fcommuterSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. Januar 2018, Teil 3

N.N.

Los Angeles (Weltexpresso) – Nach den weltweiten Kassenknüllern Unknown Identity (Unknown, 2011), Non-Stop (2014) und Run All Night (2015) ist der explosive Thriller THE COMMUTER mittlerweile das vierte Projekt, das Liam Neeson und Regisseur Jaume Collet-Serra zusammenführt. Die Geschichte eines Pendlers, der verzweifelt versucht, ein katastrophales Zugunglück zu verhindern, faszinierte den Regisseur und seinen Hauptdarsteller gleichermaßen.

Neben der adrenalingeladenen Handlung reizte beide die moralische Zwickmühle, in die der Protagonist gerät, als nicht nur er, sondern auch seine Familie zur Zielscheibe werden. „THE COMMUTER stellt dem Zuschauer die Frage, ob er für viel Geld etwas tun würde, ohne die tatsächlichen Konsequenzen genau abwägen zu können“ -- so beschreibt Jaume Collet-Serra den moralischen Knackpunkt der Geschichte. „Das ist die zentrale Frage, mit der unsere Hauptfigur konfrontiert wird – ein 60-jähriger Mann, der soeben gefeuert wurde, und bis zum Hals in Schulden steckt. Denke ich in erster Linie nur an mich selbst oder wäge ich ab, welche möglichen moralischen Konsequenzen mein Handeln für andere haben könnte?“

Liam Neeson reizte außerdem, dass der Film die Geschichte nahezu in Echtzeit erzählt: „Der Zuschauer ist nah dran an dem Entscheidungsprozess und der schrittweisen Identifizierung desjenigen, der hinter dieser Verschwörung steckt. Mit jedem Halt des Zuges, mit neuen Passagieren und Hinweisen, wird kontinuierlich das Gefahrenpotenzial und damit die Spannung gesteigert. Wir stehen ganz in der Tradition temporeicher Psychothriller wie Hitchcocks Der Fremde im Zug (Strangers on a Train, 1951) oder Der unsichtbare Dritte (North by Northwest, 1959).“

Collet-Serra versteht THE COMMUTER als ideenverwandte Fortsetzung von Non-Stop: "Der Protagonist steht im Zentrum einer geheimnisvollen Verschwörung und muss sich ihr stellen, ohne auf eine entsprechende Vorbildung zurückgreifen zu können, weil es sich bei ihm um einen ganz normalen Bürger handelt. Hitchcocks beste Filme basieren auf dieser Grundkonstellation: Der unsichtbare Dritte, Eine Dame verschwindet (The Lady Vanishes, 1938) oder Das Fenster zum Hof (Rear Window, 1954). Und wie in Der Fremde im Zug wollten wir einen ganz normalen Typen mit einer hochmoralischen Entscheidung konfrontieren. Wie weit würde er gehen bei einer verlockend hohen Belohnung, ohne das Ausmaß seines Handelns zu kennen? Um dieser Figur die entsprechende Glaubwürdigkeit zu verleihen, müssen ihre Entscheidungen den Zuspruch des Zuschauers haben, und die Konsequenzen müssen im Folgenden plausibel zu einer spannenden Eskalation führen.“

Die Geschichte wird konsequent aus der Perspektive des Protagonisten erzählt. „Ich finde es besonders reizvoll, dass der Zuschauer genau so viel weiß und zur selben Zeit erfährt wie die Hauptfigur. Die Kamera bleibt im Zug, so dass dort immer ausreichend spannungssteigernde Faktoren zusammenkommen müssen“, erläutert Collet-Serra. „Das Sujet ermöglicht es dieses Mal, dass die Zuschauer sich stärker mit Liams Figur identifizieren können, weil ihnen sein geregeltes Berufs- und Familienleben bestens vertraut ist. Die moralische Zwickmühle ist für jeden leicht nachvollziehbar. Die zögerliche Solidarisierung unter den Zugreisenden sendet ein hoffnungsvolles Signal an unsere anonymisierte Gesellschaft.“

