Serie: 200 Jahre Brüder Grimms KINDER- UND HAUSMÄRCHEN, Teil 1

 

Felicitas Schubert und Hans Weißhaar

 

Wiesbaden (Weltexpresso) – Das Material zum Grimmschen 200Jahre Jubiläum der Kinder- und Hausmärchen häuft sich derart, daß wir mit der Berichterstattung endlich anfangen müssen.Das hatten wir aufgeschoben, weil der 200ste Geburtstag erst zum 20. Dezember 2012 eintritt. Und nun fangen wir einfach mit der Veranstaltung am 8. Oktober an.

 

Dort wird nämlich im deutschen Filmmuseum die Grimmsche Filmreihe mit DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH; von Volker Schlöndorff, 1971 den Auftakt bilden. Dazu gleich mehr nach einem kurzen Überblick über das Werk der beiden Brüder, die durch ihre aufrechte Gesinnung auch noch des Landes verwiesen worden. 1837 waren sie nämlich an der Göttinger Universität Professoren – Jura und Germanistik – und haben mit der Aufhebung der Verfassung des Königreichs Hannover mit den anderen fünf Professoren als die Göttinger Sieben Protest eingelegt, was ihre Relegation von der Universität und den Rausschmiß aus dem Ländchen nach sich zog. Die Hessen sind froh drum, daß sie zurück nach Kassel gingen.



Aber das Biographische kommt Stück für Stück und wird sich auch wiederholen. Jetzt zum Jubiläum der Märchen am 20. Dezember. Damals erschien der erste Band und wurde sofort beachtet. Das lag an der Zeit, die grundsätzlich das romantische Zeitalter genannt wird, wozu dann der nach 1815 einsetzende Rückzug ins Privatleben, die Biedermeierzeit, ein übriges tat, daß die Märchen in den Familien gelesen wurden. Die Märchen selbst waren eben nicht erfunden, sondern tradierte Erzählungen und Sagen, die im romantischen Geist eine spezifische Ausprägung erhielten, auch was Moral angeht.



Neben dem weltweiten Erfolg ihrer Märchensammlung haben die Brüder Grimm in vielen anderen Hinsichten als Vorbilder gewirkt: Im In- und Ausland wurde die Art ihres Sammelns von Märchen, Sagen, Schwänken, Legenden und Tierepen zum Maßstab genommen; man ahmte sie nach als Entdecker und Herausgeber von Literatur- und Rechtsdenkmälern der Vergangenheit, als Mythenforscher, als Sprachhistoriker und Dialektforscher wie auch als Wörterbuchmacher.



Heute sind diese Aufzeichnungen die weltweit berühmteste Märchensammlung, was mit sich bringt, daß sie innerhalb der deutschen Literatur das am häufigsten in andere Sprachen übersetzte Werk sind. Die hessischen Städte Hanau, Steinau, Kassel und Marburg sind die Geburts-, Kindheits-, Schul-, Studien- und ersten Wirkungsorte der Brüder Grimm. In Hessen sind die Kinder- und Hausmärchengesammelt und aufgezeichnet worden. Deshalb hat Hessen auch dies Jubiläum zu seiner Sache gemacht und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat eine imposante Grimmreihe möglich gemacht, die jeweils auch mit Partnern stattfinden.



An diesem 8. Oktober 2012 wird mit dem Deutschen Filminstitut im Deutschen Filmmuseum kooperiert.

INFO:

Montag, 8. Oktober 2012, 20.30 Uhr

DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH

BRD 1971 Regie: Volker Schlöndorff, Darsteller: Georg Lehn, Reinhard Hauff, 101 Min

im Deutschen Filmmuseum, Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main

 

Den Auftakt der Grimmschen Filmreihe macht Volker Schlöndorffs preisgekrönter Film DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH.

Der für den Hessischen Rundfunk produzierte Film ist eine der raren Annäherungen an den Heimatfilm, die ohne Klischee auskommen. Stattdessen gelingt Volker Schlöndorff eine ebenso einfühlsame wie unterhaltsame Sozialstudie, die auf historischen Ereignissen beruht: Um ihrer Armut ein Ende zu machen, überfallen hessische Bauern 1825 einen Geldtransport des Fürsten. Für einen Augenblick scheint das Ziel erreicht und ihr Leben radikal gewandelt. Erst später stellt sich heraus, dass sich damit nichts an den Ursachen ihrer Misere geändert hat. Schlöndorff



Zuvor: 19.00 Uhr Podiumsdiskussion


Moderiert wird das Gespräch von Prof. Boehncke, der als Autor und Literaturwissenschaftler die Kultur- und Literaturszene in Hessen entscheidend mitgeprägt hat: Er arbeitete viele Jahre als Redakteur von hr2-kultur und lehrte als Germanistik-Professor an der Goethe-Universität Frankfurt. Außerdem war er lange Zeit Vorstandsmitglied des Hessischen Literaturrats und ist Mitinitiator und Vorsitzender des Fördervereins von „Literaturland Hessen“. Darüber hinaus hat Boehncke zahlreiche Forschungen, Übersetzungen und Publikationen über Autoren aus Hessen angeregt und selbst viele Bücher, Fernseh- und Rundfunksendungen über hessische Dichter publiziert.