f disasterSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Februar 2018, Teil 2

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Ein großer Regisseur und Schauspieler will er sein, aber noch nicht einmal zwei Sätze kann er sich merken. Wieder und wieder bleibt Tommy bei seinem Studio-Auftritt durch eine Tür in seinem Text hängen.

Es ist dies die lustigste Szene über einen Filmemacher, der 2003 den schlechtesten Film aller Zeiten drehte. Diesen Tommy Wiseau, dem sein Landsmann James Franco, selbst als Regisseur, Schauspieler, Produzent und Schriftsteller ein Multikünstler, jetzt ein Denkmal setzt, war eine geheimnisvolle Person. Jedenfalls kannte ihn offenbar niemand richtig, noch nicht einmal dessen bester Freund Greg Sestero, dessen niedergelegte Erinnerungen „The Disaster Artist“ Franco als Vorlage dienten.

War diese verschrobene Type mit langer schwarzer Mähne ein erfolgreicher Geschäftsmann oder hatte er Verbindungen zur Mafia? Niemand wusste, woher er stammte, wie er zu seinem Reichtum gekommen- und wie alt er war. Immerhin kostete „The Room“, sein von ihm aus eigener Tasche finanzierter Film sechs Millionen Dollar!

Nur soviel stand fest: Sofern dieser Narzist eine Vision besaß, konnte er sie nicht vermitteln. Seine Dreiecksgeschichte um einen Banker, dessen Verlobte und einen besten Freund war mit stümperhaften Darstellern, unglaubwürdigen Dialogen und technischen Pannen wiederum so schlecht, dass sie aus Sicht einer wachsenden Fangemeinde schon wieder gut war und sich somit auch eine Zeit lang in den Programmkinos halten konnte.

Entsprechend liegt es auch Franco fern, seinen Helden, den er selbst verkörpert, vorzuführen, vielmehr macht er ihn zu einer schillernden, einzigartigen Figur und lässt keine Zweifel aufkommen, dass er dessen künstlerischen Schaffensdrang bewundert. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmschaffenden, die ihre Werke den Regeln des Markts unterwerfen oder sich vergeblich um Fördermittel bemühen, bis ihre Projekte verstauben, macht dieser Exzentriker immerhin Nägel mit Köpfen.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1998 in San Francisco, als sich Tommy und der 19-jährige Greg (Dave Franco), den die harsche Kritik ihrer Lehrerin (Melanie Griffith) beinahe aus der Bahn wirft, auf einer Schauspielschule kennenlernen. Tommy, der sich durch Nichts entmutigen lässt, hält ihn bei der Stange. Die Freunde gehen nach Hollywood und bilden sich ein, sie könnten da groß rauskommen. Als ihre Träume platzen, plant Tommy kurzerhand, seinen eigenen Film zu drehen.

Minutiös und mit sympathischer Schalkhaftigkeit schildert „The Disaster Artist“, wie dieses Projekt in allen Einzelheiten Gestalt annimmt, wie die Männer größenwahnsinnig ihr Geld verschwenden, wenn sie ihr Equipment nicht etwa mieten, sondern gleich kaufen, ihre Crew und Schauspieler rekrutieren, die erst nach und nach realisieren, dass sie es mit unprofessionellen Amateuren zu tun haben.

So wie sich der Film mit vielen komischen Szenen am Dilettantismus ergötzt, besitzt er allemal Unterhaltungswert. Und doch ist er auch ein bisschen oberflächlich geraten. Bis zum grandiosen Scheitern bleibt Wiseau unfreiwillig eben doch eine Witzfigur, dessen innerste Triebe einem verborgen bleiben.

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Info:
Starttermin 1. Februar 2018 (1 Std. 44 Min.)
Von James Franco
Mit James Franco, Dave Franco, Seth Rogen mehr
Genres Drama, Komödie, Biografie
Produktionsland USA