Produzent Andrew Rona empfindet es als besonderen Geniestreich der beiden Drehbuchautoren Byron Willinger und Philip de Blasi, wie es ihnen gelingt, die Zuschauer durchgehend zu fesseln: „Gleich beim ersten Lesen war auffällig, wie gekonnt die beiden Autoren den Leser bei der Stange halten. Du willst unbedingt wissen, wie es weitergeht“, erläutert er. „In anderen Filmen dieses Genres, wie beispielsweise in Speed, erledigt der Held seine Aufgabe, ohne dass die Figur weiter ausgelotet wird. In THE COMMUTER hat der Protagonist viel mehr Tiefgang und sowohl der Plot als auch die Action bieten viele unvorhersehbare Wendungen.“

Neeson war besonders angetan davon, dass seine Figur ein Jedermann ist. Ihm war klar, dass der Zuschauer sich so stärker mit Michael identifizieren kann. „Seit zehn Jahren fährt Michael tagein, tagaus mit diesem Zug. Dann wird ihm gekündigt, weil er 60 ist“, erläutert Neeson. „Er weiß nicht, wie er das seiner Frau beibringen soll und die Hauskredite weiter bedienen kann. Er muss sich in einer Bar erst Mut antrinken, 7 bevor er sich auf den Heimweg machen kann, um seiner Familie zu eröffnen, dass sie kein Geld mehr fürs Haus und fürs College haben. Im Zug sitzt eine mysteriöse Frau neben ihm und fragt ‚Würden Sie mir für 100.000 Dollar einen kleinen Gefallen tun?‘. Er ist sich unschlüssig, doch als sie andeutet, eine Anzahlung von 25.000 Dollar läge im benachbarten Abteil, sucht er danach und das Drama nimmt seinen Lauf.“

Auch Neeson hielt seine vielschichtige Figur für eine willkommene Abwechslung. Außerdem hatte er die Zusammenarbeit mit Collet-Serra in bester Erinnerung: „Als wir vor sieben Jahren das erste Mal zusammenarbeiteten, stimmte die Chemie zwischen uns auf Anhieb. Wir analysieren das Drehbuch nicht bis ins letzte Detail. Wir arbeiten eher wie zwei Tanzpartner, die sich bei jedem Mal näherkommen und auch ohne viele Worte verstehen. Er erleichtert mir die Arbeit enorm und sagt, ich würde ihm denselben Dienst erweisen. Das ist für mich das schönste Kompliment, das man kriegen kann“, ergänzt Neeson. „Jaume ist mit Leib und Seele Filmemacher. Er verliert nie den übergeordneten Handlungsbogen der Geschichte aus den Augen. Er ist ein leidenschaftlicher Cineast. Für mich ist er einer der großen Filmemacher unserer Zeit, vom Kaliber eines Steven Spielberg. Er hat ein intuitives Verständnis fürs filmische Erzählen. Ich vertraue ihm total!“

Produzent Alex Heineman war schwer beeindruckt von Collet-Serras Arbeitsweise: „Bei unserem letzten Produktionstreffen vor Drehbeginn kamen alle zusammen. Das Szenario erinnerte mich sehr an Seminare an der Filmhochschule. Jaume ist mit dem Team jede einzelne Szene des Films durchgegangen und hat sie ins Verhältnis zum angestrebten Spannungsbogen gesetzt. Am Set erschien er immer mit einem detaillierten Plan für jede Einstellung, die an dem Tag auf dem Programm stand. Zusammen mit dem Kameramann Paul Cameron meisterte er so täglich die zum Teil großen Herausforderungen. Jaume weiß auch genau, was er am Ende für Bilder haben will, deshalb reicht es ihm, mit einer Kamera zu arbeiten.“

Foto:
© Verleih

Info:
Vor der Kamera
Liam Neeson (Michael MacCauley)
Vera Farmiga (Joanna).
Patrick Wilson (Murphy)
Sam Neill (Captain Hawthorne)
Elizabeth McGovern (Karen MacCauley)
Jonathan Banks (Walt).
Florence Pugh (Gwen)