Eintracht Frankfurt zwingt dem 1. FSV Mainz 05 ein 2:1 auf, Spielbericht

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Mit diesen zwei Zuschreibungen kann man das Spiel der Eintracht vom Sonntagabend im Stadion gegen Mainz, im Derby also, tatsächlich erklären: in einem beispiellosen Kraftakt haben die Eintrachtspieler die Mainzer Mannschaft niedergerungen und zeigen sich vor den letzten drei Spielen als derart wiederbelebt, daß tatsächlich Chancen für den Klassenerhalt aufscheinen.

 

Obwohl, das gehört eben auch zum Irrsinn mancher Spiele und Tabellenplätze, die Eintracht trotz der drei Punkte immer noch auf dem vorletzten Platz, dem sicheren Abstiegsplatz steht. Aber, ein dickes 'aber', nur noch einen Punkt entfernt vom Relegationsplatz, den derzeit Werder Bremen einnimmt. In Bremen findet pikanterweise das letzte Eintrachtspiel an Pfingsten statt, ein echtes Endspiel. Nach dem heutigen Sieg auch nur drei Punkte entfernt vom 15., dem VfB Stuttgart mit 33 Punkte, und nur vier Punkte von dem gegenwärtigen 14., 1899 Hoffenheim und nur fünf Punkte entfernt vom SV Darmstadt 98, dem Gegner des nächsten Samstagsspiel im Hessenderby.

 

Es ist also noch einiges drinnen in den letzten drei Spielen, wo es um insgesamt neun Punkte geht. Frohgemut weitermachen zu können, das war für die Eintracht und ihre Fans die wichtigste Botschaft aus dem Spiel gegen Mainz, eine Mannschaft, gegen die die Eintracht häufiger verloren hat. Nein, wir geben zu, wir hatten eine solche Kampfmoral den Eintrachtspielern nicht mehr zugetraut und natürlich fragt man sich angesichts völlig unnötiger verlorener Spiele der jüngsten Vergangenheit, warum nicht gleich? Aber das ist müßig, der Blick geht nach vorne, was immer heißt, das siegreiche letzte Spiel zu analysieren, auf daß man daraus lerne für das nächste Mal.

 

Da fällt auf, daß die Eintracht für ihre zwei Tore nur 8 Torschüsse brauchte, die Mainzer für ein Tor sieben. Oft gab es für die Frankfurter Spiele mit 15 und mehr Torschüssen und keinem Tor! Auch die Ballaktionen liefen bei der Eintracht mit 53 Prozent besser als bei Mainz mit 47, auch in der Zweikampfquote war die Eintracht besser, mehr und vor allem bessere Pässe, mehr Ecken, mehr Flanken – aber mit 22 Fouls ein Foul weniger als Mainz mit 23. Die hohe Zahl der Fouls ist nun wieder ein Hinweis darauf, daß beide Mannschaften verbissen siegen wollten, weshalb der Ausdruck vom Niederringen erneut taugt.

 

Den hatte übrigens in der Pressekonferenz nach dem Spiel – vgl. STIMMEN ZUM SPIEL - der Mainzer Trainer Martin Schmidt mehrfach benutzt und Eintrachttrainer Niko Kovac hatte ihn bei seiner Erklärung des Fußballgeschehens aufgenommen. Und noch nie hatten wir ein Fußballspiel mit so viel Drumherum beschrieben, statt des eigentlichen Verlaufs. Das liegt daran, daß das konkrete Geschehen auf dem Platz im Nachhinein nicht das Wichtigste ist, sondern die Haltung der Mannschaft, ihr unermüdlicher Einsatz auf dem Rasen und der eindeutige Siegeswillen, den sie ausstrahlten und durchsetzten.

 

Begonnen hatte das Spiel des Sechstplazierten, der noch von der deftigen Niederlage gegen Köln gezeichnet unbedingt siegen wollte, um zumindest bei der Europa-League mitspielen zu können, gegen den Vorletzten in einem Hin und Her, in dem man von den Mainzern das erste Tor erwarten konnte. Daß es dann in der 18. Minute auf derart schöne Weise zustandekam, passiert auch nicht alle Tage. Der Eintrachtler Marco Russ hatte für die Mainzer einen Freistoß verursacht. Den schoß Daniel Brosinski butterweich und gezielt direkt über den hochhechtenden Lukas Hradecky ins Eintrachtnetz. Jetzt hätte es für die Mainzer laufen müssen, denn die Frankfurter zeigten sich geschockt. Aber ohne daß man den Punkt der Wende direkt hätte kennzeichnen können, war die Eintracht auf einmal auf Kampf gebürstet und auf Angriff, denn nur so kommen Tore zustande.

 

Und Marco Russ machte in der 18. Minute seine Flaute wieder wett und reagierte auf eine kuriose Situation vor dem Mainzer Tor entschieden und werkelte den Ball ins Netz zum Ausgleich 1:1. Riesige Erleichterung im Stadion. Kurios war das Fallen vor dem Tor, weil der so günstig stehende Änis Ben-Hatira vor dem Tor ausgerutscht war und im Fallen, ach was, eigentlich saß er schon, den Ball vors Tor gab, wo zuvor Russ auf dem Hosenboden lag, aber schon wieder stand und den Ball einfach reinschob.

 

Ab da gab die Eintracht, bis auf ein paar Minuten in der Zweiten Halbzeit nicht mehr ab. Sie kämpfte wirklich ums Überleben, ums Überleben in der Bundesliga. Und als in der 84. Minute sich der leidenschaftliche Kampf durch ein zweites Eintrachttor manifestierte, sah es auf der Presstribüne so aus, als ob erneut Änis Ben-Hatira direkt ins Tor gegeben hätte, zum 2:1 Endstand. So gab es auch der Stadionsprecher bekannt. Erst die Videoaufnahme zeigte, daß Ben-Hatira gut getrickst hatte und sein Ball so angelegt war, daß er vom Mainzer Spieler Stefan Bell den Endschliff zum Eigentor erhielt. Aber auch das ist eine Erkenntnis aus dem Spiel für die Eintrachtmannschaft: Wer nicht kämpft, hat schon verloren, wer kämpft, den begünstigt auch das Glück. Und wegen der Kampfmoral und den zu irritierten Mainzern geht dieser Sieg auch sportlich in Ordnung.