f ausgebrannt1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. März 2018, Teil 8

N.N.

Berlin (Weltexpresso) – Der Film ist herrlich komisch, ironisch und manchmal auch sehr derbe in seinem Humor. Die Thematik der Schizophrenie und überhaupt psychische Erkrankungen sind jedoch ernst zu nehmen. Wie geht das zusammen?

Vielleicht kann ich überhaupt nur deswegen einen komischen Film darüber machen, weil ich selbst betroffen bin. Ich mache mich nicht darüber lustig, sondern versuche nur, da herauszukommen. Daraus entsteht die Komik. Also eigentlich eher unfreiwillig. Aber weil ich das alles auch so denke, ist es absichtsvoll, eine seltsame Mischung. Eigentlich ist es genau die seltsame Mischung, die den Film ausmacht.


Wie sind sie auf die Idee zum Film gekommen?

Ich schöpfe eigentlich hauptsächlich aus mir heraus. Vielleicht fühle ich mich deshalb auch so erschöpft. Aber dann erfüllt es mich auch wieder. Das ist eine Sucht. Mit der Sucht ist ja so ähnlich wie mit dem Burn-out: ein gesellschaftliches Problem. Dass ich ständig am Schöpfen bin, ist weder für mich noch für meine Umgebung immer lustig. Aber dabei kommen natürlich eine Menge Ideen heraus. Viele der Ideen müssen sterben, und einige schaffen es dann. “Fühlen Sie sich manchmal Ausgebrannt und leer?” hat es geschafft, sich durchzuschlagen. Ich denke, weil auch andere das Problem kennen und gesagt haben, den Film will ich gerne sehen.


Die Musterhauswelt, die Sie in dem Film entwerfen erinnert manchmal an Jaques Tatis Traffic. Wieso haben Sie sich für diese Kulisse/Szenerie entschieden?

Die Musterhäuser und Musterhausparks sind ja schon sehr interessant. Die Häuser sind dann eingerichtet wie in einem Katalog. Es ist das Beispiel einer Möglichkeit. Ein mögliches Leben, das die potentiellen Käufer sich vorstellen können zu leben. Und dass die Männer im Film Fertighäuser verkaufen und beispielhaft in Musterhäusern leben, das passte einfach sehr gut. Vor allem, wenn dann andere Paare kommen und sich die Häuser und natürlich auch fremden Leben anschauen. Und da Luisa ja Paartherapeutin ist, gibt das ein wunderschönes Spielfeld.


Wo haben Sie sich für den Look (Kostüm und Kulisse) inspirieren lassen? Oder sind sie in einen Kaugummiautomaten gefallen?

Die Farbigkeit des Films spielt ja zwischen Nuancen von Grautönen und unibunt. Das Bunte steht für die Überdrehtheit, die Lust, das Grelle. Fun und Happiness, während die Grautöne den gleichmütigen Alltag versinnbildlichen. Gleichmütig ist hier keineswegs negativ gemeint. Gleichmut ist ja auch Sicherheit und Harmonie. Die Musterhauswelt war natürlich auch hier das perfekte Setting. So konnten eben auch die Requisiten plakativ sein. Fast ein bisschen wie ein Bühnenbild im Theater. Die Kupfernägel, die ja dann noch eine tragende Rolle spielen, sind ja erstmal auch so ein plakatives Dekoelement aus einem Musterhaus. Ein Beispiel einer Möglichkeit.


Wie haben Sie die Lösung auf die Frage nach Sein oder Nicht-Sein von Ann gefunden? Bzw. haben Sie die Lösung gefunden, oder stellen Sie die Frage?

Ann ist frei, weil sie keine Angst davor hat, etwas zu verlieren. Das gibt es ja in Wirklichkeit gar nicht. Sie hält an nichts fest. Sie hat keinerlei Erwartungen, und deswegen ist sie einfach nur im Moment. Sie muss nichts wollen müssen. Erst später im Film entwickelt sie auch so etwas wie ein Wollen müssen und dann erst ist sie auch in der Lage, unzufrieden zu sein. Luisa ist sehr neidisch auf diesen freien Teil von sich. Luisa sucht immer nach Lösungen, wie irgendetwas besser werden kann, wie sie glücklicher werden kann, oder dünner oder entspannter. Erst will Luisa ihre Abspaltung Ann für alle unangenehmen Angelegenheiten des Lebens einsetzen, damit sie selbst nur noch die tollen Sachen abbekommt. Dann, als sie sieht, dass ihre Abspaltung voller Zufriedenheit das macht, was ihr gesagt wird, und dabei noch eine Menge Spaß hat, als Luisa also realisiert, dass es gar keine tollen oder nicht-tollen Sachen gibt, will sie ihr alles wieder entziehen, will sie zerstören, weil sie sich ihres Lebens beraubt fühlt. Sie muss sich mit sich selbst anfreunden, so wie sie ist, das ist die einzige Lösung.

Foto:
© Verleih

Info:
DARSTELLER
Luisa          Lina Beckmann
Richard      Charly Hübner
Leopold      Benno Fürmann
Ann             Lina Beckmann
Kassiopeia  Traute Hoss
Miriam         Inga Busch
Nachbar      Sebastian Weber
Dr. Lasalle    Rainer Egger
Steffi            Lina Beckmann

Filmteam
Regie: Lola Randl
Drehbuch: Lola Randl
Kamera: Philipp Pfeiffer
Schnitt: Andreas Wodraschke