f zweiherrenimanzugSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. März 2018, Teil 15

Andreas Lechner

München (Weltexpresso) - Andreas Lechner: Deine Frau im Film wird gespielt von der Martina Gedeck...


Sepp Bierbichler: Ich war auf der Suche nach der weiblichen Hauptfigur und wollte zuerst eigentlich eine Laiendarstellerin aus dem bäuerlichen Milieu haben. An Martina habe ich gar nicht gedacht, auch wenn wir uns schon lang kennen. Aber wir haben lange keinen Kontakt mehr gehabt. Dann hab ich einen Film mit ihr gesehen, irgendwas im Gebirge (Anmerkung: „Die Wand“) und da habe ich gemerkt, dass sie genau das Gesicht hat, das ich mir vorgestellt habe. Sie hat ihre natürliche Präsenz und macht dazu kleine, ganz genaue Gesten, nichts Ausgestelltes. Und sie spricht den richtigen Dialekt, der nicht gespreizt klingt, wie das bürgerlich Münchnerische, oder halbgar, wie im Fernsehen das Eingedeutschte, sondern so, wie wir jetzt auch reden. Und so war Martina die richtige Lösung.


Und wie kamst du darauf, dass ich den Pfarrer spiele?

Das war ein absolut sozialer Gedanke. Du hast Geld gebraucht und ich hab mich gefragt: Was kann er machen, ohne dass er was kaputt macht? Dann bin ich auf den Pfarrer gekommen. Dass du dann aber richtig gut warst, habe ich vorher nicht wissen können. 


Ich hab nur auf den Regisseur gehört, was der sagt.

Ja, der Regisseur war auch nicht schlecht.


Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Kameramann Tom Fährmann?

Den habe ich zufällig kennengelernt über einen Freund, der Bildender Künstler ist und einen kleinen Film gemacht hat, bei dem ich Text aufgesagt habe und Tom die Kamera gehalten hat. Wir haben uns schnell gut verstanden und vor allem miteinander reden können. Und das war mir wichtig, weil mir ja bestimmte Erfahrungen als Regisseur noch abgehen. Der Tom war dann sehr wichtig.


Wie habt ihr das visuelle Konzept entwickelt?

Tom hat Vorschläge gemacht, ich hab sie abgenickt, er hat alles mit dem Bleistift aufgezeichnet - und dann war das Konzept auf einmal ein sogenanntes Storri Bord.


Lass uns noch über die Musik im Film reden.

Es gibt keine Filmmusik, sondern nur Musik, wenn eine Quelle sichtbar ist, also ein Radio, ein Kinderchor, oder Kofelgschroa (Anmerkung: Blasmusik-Gruppe aus Oberammergau, die der Neuen Volksmusik zugerechnet werden). Und es gibt Musik, die im Kopf des Protagonisten spielt, eine fantasierte Musik, hervorgerufen von einem gewissen Gefühlszustand, in dem er sich befindet und sich in ihm zum Ausdruck drängt, anstelle gesprochener Worte. Die Figur des Protagonisten wollte in ihrer Jugend Opernsänger werden. Daraus ist wegen familiärer Zwänge nichts geworden. Die Musik in seinem Kopf
hat aber nie aufgehört zu spielen.

Aber es gibt im Film keine unterschwellige Musik, um Gefühle zu manipulieren. Mich interessieren Gedanken, dazu kann man den Zuschauer nicht manipulieren, höchstens verführen. Natürlich ist Wagner auch manipulative Musik, aber ich habe versucht, sie inhaltlich zu verwenden. Über Kofelgschroa hab ich vor einigen Jahren mal einen Film gesehen, danach habe ich mit ihnen Kontakt aufgenommen. Ich glaub, es hat sich für den Film gelohnt.


Wir haben ja jetzt schon viel geredet. Fällt dir noch was ein?

Hoffentlich nicht.



DIE MUSIK IM FILM 

„Selig sind, die Verfolgung leiden...“ aus DER EVANGELIMANN (1895) von Wilhelm Kienzl
„In fernem Land, unnahbar Euren Schritten...“ aus LOHENGRIN (1850) von Richard Wagner
„Nie sollst du mich befragen...“ aus LOHENGRIN (1850) von Richard Wagner
„Die Frist ist um, voll Überdruss...“ und „Dich frag ich, gepriesener Engel Gottes“ aus DER
FLIEGENDE HOLLÄNDER (1843) von Richard Wagner
„Kyrie“ aus KRÖNUNGSMESSE (1779) von W. A. Mozart
„Feile Sklaven! Ihr habt sie verhandelt...“ aus RIGOLETTO (1851) von Giuseppe Verdi
„Isoldes Liebestod“ aus TRISTAN UND ISOLDE (1865) von Richard Wagner
„Wann i I.“, traditionell, bearbeitet, gespielt und gesungen von Kofelgschroa
„Wann i II.“, traditionell, bearbeitet, gespielt und gesungen von Kofelgschroa
„Autohaus Maier“ von Kofelgschroa (Text & Musik)
„Sunnige Sunndog“ von Kofelgschroa (Text & Musik)
„Damaskus“ von Kofelgschroa (Musik)
„Leit do“ von Kofelgschroa (Text & Musik)
„Wahnsinn“ von Kofelgschroa (Musik)
„Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, Volksweise, bearbeitet und gespielt von Kofelgschroa
„Zehn kleine Negerlein“, Komposition: Septimus Winner (1868), bearbeitet und gespielt von
Kofelgschroa
Deutschlandlied, Komposition: Joseph Haydn, bearbeitet und gespielt von Kofelgschroa

Foto:
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Info:
Andreas Lechner ist Musiker und ein langjähriger Freund von Josef Bierbichler.
Abdruck aus dem Presseheft