f portoSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. September 2017, Teil 10

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Melancholie prägt diesen Film, der in Portugal spielt, aber wo der Fado, also die traurige Seelenmusik, überhaupt keine Rolle spielt. Dafür gibt es andere sinnliche Anspielungen und vor allem die Dichtkunst.

Kurz gesagt geht es um einen jungen Mann, Jake (Anton Yelchin), den wir überhaupt nicht einordnen können, und mit dem eine junge, sehr schöne Frau namens Mati (Lucie Lucas) eine Nacht verbringt. Einfach so. Da sie, eine französische Studentin der Archäologie, die aber schon im Mittelbau und bei Exkursionen eine Rolle spielt, da sie also mit dem Professor liiert ist, weiß sie, daß ihre Liebesgeschichte keine Zukunft hat, denn sie will ihren Professor nicht verlieren.

Er, der Amerikaner, dagegen ist mittellos und zukunftslos. Ein regelrechter Weltenbummler. Ihm ist alles relativ egal, nur löst das Zusammensein mit dieser Frau etwas in ihm aus, was versteckt war und er wundert sich über sich selbst. Es tut weh, diesem Jake zuzusehen, denn seine Verkörperung, der junge Schauspieler Anton Yelchin, kam auf tragisch-dramatische Weiseim letzten Jahr ums Leben – und das konnte ich auf jeden Fall nicht ausblenden beim Zuschauen. Vielleicht, daß einem dann nämlich die Rolle des Jake noch hoffnungsloser dünkt, als im Film angelegt.

Vielleicht rührt dieses Gefühl von Wehmut und Trauer aber auch vom Ort PORTO her. Wer die alte portugiesische Hafenstadt kennt, der weiß um ihren alten Glanz, schöne, oft verfallene Gebäude, die heute dann teilweise wie Requisiten wirken. Morbide und von gestern. Liebe aber ist nun das Gegenteil, ist das Gegenwärtigste, was es gibt, und daraus nimmt der Film seine Spannung, wenn er recht ehrlich die beiden als eher zufällig Aufeinandertreffende, die miteinander ins Bett gehen, doch gleichzeitig in deren Beisammensein aufscheinen läßt, daß da etwas Schönes passiert mit den beiden, daß ihre Annäherung im jeweils anderen Verschüttetes aufleben läßt und Liebe möglich wäre, wo die Anziehung schon so stark ist.

Das sind oft langweilige oder irgendwie sexbetonte Szenen, wenn in Filmen zwei eine Nacht miteinander verbringen. Der Debütant Gabe Klinger macht das ausgesprochen poetisch. Er ist amerikanisch-portugiesischer Herkunft und seine Nobilitierung erhielt er schon dadurch, daß Jim Jarmusch als Produzent des Films dabei ist. Wenn es Debütant heißt, muß dazu gesagt werden,:für einen Spielfilm. Denn dreherfahren ist Klinger durchaus, für seinen Dokumentarfilm DOUBLE PLAY. JAMES BENNING AND RICHARD LINKLATER erhielt er 2013 bei den Filmfestspielen von Venedig immerhin den Preis für den besten Dokumentarfilm.

Also darf man gespannt auf den nächsten Film warten.

Foto: © Verleih

Info:
Regie:
Gabe Klinger
Darsteller:
Anton Yelchin, Lucie Lucas, Françoise Lebrun, Paulo Calatré PORTO
Portugal, USA, Frankreich, Polen
2016
Romantik, Drama
75 Min.
DtF / OmU
DCP, Blu-ray
14.09.2017