Kirsten Liese
Berlin (Weltexpresso) - Mit ihrer zierlichen Erscheinung sieht sie nicht so aus, als hätte sie Haare auf den Zähnen. Aber so kann man sich täuschen. Billie verteidigt ihre Ideale, Ungerechtigkeiten nimmt sie nicht hin. Wenn Jack Kramer (Bill Pullman), BBC Moderator und Chef der amerikanischen Tennisvereinigung, den weiblichen Mitgliedern nur ein Achtel des Preisgelds zugesteht wie Männern, deren Spiel angeblich schneller und spannender anzuschauen sei, dann wird sie eben ein eigenes Turnier initiieren.
Mit satirischem Humor und feinem Gespür für die Absurdität zwischenmenschlicher Beziehungen, die schon frühere Werke wie „Little Miss Sunshine“ prägte, unternehmen Valerie Faris und Jonathan Dayton eine Zeitreise in die frühen 1970er Jahre und schlagen einen Bogen zur aktuellen Debatte um Sexismus und Misogynie in der US-Filmindustrie.
„Battle of Sexes“ fokussiert auf den legendären Geschlechter-Schaukampf zwischen der damaligen Weltranglistenersten Billie Jean King und dem Ex-Champion Bobby Riggs vor 90 Millionen Zuschauern.
Steve Carell spielt diesen Gockel, der sich auf Tennisplätzen mit zwei Hunden an der Leine präsentiert, um die „Show“ nach seinen Vorstellungen als „Chauvinismus“ zu feiern, mit bemerkenswertem Mut zur Lächerlichkeit. Kaum zu glauben, dass sich dieser Zocker, den seine Ehefrau seiner Spielsucht wegen rausgeworfen hat, sich nicht entblödet zu behaupten, Frauen hätten nur im Schlafzimmer und in der Küche etwas zu suchen. Die Dialoge sind geradezu gespickt mit solchen haarsträubenden Äußerungen, die aus heutiger Sicht unfreiwillig komisch wirken und dem Wohlfühlfilm seinen Unterhaltungswert bescheren.
Dagegen fehlt es an Tiefe, wo es um Einblicke in das Privatleben der Heldin gibt. Just in der heißen Vorbereitungsphase auf das entscheidende Match macht Billie erste Erfahrungen in der gleichgeschlechtlichen Liebe, als diese in Amerika noch tabuisiert- und sie selbst noch mit einem Mann verheiratet ist. Die Affäre muss folglich geheim bleiben, um die Sponsoren bei der Stange zu halten. Mit der Ex-Tennisspielerin Ilana Kloss, die bis heute ihre Partnerin blieb, zog Billie erst später zusammen.
An Emma Stone liegt es nicht, dass die emotionale Achterbahnfahrten im Vergleich mit anderen lesbischen Coming-Out-Geschichten wie „Carol“ oder „Blau ist eine warme Farbe“ weniger aufregend wirken. Wie sich ihre Billie von ihrer Friseurin verführen lässt, berührt in der Natürlichkeit. Das Regie-Duo aber weckt den Eindruck, sich darin zu genügen, ein historisches Match in einer aufwendigen, peniblen Ausstattung aufleben zu lassen.
Ein vergnüglicher, aber auch etwas oberflächlicher Film über den Geschlechterkampf auf dem Tennisplatz.
Foto: Emma Stone als Billy Jean King und Steve Carell als Bobby Riggs © 20th Century Fox Germany
Info:
Battle of the Sexes - Gegen jede Regel (Großbritannien, USA 2017)
Originaltitel: Battle of the Sexes
Genre: Drama, Biografie
Filmlänge: 121 Min.
Regie: Valerie Faris & Jonathan Dayton
Drehbuch: Simon Beaufoy
Darsteller: Emma Stone, Steve Carell, Andrea Riseborough, Sarah Silverman, Bill Pullman, Elisabeth Shue, Alan Cumming u.a.
Verleih: 20th Century Fox Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 23.11.2017
Info:
Battle of the Sexes - Gegen jede Regel (Großbritannien, USA 2017)
Originaltitel: Battle of the Sexes
Genre: Drama, Biografie
Filmlänge: 121 Min.
Regie: Valerie Faris & Jonathan Dayton
Drehbuch: Simon Beaufoy
Darsteller: Emma Stone, Steve Carell, Andrea Riseborough, Sarah Silverman, Bill Pullman, Elisabeth Shue, Alan Cumming u.a.
Verleih: 20th Century Fox Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 23.11.2017