 0 / Fax: 069 – 75 61 84 20 /

 

www.literaturhaus-frankfurt.de