MMK zeigt Film und Werke des mexikanischen Künstlers Mauricio Guillén in Frankfurt am Main



Helga Faber



Frankfurt am Main (Weltexpresso) Das Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) zeigt in der gegenüberliegenden Dependence MMK Zollamt die Werke des 1971 in Mexiko geborenen Künstlers Mauricio Guillén. In seinen konzeptuellen Werken untersucht Guillén, wie Bilder und Sprache unser Verständnis von Kultur und Geschichte beeinflussen. Zentral ist die Frage nach dem Entstehen und der Verteilung von Bildung und Wissen in der Gesellschaft.


Zu besichtigen ist bis 16. September die ganze Breite seines Schaffens von Film, Fotografie, Textarbeiten bis zu Objekten. Es ist das erste Mal, daß Guilléns Arbeiten in Deutschland in einem institutionellen Rahmen präsentiert werden.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der 16 Millimeter Schwarz-weiß-Film „Avenida Progreso“, für dessen Produktion Guillén an den Ort seiner Kindheit und Jugend zurückgekehrt ist. Die Geschichte des Films führt den Betrachter durch Viertel wie Polanco, Irrigación und Oceanía in Mexiko-Stadt bis an das Straßenende der Avenida Progreso. Im Zentrum einer anachronistischen Reise durch die Straßen, die meist nach Goethe, Byron, Marx, Tolstoi oder Aristoteles benannt sind, steht ein Professor für Philosophie und Ästhetik.

Der in einer großen Rauminstallation präsentierte Film begleitet den Protagonisten in der Universität, bei der Konfrontation mit seinen Studenten und schließlich auf dem Heimweg mit dem Taxi durch das mexikanische Viertel. Tradition und Gegenwart treffen mit dem Einsatz von Schönbergs „Verklärte Nacht“ und einem eigens für den Film von dem Soundkünstler Florian Hecker komponierten Stück auch musikalisch aufeinander.

Guillén stellt in dem narrativ angelegten Film zwei Generationen gegenüber und untersucht soziale sowie kulturelle Unterschiede innerhalb einer Gesellschaft, die sich im Wandel befindet und doch noch immer vom Kulturimport der Kolonisation geprägt ist.

Außer dem Film sind Fotografien und Textarbeiten zur Sprache und der Funktion von Sprache als Kulturträger zu sehen. Guillén verwendet beispielsweise ein Buch aus dem postviktorianischen Zeitalter als Ausgangspunkt, um das dort bildlich dargestellte Alphabet – „A for Artist, B for Beggar, C for Countess etc.“ – neu zu präsentieren. Überlieferte Zusammenhänge werden auf diese Weise infrage gestellt und neue Assoziationen angeregt. Kulturelle und soziale Codes nutzt der Künstler als Basis, um andere oder neue Geschichten zu konstruieren.

Die Schau wird gefördert durch die Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler. Zur Ausstellung erscheint auch ein Katalog mit dem Titel „I for Idiot“ im „Bom Dia Boa Tarde Boa Noite- Verlag“ mit Beiträgen von Benoît Turquety, Michael Oppitz und Bojana Kunst. Der Ausstellungskatalog ist im MMK für 16,90 Euro und im Buchhandel für 21 Euro erhältlich.

www.mk-frankfurt.de