Nacht der Museen am 25. Mai in Frankfurt am Main
Notker Blechner
Frankfurt am Main/ Offenbach (Weltexpresso) - Eine bunte Mischung für alle Sinne bot mal wieder die Nacht der Museen in Frankfurt und Offenbach. 38.000 Besucher drängten sich in 45 Museen und Kultureinrichtungen, um Kunst und Musik zu genießen. Bei einigen Museen war viel Geduld gefragt.
Da hatte sich wohl mancher gedacht, bei so vielen offenen Museen würde es nicht lange dauern, um ins Städel zu gelangen. Doch was für ein Irrtum! Vor dem Städel bildete sich schon früh eine lange Warteschlange, die bis zur Straße hinausreichte. „Wir haben 30 Minuten gewartet“, erzählte ein sichtlich genervtes Pärchen.
Riesen-Andrang auf Monet-Ausstellung
Drinnen tummelten sich hunderte Schaulustige vor der Ausstellung "Monet und die Geburt des Impressionismus". Besonders das Monet-Gemälde "Mittagessen" lockte viele Blicke an. Es wurde 1870 von der Jury des Pariser Salons abgelehnt.
Die Führungen zu den Städel-Lieblingen und zu Städels Topmodel stießen ebenfalls auf großes Interesse. Dagegen wollte kaum einer im Erdgeschoss die Ausstellung zu Jean-Jacques Boussieu, ein Zeitgenosse Städels, sehen.
Auch die Disco im Metzler-Saal wirkte abends um 23 Uhr ziemlich verwaist. Mit ihrer Deep-, Electro- und Tech-House-Musik schienen die DJs Maurice Walper und Alexander Antonakis nicht den richtigen Ton zwischen Klassik und Moderne gefunden zu haben.
Science-Fiction-Show im Museum für Kommunikation
Besser kam die Science-Fiction-Party im Museum für Kommunikation ein paar Hundert Meter weiter an. In schrillem Outfit heizte die Band Groove Connect die Stimmung mit Funk und Dance Classics an. Mentalist Magan versuchte, die Besucher zu hypnotisieren. Oben ging es nur schrittweise in der zu klein konzipierten Ausstellung "In 80 Dingen um die Welt- der Jules-Verne-Code" voran. Ein genaues Betrachten der Objekte war kaum möglich, ohne angerempelt zu werden.
Wie groß der Andrang war, wusste ein Mitarbeiter vor dem Eingang. Mit einem kleinen Gerät zählte er akribisch jeden einzelnen Besucher. Ja, es seien schon über mehr 1.000 Menschen in das Museum gekommen erzählte er. Langsam täten ihm schon die Finger weg, lachte er.
Geburtstagstorte für Weiß-Gedreßte
Ein Besuchermagnet war auch das Museum für Angewandte Kunst am unteren Ende des Museumsufers. Kein Wunder, denn zum 30. Geburtstag des Richard-Meier-Baus gab es für jeden Besucher, der ein weißes Accessoire mitgebracht hat, ein Stück der Geburtstagstorte - freilich nur zur vollen Stunde um 21, 22 und 23 Uhr.
Viel Gedränge herrschte in der Ausstellung "Hamster- Hipster - Handy" zur Geschichte des Handy. Die Besucher nutzten die zahlreichen Mitmach-Möglichkeiten.
Am Abend hatte eine Benefizauktion von EY im Museum für Angewandte Kunst die "Nacht der Museen" eingeläutet. Gut 68.000 Euro wurden bei der Versteigerung der Werke von Nachwuchstalenten eingespielt, die nun den Studenten der Städelschule und der Offenbacher Hochschule für Gestaltung zugutekommt.
MMK 2: Was ist hier Kunst?
Erstmals konnte auch im Rahmen der "Nacht der Museen" das neue Museum für Moderne Kunst MMK 2 im Taunus-Turm besichtigt werden. Viele Besucher zeigten sich dort aber ziemlich ratlos und fragten sich, was die Installationen, Filme und Performances mit Kunst zu tun hätten. Die "Guides on Demand" mussten viel Aufklärungsarbeit leisten.
Wer nach zwei Uhr noch nicht genug hatte vom Museums-Streifzug, konnte hoch oben über Frankfurts Dächern bei der Club-101-Party im 25. Stock des Japan-Centers abtanzen. Gespräche waren dort freilich fast unmöglich. Die Musik war so laut, dass man sich gegenseitig anschreien musste.
3000 Besucher mehr
Insgesamt war die 16. Auflage der "Nacht der Museen" ein voller Erfolg. Mit 38.000 Besuchern kamen 3.000 mehr als im Vorjahr. Die Veranstalter dürften so gut eine halbe Million Euro eingenommen haben. Die Karten für die "Nacht der Nächte" kosteten inzwischen 14 Euro.
Überschattet wurde das Event von einem Zwischenfall vor dem Jüdischen Museum. Dort soll eine kleine Gruppe von Neonazis die wartenden Besucher angepöbelt und gefragt haben, was sie in einer jüdischen Einrichtung wollten. Das trübte den großartigen Auftritt des Saxophonisten Christof Lauer und seiner Band, die die Klassiker des berühmten Jazzlabels Blue Note intonierten. Das Label war vor 75 Jahren von Alfred Löw, Sohn eines jüdischen Architekten, und Frank Wolff gegründet worden 1938 flüchtete Löw vor den Nazis nach New York - und holte seinen Freund Wolff mit dem letzten Schiff aus Nazi-Deutschland heraus.
Foto: Dies GEmälde von Monet wurde schon früh vom Städel angekauft, als Monet beispielsweise in Berlin und vor allem beim deutschen Kaiser verpönnt war.
Internet:
http://www.nacht-der-museen.de/