Kommentar von Autor und Regisseur Andrey Zvyagintsev
Moskau (Weltexpresso) - Eine Inspiration zu LOVELESS war sicher Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“. Obwohl mein Film in einer anderen Zeit spielt und die Charaktere sehr unterschiedlich sind, sehe ich einige Parallelen: Es geht um ein typisches modernes Mittelstandspaar, um entfremdete Stadtmenschen, die ohne wirkliches Bewusstsein für sich selbst und andere und vor allem ohne jegliche Selbstzweifel vor sich hinleben.
Nach langen Ehejahren können sie sich nicht mehr ausstehen und reichen die Scheidung ein. Eigentlich eine ganz normale Situation... Nur haben beide bereits neue Partner gefunden. Sie stehen am Anfang frischer Lebensentwürfe und vielversprechender Gefühle, mit deren Hilfe sie sich neu erfinden wollen. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben sie ein wenig entmutigt, aber dank der neuen Konstellationen blicken sie vertrauensvoll in die Zukunft. Alles, was dem Glück verheißenden Neustart noch im Wege steht, ist der gemeinsame Sohn Alyosha, zu dem keiner von beiden eine wirkliche Beziehung hat. Er wird zum Spielball zwischen den Ex-Eheleuten, den sie sich gegenseitig rachsüchtig ins Gesicht schleudern.
„Ich wage einen Neubeginn und werde die Fehler nicht wiederholen, die mich zur letzten Ernüchterung getrieben haben“: So denken Menschen, die andere für ihr Unglück verantwortlich machen. Letztendlich kann man jedoch nur sich selbst ändern, und zwar von innen heraus. Nur dann wird die Welt um uns herum noch einmal leuchten. Nur kann manchmal vielleicht nur ein schrecklicher Verlust dorthin führen...
Unsere postmoderne Zeit ist von einer postindustriellen Gesellschaft geprägt, dazu von einer kontinuierlichen Flut an Informationen. Deren Empfänger interessieren sich meist sehr wenig für andere Menschen – außer sie sind ihnen irgendwie von Nutzen. Grundsätzlich ist heute jeder sich selbst genug. Der einzige Ausweg aus dieser Gleichgültigkeit ist, sich bedingungslos für andere einzusetzen, sogar Fremde – wie im Film der Freiwilligenkoordinator, der auf der Suche nach dem verschwundenen Kind mit seinem Team die Stadt durchkämmt, ohne Aussicht auf Entlohnung, aber so engagiert, als hinge sein eigenes Leben davon ab.
Der Kern dieser Aufgabe erfüllt jede seiner Handlungen mit Bedeutung. Eine solche Haltung ist für mich der einzige Weg, der fortschreitenden Entmenschlichung entgegenzutreten und die Verwirrung der Welt zu beruhigen.
Foto:
© Verleih
Info:
Besetzung
Zhenya Maryana Spyvak
Boris Alexey Rozin
Alyosha Matvey Novikov
Masha Marina Vasilyeva
Anton Andris Keishs
Koordinator Alexey Fateev
Dies ist ein Abdruck aus dem Presseheft
Unsere postmoderne Zeit ist von einer postindustriellen Gesellschaft geprägt, dazu von einer kontinuierlichen Flut an Informationen. Deren Empfänger interessieren sich meist sehr wenig für andere Menschen – außer sie sind ihnen irgendwie von Nutzen. Grundsätzlich ist heute jeder sich selbst genug. Der einzige Ausweg aus dieser Gleichgültigkeit ist, sich bedingungslos für andere einzusetzen, sogar Fremde – wie im Film der Freiwilligenkoordinator, der auf der Suche nach dem verschwundenen Kind mit seinem Team die Stadt durchkämmt, ohne Aussicht auf Entlohnung, aber so engagiert, als hinge sein eigenes Leben davon ab.
Der Kern dieser Aufgabe erfüllt jede seiner Handlungen mit Bedeutung. Eine solche Haltung ist für mich der einzige Weg, der fortschreitenden Entmenschlichung entgegenzutreten und die Verwirrung der Welt zu beruhigen.
Foto:
© Verleih
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Besetzung
Zhenya Maryana Spyvak
Boris Alexey Rozin
Alyosha Matvey Novikov
Masha Marina Vasilyeva
Anton Andris Keishs
Koordinator Alexey Fateev
Dies ist ein Abdruck aus dem Presseheft