Mit Fußballzauber besiegt Eintracht Frankfurt den Hamburger SV mit 3:2
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Selten konnten wir mit eigenen Augen ein Fußballspiel sehen, was einen in Spielfreude, gekonnter Technik, in Leichtigkeit, Geschwindigkeit, raffinierten Spielzügen, paßgenauen Vorlagen, perfekter Ballannahme und intelligentem Vorausschauen dazu derart begeistern konnte, wie am frühen Sonntagabend das der Frankfurter Eintracht. Jawohl!
Und um es gleich vorneweg zu sagen: Deshalb stand es nach 18 Minuten 2: 0 für die Frankfurter, aber deshalb war auch nach ca. einer Stunde der Dampf raus und die Eintracht konnte gegen Schluß noch froh sein, daß sich die mit ungeheurem Elan und Kämpfermentalität agierenden Hamburger nicht zum Ausgleich durchsetzten. Ein Remis schien sogar näher, als ein 4: 2, so ackerten die Hanseaten, die ab kurz vor der Pause auf Grund eines echten, aber nicht zwangsläufig mit Roter Karte zu ahnenden Fouls von Petr Jiracek in der zweiten Halbzeit nur noch mit 10 Mann spielten. Das aber passiert auch immer wieder mal, daß zehn Leute mehr auf die Beine stellen, als die vorherigen 22 Hamburger Fußballbeine.
Der Reihe nach. Schräg und scharf ging es schon los. Gleich in der 2. Minute wurde es für Hamburg gefährlich und die ersten zwanzig Minuten gestalteten sich ein derart schönes Fußballspiel, daß die im ausverkauften Haus anwesenden 51 500 Zuschauer schier aus dem Häuschen gerieten. Als in der 13. Minute nach ständigem Drängen der fleißige und präsente Takashi Inui zum 1:0 traf, schräg und scharf und genau gezielt, war das fällig und es schien auch selbstverständlich, daß gleich darauf in der 18. Minute der neue Stürmerstar Olivier Occéan zum 2:0 erhöhte, was nicht Halbzeitstand war, weil in der 45. Minute Heiko Westermann das 2:1 schaffte. Man habe die ersten zwanzig Minuten reinweg verschlafen, erklärte später der Hamburger Trainer Thorsten Fink, der seiner Mannschaft eine tolle Moral bescheinigte und sich im übrigen mit der Roten Karte ganz und gar nicht einverstanden erklärte.
Dabei spielten die Hamburger mit zehn Mann tatsächlich in der zweiten Halbzeit konzentrierter, waren aber immer in Gefahr, wenn die Eintracht losmarschierte. Die hätte sehr viel höher führen können, aber immerhin konnte Stefan Aigner in der 52. Minute das 3:1 für die Eintracht sichern. Das Tolle am gegenwärtigen Eintrachtspiel ist eben auch, daß einige Spieler aus der Zweiten Liga, die nun zur Eintracht gestoßen sind, absolute erstligatauglich spielen. Darauf ist Eintrachttrainer Armin Veh, der auch den HSV betreut hatte und keine guten Erfahrungen damit machte, durchaus stolz. Auf diese Spieler sei man nur gekommen, weil durch den Abstieg der Eintracht in der letzten Saison Trainer und Eintracht-Verantwortliche überhaupt erst in die Lage kamen, die Spieler dieser Liga besser beurteilen zu können. Ohne den Abstieg also keine neue gefährliche Mannschaft. Auch eine neue Sicht auf das Aufsteigen und Absteigen.
Das Neue am Eintrachtspiel ist auch die Gelassenheit und Klasse, wie die Tore erfolgen. So hatte Aigner, einer von denen aus der 2. Liga, die Ruhe weg. Er nahm den Ball an und hob ihn dezent und leicht über den Hamburger Tormann Adler, der insgesamt keine glänzende Figur machte. Ganz im Gegensatz zum neuen 22jährigen Frankfurter Torhüter Kevin Trapp, der so sicher und umsichtig die Paraden der Hamburger parierte, wie ein Alter, was kaum glaublich schien. Denn van der Vaart, der in den Vortagen für 13 Millionen Euro von Tottenham Hotspurs abgekauft wurde und zum einzigen Hoffnungsträger der Hamburger stilisiert wurde, lieferte ein richtig gutes Spiel und gab kluge Vorlagen, die zu mindestens drei sicheren Hamburger Toren hätten führen können: das war Heung-Min Son in der 22. Minute, Arjoms Rudnevs in der 27. und Dennis Diemeister in der 73. Minute.
Trapp erzählte später, daß in seinem Training genau solche Situationen geübt werden, wenn die Abwehr versagt und er dem gegnerischen Spieler direkt gegenübersteht und dennoch den Ball hält, bzw. über das Tor lenken kann. Auch die Feldspieler applaudierten ihrem Schlußmann, der zudem durch eine Erkältung geschwächt antrat. Davon merkten allerdings weder die Zuschauer noch die Hamburger Spieler das Geringste. Das war eine reife Leistung und man wartet gespannt, wie der Höhenflug der Frankfurter weiterverläuft. Hier ist niemand, der große Rosinen im Kopf hat, sondern jeder ist dankbar, wie toll diese Saison begonnen hat.
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