Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Daß Romane verfilmt werden, gehört zum Filmgeschäft. Sehr selten allerdings verfilmt eine Autorin ihren Roman selbst, wie es Helene Hegemann mit ihrem Roman AXOLOTL ROADKILL tat, der heute als AXOLOTL OVERKILL in die Kinos kommt.
Wer Bücher liest, konnte gar nicht anders, als das Drumherum mitzubekommen, als der Roman erschien. Das war 2010 und AXOLOTL ROADKILL wurde einerseits fast enthusiastisch als neue Stimme einer neuen Generation gefeiert, von anderen wegen Belanglosigkeit ignoriert, was sich beides erst änderte, als Plagiatsvorwürfe auftraten, die in der Mehrzahl auch stimmten, was der Ullsteinverlag in den folgenden Auflagen durch Abdruckgenehmigungen der nun genannten Quellen aus der Welt schaffte.
Durch das ganze Getue und Gemache wurde nur noch über die Plagiate und weniger über den Romaninhalt gesprochen. Es wäre vorstellbar, daß diese Tatsache die Autorin Hegemann anfeuerte, den Inhalt dann noch einmal auf der Leinwand in die Welt zu bringen. Auf der einen Seite ist der Film harmloser, ja geradezu ansehbarer, als die Romankritiker befürchtet hatten, auf der anderen Seite gefällt er manchen richtig gut und dann wiederum läßt er andere mit und ohne Roman kalt.
Die Geschichte geht so: Da gibt es Mafalda, genannt Mifti (Jasna Fritzi Bauer), die in jungen Jahren, hier 16, schon den Tod der Mutter verschmerzen muß und mit ihren Halbgeschwistern in einer Berliner Wohngemeinschaft lebt. Die Ältere, Anika (Laura Tonke), versucht immer wieder Mifti zumindest zum Schulbesuch zu motivieren. Doch sie findet Partys interessanter und wandert von einer zur anderen. Man bemerkt als Zuschauer, die Orientierungslosigkeit der Hauptdarstellerin und daß sie dieser nur durch Halligalli zu entfliehen glaubt. Sie hatte eine Beziehung mit einer Kunsthändlerin Alice (Arly Jover),die sie nicht vergessen kann und erst als sie die Schauspielerin Ophelia (Mavie Hörbiger) kennenlernt, die gerade in aller Munde eine Tagesberühmtheit ist, geht die Sause so richtig los.
Die lernt sie nämlich ausgerechnet in der Kantine kennen, wo Ophelia zu Sozialstunden verurteilt wurde und die in der Küche ableistet. Die zeigt ihr nun die Welt, besser: die Halbwelt, wo in großem Stil geraucht, gehascht, getrunken und so richtig mit harten Drogen Leib und Seele fertiggemacht werden. Eine Wohlstandsgesellschaft zum Kotzen. Dazwischen redet Mifti dummes Zeug, denkt, ihr täte gut, mal so richtig vergewaltigt zu werden, hat einen ebenfalls bedauernswerten Gelegenheitsbeischlaf im Taxi mit dem Fahrer in öder Umgebung.
Es geht zwar dauernd um sie, aber wir lernen ihre Familie auch kennen. Neben der bemühten Schwester ist es der eigenartige Vater (Bernhard Schütz), der alles mögliche tut, aber kein Halt ist. Da gibt es komische Geschichten, wie es überhaupt schwerfällt, eine landläufige Handlung zu erzählen. Und von der Mutter wollen wir auch nicht reden. Meist sind es Geschichten um die Personen, die den Weg von Mifti kreuzen. Sprechen wir lieber von ihr, nämlich ihrer Verkörperung durch Jasna Fritzi Bauer. Die ist eine Wucht, wie wir überhaupt finden, daß der Film durch die Schauspieler nicht so schlimm wurde, wie wir es nach dem Buch erwartet hatten.
Da das schon der zweite Film der doch eigentlich als Autorin bekannten Helene Hegemann ist, die ihren ersten Roman mit 17 Jahren und ihren zweiten Film mit 24 Jahren vorlegt, sollte man ihr vielleicht empfehlen, auf Regie umzusteigen und einmal einen fremden Stoff, eine richtige Geschichte auf der Leinwand zu erzählen. Dann wäre genug Zeit, ziemlich viele Fehler zu vermeiden, die im AXOLOTL leider vorkommen. Und auf das arme namengebende Tier gehen wir gleich gar nicht ein. Denn um das geht es überhaupt nicht. Alles mehr Schein als Sein.
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