Eintracht Frankfurt bewältigt Bayer Leverkusen mit 2: 1, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Gefährdet, aber souverän gehalten!“ heißt es in der Überschrift. Ja, ging es denn um Tore? Nein, eben nicht, denn das ganze Spiel der Eintracht, ihr zweimaliges in Führung Gehen war gefährdet, schließlich gaben die Leverkusener entsprechendes Paroli. Aber hier zahlte sich der Durchhaltewille und die heutige Spielkraft aus.
Der Sieg war nämlich vom Spielverlauf her absolut in Ordnung und die Aussage vom Bayertrainer Roger Schmidt, einen Punkt mitzunehmen wäre richtig gewesen, trotzdem nicht ganz falsch, denn vor allem in der zweiten Hälfte konnten die 43 000 Zuschauer – zur gleichen Zeit ging in der Stadt die große, von Attac organisierte Kundgebung gegen TTIP und Ceta von 25 000 Menschen weiter – beim regelrecht spannenden Spiel miteifern, weil sich beide Mannschaften nichts gaben und jede Attacke mit einer Gegenattacke beantwortet wurde.
So war es nach dem 2:1, das Fabian in der 79. Minute herstellte, keine Sekunde klar, ob Eintracht Frankfurt dies Ergebnis würde halten können, was trotz der Zugabe von fünf Minuten als Nachspielzeit dann doch der Fall war. Selbst diejenigen, die mit Frust gekommen waren, weil sie zu den wenigen gehörten, die in Darmstadt die Niederlage vom letzten Wochenende schmerzlich miterlebten, glaubten, daß es sich um eine andere Mannschaft handele. Da gibt es nun die beiden gewonnenen Heimspiele gegen Bundesligamatadore wie Schalke und Bayer, ja wird die Eintracht etwa wieder eine Heimspielelf? Den Zuschauern wäre es zu gönnen, die natürlich lieber kommen, wenn auch in Frankfurt gewonnen wird.
Bleiben wir bei diesem Sieg, der am Ende 17 Torschüsse der Eintracht brachte, gegenüber sieben Versuchen der Gegenseite. Aber die anderen Daten wie Ballaktionen und Zweikampfquote gehen wie auch die Paßquote oder die Ecken auf das Konto der Gäste.
Der Beginn sah Veränderungen vor, die vor allem in den Personen Marco Fabian, der hinter Meier stand, und Haris Seferovic, der die rechte Seite bediente, bestanden, auch Jesus Vallejo spielte von Anfang an. Man hätte es Fabian und der Eintracht gegönnt, was aber Tormann Bernd Leno verhinderte, als schon 47 Sekunden nach Beginn der erste Schuß in dessen Armen gut aufgehoben war. Und gleich drauf kam die nächste Aktion, von Bastian Oczipka in Gang gesetzt, die Seferovic vollendete – aber er war abseits. Das ist auch eine Methode, einen Sieg einzufahren, dem Gegner den Ball lange überlassen, aber dann blitzschnell zu kontern und es vorne zu versuchen.
Wahrscheinlich war es diese Mentalität an diesem Fußballnachmittag, weshalb das Spiel als so interessant, als so spannend rüberkam, obwohl das noch viel mehr für die 2. Halbzeit gilt. Und deshalb kann man die eifrige erste Hälfte des Spiels auch als bemüht und eindeutig für die Eintracht als bessere Mannschaft abhaken, obwohl der wirklich scharfe Schuß von Seferovic direkt vor der Pause schon noch erwähnt gehört. Der pfiff ganz dicht am Tor vorbei, man hörte sozusagen noch den Wind dabei.
Der Spaß kam dann völlig mit der zweiten Halbzeit und es war wirklich der schnellen Reaktion von Eintrachtspielern zu verdanken, daß das nicht ins Auge ging, was der Schiedsrichter gesehen hatte: den Fall von Chicharito und Mehmedi kurz vor dem Eintrachttor, was unweigerlich Rot und noch mehr bedeutet hätte. Wie gut, daß der Linienrichter jedoch längst schon angezeigt hatte, daß ein Leverkusener zuvor ein Handspiel gerügte hatte. Das aber mußten dem Schiedsrichter erst einmal die Eintrachtler erzählen. Also statt Rot einen Freistoß. Nicht schlecht, aber auch gerecht.
Und dann stand Alex Meier wieder einmal richtig und handelte entschlossen, als ein Ball von Fabian über Severovics Kopf direkt vor seine Füße geriet. Das muß man ihm nicht zweimal sagen, wie man den trotz Bewachung dicht am Tormann vorbei ins Netz bekommt, zum 1:0. Und während man die nächsten Minuten erst dachte, jetzt kommt's schnell zum zweiten Tor, das war in der 55. und gleich drauf in der 57. Minute, passierte in der 60. Minute das Gegenteil. Chicharito stand richtig, als der Ball in seine Nähe kam, und zögerte kurz, was Hradecky eher verwirrte, und schoß dann unhaltbar zum Ausgleich 1:1.
Was dann geschah, war Fußballzauber, an dem beide Mannschaften beteiligt waren, weil einfach ein leidenschaftlicher Kampf auf dem Feld zu verfolgen war, wo der Drang, gewinnen zu wollen die Beine noch flinker machte und das Zusammenspiel homogener. Immer stärker wurden jetzt die Leverkusener zu den Spielmachern. Mindestens dreimal wurde es im Torraum brandgefährlich für Hradecky und die Eintracht.
Stattdessen geschah das Gegenteil.Meier war in der 78. Minute ausgewechselt worden gegen Hrgota – übrigens eine gute Lösung, mit Meier anzufangen, aber dann neue Spieler zu erproben - , der den Ball an den schon in der 62. Minute eingewechselten Rebic gab, der so gekonnt dem in den Strafraum gelaufenen Fabian vorlegte, daß der den Ball nur noch reinschieben mußte, zum 2:1 für die Frankfurter. Das war in dem Moment anachronistisch, weil es doch die Druckphase von Bayer war, hebelte aber deren Aufschwung doch nachdrücklich aus, was die Eintrachtler befeuerten.
Und dann war alles ganz anders, als in der 87. Minute der Leverkusener Brandt zu Fall kam. Chandler war es, sagte die Videoaufzeichnung, und ein Elfer war fällig. Der Mexikaner Fabian habe ihm verraten, welche Ecke Chicharito bei seinen Elfern bevorzuge, erzählte Lukas Hradecky später. Also flog er in diese, während aber dieses Mal der Mexikaner genau die andere nahm, dabei aber wohl so raffiniert in äußerste Ecke dreschen wollte, das der sichere Torball an den linken Pfosten knallte.
Die weiteren acht Minuten einschließlich der Nachspielzeit konnte die Eintracht ihr 2:1 halten. Nächsten Dienstag geht es nach Ingolstadt und nächsten Samstag ist in Frankfurt Hertha Berlin zu Gast.
Foto: 20 Jahre EFC (c) Jürgen Schneeberger