Am Beispiel Frankfurts: Flüchtlingsfragen in Stadt und Land, Teil 1
Günther Winckel und pia
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Medien sind so voll von den nach Europa, nach Deutschland kommenden Flüchtlingen, daß wir an ausgewählten Beispielen über die regionalen Antworten auf die politische Anforderungen berichten wollen. Entscheidend ist das soziale Klima, inmitten dessen Ankunft und Unterbringung als erster Schritt folgen.
Die Stadt Frankfurt gibt die Sporthalle Süd rechtzeitig zur Einschulungsfeier der Willemerschule am Dienstag, 8. September, wieder für den normalen Betrieb frei. Die Asylbewerber und Kontingentflüchtlinge, die zurzeit in der Sporthalle in Sachsenhausen sind, ziehen im Laufe des Wochenendes in die Sporthalle der Franz-Böhm-Schule um. Die zuständige Stadträtin zeigte sich erleichtert über die verständnisvolle Reaktion Angesprochenen.
In den vergangen beiden Tagen hat die Stadt die Leiterin der beruflichen Schule im Dornbusch, die Vorsitzenden der betroffenen Sportvereine und den Ortsvorsteher sowie seinen Stellvertreter informiert. „Die Akteure vor Ort haben die Nachricht mit viel Verständnis aufgenommen“, sagt Stadträtin Birkenfeld erleichert. Die Sozialdezernentin hofft, dass bis Ende der Herbstferien genügend Kapazitäten in anderen Unterkünften zur Verfügung stehen, um die Halle wieder freigeben zu können.
Für die Nutzung der Sporthalle als Notunterkunft wird die Halle in einen Schlafbereich und einen Aufenthaltsbereich unterteilt. Im Schlafbereich sind 100 Feldbetten aufgeschlagen. Im Aufenthaltsbereich stehen Tische und Bänke, an denen auch die Mahlzeiten eingenommen werden können, die drei Mal am Tag angeliefert werden. Die Führung des Einsatzes obliegt dem Deutschen Roten Kreuz. Unterstützt werden die DRK-Helfer von weiteren Hilfsorganisationen wie den Johannitern. Außerdem ist rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst präsent.
Die Stadt wird die Halle wie bereits die Sporthalle Süd mit alleinstehenden Männern belegen. Es ist geplant, die Flüchtlinge jeweils sobald Plätze frei werden in andere Unterkünfte zu bringen und die Halle dann wieder mit Neuankömmlingen zu belegen, um die Dauer der Unterbringung in der Notunterkunft für den einzelnen möglichst kurz zu halten.
Die Zahl der Flüchtlinge, die Frankfurt zugewiesen wurden, hat sich seit 2012 jeweils verdoppelt auf zuletzt 800 in 2014. Im laufenden Jahr kamen bereits 1050 Personen. Nach der neusten Prognose der Bundesregierung, wonach bundesweis mit insgesamt 800.000 Flüchtlingen zu rechnen ist, muss Frankfurt sich auf bis zu 3.000 weitere Zuweisungen in den kommenden Monaten einstellen.
Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen engagiert sich die Stadt Frankfurt seit mehr als zwei Jahren im Ausbau der Unterkunftskapazitäten. Bevorzugt werden Wohnungen und Wohnheime genutzt, die von freien Trägern der Wohlfahrtspflege wie dem Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe, dem Internationalen Bund, dem Deutschen Roten Kreuz und der Arbeiterwohlfahrt in Wohngebieten betrieben werden.
„Der Kapazitätsausbau lässt sich leider nicht in der Geschwindigkeit realisieren, wie es die wachsende Zahl an Flüchtlingen erfordert“, bedauert Birkenfeld: „Es ist sehr aufwändig, in einer Großstadt wie Frankfurt genügend geeignete Liegenschaften und Objekte zu finden.“ Zudem seien die in den meisten Fällen erforderlichen Bauarbeiten mit vielen Unwägbarkeiten verbunden, die immer wieder zu Verzögerungen führen.
Obwohl zahlreiche Projekte in der Umsetzung seien, müssten deshalb als Zwischenlösungen schon seit Monaten zusätzlich Hotelzimmer belegt und Containeranlagen genutzt werden. „Selbst die Gewinnung dieser Kapazitäten stößt im Moment allerdings an Grenzen“, sagt die Sozialdezernentin. Deshalb müsse die Stadt nun auf die Sporthalle am Dornbusch zurückgreifen, die das Stadtschulamt für den Zweck zur Verfügung stellt.
Die Vorsitzenden der Sportvereine, die die Halle normalerweise nutzen, sind von Birkenfeld und dem Vorsitzenden des Sportkreises Frankfurt Roland Frischkorn informiert und um Verständnis gebeten worden. Das Sportamt bemüht sich in Absprache mit dem Sportkreis zurzeit um alternative Trainingsorte für die Vereine und den Spielbetrieb.
P.S.:
„Die Sozialdezernentin bittet um Verständnis, dass Pressevertreter keinen Zugang zur Sporthalle erhalten. Mit Fragen können sich Redaktionen im Sozialdezernat an Manuela Skotnik, Rufnummer 069/212-44056, wenden.“ Das drucken wir hier ab, weil es zeigt, daß man auch seitens der Stadt alles tut, um einen Flüchtlingszirkus zu vermeiden. Nicht um anschauen geht es, sondern um politisches Handeln. und mitmenschliches Verhalten.