Hanno Lustig
Köln (Weltexpresso) – Doch, diesen leichten Sommerfilm mit den versteckten tiefgründigen Problemen kann man sich gut anschauen, wenn man weiß, daß deutsche Komödien im Film gute Schauspieler haben, aber die Geschichten keine Abgründe aufweisen.
Abgründe? Ganz recht. Denn hier bekommen Sie auf der Leinwand genau das, was versprochen ist. Den Sommer und Situationen, von denen man als Bredouille spricht, wenn sie eintreten. Wie schön, daß dieses eingedeutschte Wort, das in meiner Kindheit noch gang und gäbe war, wieder einmal auftaucht. Allein, es war zum Wiehern, bei einer Pressevorführung wußten einige der jungen Kollegen eben nicht, was dieser Begriff bedeutet. Also ist die Benennung schon mal die erste große Tat.
Denn jetzt kann man sich fragen: steckt der Sommer in der Bredouille oder bringt er jemanden in die Bredouille, denn das Stecken und das Bringen sind die Zusammenhänge, in denen im Deutschen dieser zwischen Lehnwort aus dem Französischen und Fremdwort changierende Begriff verwandt wird. Wir haben das dann so interpretiert, daß einige in der Bredouille stecken und andere sie dahineinbringen. Aber die stecken dann auch – genau, auch darin. In Schwierigkeiten also und zwar gehörigen.
Alles fängt mit dem neudeutsch ausgedrückten Loser an. Ein Verlierer zu sein, klingt nicht so charmant wie Loser, weil da immer etwas Leichtes das Anrüchige ausbügelt. Ein Loser also ist Mike (Peter Trabner), der in einer Autowaschanlage wenigstens ein paar Penunzen verdient, noch immer um seine Exfrau Claudia (Annette Frier) weint, immerhin seit neun Jahren, die, eine arrivierte Ärztin geworden, inzwischen mit dem unsäglich korrekten und langweiligen, auch wohlhabenden Thomas (Kais Wiesinger) zusammenlebt. Immerhin in wilder Ehe. Auch Spießer sind nicht mehr das, was sie waren. Doch schon jetzt: Vorsicht. Die Leute sind nicht immer das, was sie scheinen. Eigentlich sogar nie! Vor allem nicht in Komödien. Und ganz und gar nicht in deutschen Komödien.
So ein Vater, der nicht viel hermacht, ist natürlich für die pubertierende Tochter Hanna (Emma Bading) ein gefundenes Fressen. Denn bei ihm kann sie sich ausweinen über ihre anspruchsvolle Mutter, die tatsächlich von ihr erwartet, die höhere Tochter mit guten Schulnoten zu sein, wo doch in diesem Alter der Sinn nach ganz anderem steht. Ja, nach Jungen auch, oder besser: nach einem ganz gewissen.
Typisch, daß Mike auch noch so dusselig ist, daß er vergessen hat, Miete und alles für das tägliche Leben in der Wohnung zu zahlen und rausgesetzt wurde. Zum völlig falschen Moment. Denn die 15jährige Hannah beschließt, ihre spießigen Eltern zu verlassen und zum eigentlichen Vater, zu Mike zu ziehen. Doch da erinnert sich Mike an den Campingplatz von ehedem, wo er und Claudia….
Nichts wie hin also und die dortigen Campingplatzbetreiber erinnern sich noch und helfen dem Loser, sich erneut wohnlich einzurichten. Was der Vater nicht ahnt, das ist, daß seine Tochter zu ihrem baldigen 16. Geburtstag ihren Freund Otto (Elvis Clausen) eingeladen hat. Mit klarer Absicht: sie will entjungfert werden, denn der Mann versteht was davon, schließlich ist er doppelt so alt wie sie – und, wie Mike und alle anderen dann mitbekommen: auch noch schwarz.
Und hier kann man über LUCKY LOSER wirklich Nettes sagen, denn in der Geschichte wird das, was immer wieder in wirklichen Leben sozialer Sprengstoff sein kann, nicht dazu verwendet, daraus für den Film Kapital zu schlagen, also daraus ein billiges Sozialdrama zu machen oder die Welt untergehen zu lassen, sondern alle Besonderheiten der Personen, auch der Kontrollwahn der Mama Claudia und die Schrulligkeit von Mike, führen uns Situationen vor, die jeder kennt, wia im richtigen Leben.
Lange haben wir von Herzen gelacht. Das ist oft so in deutschen Komödien, daß sie gut anfangen und Hoffnung auf mehr machen, dann aber irgendwo stecken bleiben. Wo, das konnten wir nicht genau sagen, aber wissen, daß Kai Wiesinger mit diesem Thomas eine sehr undankbare, weil absolut schablonenhafte Rolle hat. Aber, denkt man dann, das heißt ja auch nur, daß man die anderen Personen schon in ihrer Filmindividualität akzeptiert hat. Wenigstens das. Aber etwas subversiver hätte es schon sein dürfen, Nico Sommer, der die Regie führt.
Foto: ©farbfilm-verleih.de
Info:
Mike Peter Trabner
Claudia Annette Frier
Hannah Emma Bading
Thomas Kai Wiesinger
Otto Elvis Clausen
Mike Peter Trabner
Claudia Annette Frier
Hannah Emma Bading
Thomas Kai Wiesinger
Otto Elvis Clausen