
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Als der aus Georgien stammende Josef Stalin am 5. März 1953 starb, stand die Welt für einen Moment still. Immerhin hatte er fast drei Jahrzehnte als blutiger Diktator die Geschicke der riesigen Sowjetunion bestimmt, für die das System des Gulag, das Netz von Straf-, Verbannungs- und Arbeitslagern genauso stand wie die Elektrifizierung des ganzen Landes, was ja nur ein Synonym ist für die gleichen Lebens- auch Bildungsbedingungen aller Bürger in diesem Riesenreich.
So sehr also die kommunistischen Errungenschaften als sozialer Fortschritt auch heute noch zu würdigen sind, so eindeutig ist der blutige Terror des Alleinherrschers entlarvt und damit auch die Speichellecker und Wurmfortsätze, die sich als Minister u.a. um ihn als potentielle Erben breit gemacht hatten, aber nie sicher sein konnten, keine Sekunde, ob nicht der nächste sie beiseite schieben, sprich in Ungnade fallen lassen konnte. Und deshalb ist das erbitterte Treiben, die Rivalitäten, die nach dem tödlichen Schlaganfall Stalins eintraten sowieso für eine Komödie gut.
So soll auch der uns nicht bekannte englische Comic die konkurrente Szenerie der potentiellen Nachfolger beschreiben, der als Vorlage für diesen Film ausdrücklich gewürdigt wird. Was den als Komödie avisierten Film angeht, haben wir einen gewichtigen Einwand. Wenn THE DEATH OF STALIN als bitterböse und pechschwarze Komödie, ja gar als Satire bezeichnet wird, stimmt das nicht. Auch wenn man während des Zuschauens oft lachen muß, ob der Absurdität und Komik der Situation, so bleibt diese filmische Darstellung doch viel zu harmlos, viel zu brav, viel zu trivial und banal gegenüber der historischen Wirklichkeit.
Wichtig: Es geht überhaupt nicht darum, ob sich das konkurrente Treiben wirklich so abgespielt hat, ob die uns als historische Figuren bekannten Gesichter glaubwürdig, ja korrekt rüberkommen. Komödie und Satire dürfen alles, wenn sie es beißend tun, so daß es wehtut. Und daran fehlt es. Oft ist das Gebaren einfach nur albern und bleibt im fäkalischen Witz. Allerdings sind diese Typen witzig dargestellt. Darum reißt den Film nur das absolute professionelle Schauspielerensemble heraus.

Simon Russell Beale ist Beria, Georgier wie Stalin, der gefürchtete Geheimdienstchef, der schon 15 Jahre lang Chef des Innenministeriums und des Geheimdienstes war. Jeffrey Tambor stellt Georgi Malenkow dar, Stalins Stellvertreter, der nach Stalins Tod dann Regierungschef wurde.

Ehrlich gesagt sind die wirklich witzigen Szenen, die den Film lohnen, diejenigen, als Stalin auf einmal mit tödlichem Herzinfarkt auf dem Boden liegt - als keiner sich an ihn herantraut, eben weil jeder Angst hat, er würde etwas Falsches tun und gleichzeitig sich jeder überlegt, ob er nicht Stalin nachfolgen könne. Dieses Hin- und Hergeworfensein ist eine fulminante zwiespältige Situation, die der Film genüßlich ausspielt.
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Info:
DIE BESETZUNG
Steve Buscemi (Chruschtschow)
Simon Russell Beale (Beria)
Jeffrey Tambor (Malenkow)
Michael Palin (Molotow).
Paul Whitehouse (Mikojan)
Jason Isaacs (Schukow)
Andrea Riseborough (Swetlana)
Rupert Friend (Wassili)
Paddy Considine (Andrejew)
Olga Kurylenko (Marija)
Adrian Mcloughlin (Stalin)