Jürgen Steen spricht über Silbererwerbungen des Historischen Museums nach dem November-Pogrom 1938
Eric Fischling
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Montag, 24. April, setzt Jürgen Steen die Vortragsreihe „Gesammelt, gehandelt, geraubt. Kunst in Frankfurt und der Region zwischen 1933 und 1945“, die das Institut für Stadtgeschichte gemeinsam mit der Gesellschaft für Frankfurter Geschichte veranstaltet, fort. Unter dem Titel „Raub und Restitution, Fakten und Legenden“ berichtet der ehemalige stellvertretende Direktor des Historischen Museums über die erhebliche Bereicherung der Sammlung des Historischen Museums nach dem 9. November 1938 – speziell durch Silbergegenstände. Sein Vortrag berücksichtigt erstmals alle in Frage kommenden Quellen. Mit neuem Blick auf vermeintliche Fakten entlarvt er nun zwangsläufig die Legendenbildungen seit 1945.
Zwischen Novemberpogrom 1938 und den ersten Deportationen 1941 „erwarb“ das Historische Museum in gut zwei Jahren historisches Silber in einem um etwa das Dreißigfache größeren Umfang als in den 60 Jahren seit der Eröffnung 1878. Es stammte durchweg aus dem geplünderten und dann geschlossenen Jüdischen Museum, aus den gebrandschatzten Synagogen und aus jüdischem Privatbesitz.
Gegenüber amerikanischer Besatzungsmacht und jüdischen Organisationen machte das Museum nach Kriegsende und Nazi-Diktatur mit Erfolg geltend, das Motiv sei die Bewahrung kulturgeschichtlich unersetzbarer Werte gewesen. Mit der Restitution 1952 wurde dem Museum gar ein widerstandsähnliches Handeln bescheinigt. Zugleich galt seitdem als ausgemacht, dass alles zurückgegeben worden sei.
Foto: Die Folge der Naziverbrechen in der Zerstörung des Historischen Museums Frankfurt. Hier die Trümmer. (c) hmf
Info: Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr. Die Teilnahme kostet vier Euro, ermäßigt drei Euro. Mitglieder der Gesellschaft für Frankfurter Geschichte erhalten mit Ausweis freien Eintritt. Weitere Informationen unter http://www.stadtgeschichte-ffm.de und http://www.geschichte-frankfurt.d