f indianerland slider1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Oktober 2017, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Stark: „Du brauchst ein Auto, du brauchst Geld, du brauchst Schlaf. Was du hast sind eine Mütze, die Bohrmaschine von Edda, nur noch vier Tage bis zum Kampf.“ Mauser

Das sagt Mauser. Wer Mauser (Leonard Scheicher) ist? Ein schräger Jugendlicher von 17 Jahren, der gerade dabei ist, sein Leben auf das Boxen aufzubauen. Denn er gilt als Talent und wird das gleich beweisen in dem entscheidenden Kampf, der um sein Leben geht, das zukünftige Leben, so wie er es sich grandios vorstellt. Dafür gibt er alles.

Warum wir so enthusiastisch davon sprechen, hat mit der Natürlichkeit zu tun, mit der Mauser uns in diesem Film in sein Leben hineinsperrt, denn eigentlich interessiert uns Mauser gar nicht, aber was dann abgeht, das hat nichts mehr allein mit Boxen, noch mit Jugendlichen, noch mit Hamburg und dem Wohnen in eher tristen Vorstandssilos zu tun, auch nicht mit dem Indianer – oder doch. Denn den gibt es wirklich. Alle anderen halten das für ein Phantasieprodukt, dem Hirn von Mauser entsprungen, der immer wieder in wichtigen Stationen seiner Adoleszenz diesen Indianer vor sich sieht. Weist er ihm den Weg, versperrt er ihn? Das fragen sich die Zuschauer auch, die mit Mauser diesen Indianer (Robert Alan Packard) leibhaftig auf der Leinwand sehen; sonst aber keiner.

Wir lernen Mauser also die vier Tage vor dem Kampf kennen, wo sich die gewohnte Welt auf einmal auflöst und Bruchstücke einer fremden Welt sich auftun, auf die Mauser nun reagieren muß. Aber wie? Das fängt damit an und hört eben auch nicht auf, daß er beim Baden Jackie (Emilia Schüle) kennenlernt, eine rotzfreche, sehr hübsche Göre, die nur einen Nachteil hat. Sie kommt nicht aus seinem Milieu. Schlimmer. Sie kommt aus richtig reichem Haus. Dabei ist es nachts, denn das Ganze findet nicht ordentlich bei Tage statt, sondern hier gibt‘s eine ausufernde Party mit allerlei, was verboten ist.

Die Polizei kommt und nun wird Mauser zum Helden. Zum verräterischen Helden. Er haut mit Jackie, die eigenem Bekunden nach „eitel, zickig und unkeusch“ ist ab, rettet sie vor den Schergen, aber oje, seinen Freund Kondor (Joel Basman), den läßt er in den Fängen der Polizei zurück. Freundschaft ist was anderes, auch wenn mit Kondor so ein Konkurrenzverhältnis die beiden besser beschreibt. Kondor ist Nachbar und für sein wüstes Verhalten bekannt..

Warum wir uns hier mit Jugendkram abgeben, gerne abgeben, hat damit zu tun, daß mal nicht gutbürgerliche, ob klein- oder großbürgerliche Lebensverhältnisse abgelichtet werden, sondern eine irreale Welt ganz real erscheint oder sollte man sagen, eine reale Welt ganz irreal? Denn jetzt wird‘s blutig, auch wenn das Blut nicht fließt. Mausers Vater Zöllner (Clemens Schick) erwürgt seine Frau Laura (Katharina Behrens), nicht Mausers Mutter, sondern die Stiefmutter. Trotzdem tut man das nicht. Der Vater kann fliehen und fällt Richtung Grenze ins Powwow ein, das ist ein bizarres Musikfestival, wo es drunter und drüber geht und so ein Vater nicht auffällt.

Vorher aber, wie können wir das vergessen, zeigt diese Jackie was ein junges selbstbewußtes Mädchen mit einem Jungen macht. Ihn versetzten, ihn eifersüchtig machen, ihn so richtig kleinkriegen. Auf sie kann er sich nicht verlassen, dieser Mauser. Auf die 21-jährige Edda (Johanna Polley) schon. Die ist anders und richtiggehend skurril mit ihrem Postkartenschreiben. Zudem hat sie ein Auto. Also gilt für Mauser: los, mit dem Auto und mit Edda. An die Grenze, dem Vater beistehen. Wenn da nicht der Indianer wäre. Der kommt immer im unrichtigen Moment. Aber was ist schon richtig, wenn man 17 ist und nicht mal bei den Mädchen eine Entscheidung fällen kann. Und dann der Boxkampf. ?

Nein, wir erzählen nicht weiter. Gehen Sie in diesen liebenswerten Film und schauen Sie den Rest.

Foto: © Verleih

Info:

Regisseur: Ilker Catak
Besetzung:
Leonard Scheicher – Mauser
Johanna Polley – Edda
Emilia Schüle – Jackie
Clemens Schick – Zöllner
Joel Basman – Kondor
Johannes Klaußner – Ponyhof