Zeitraetsel1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. April 2018, Teil 11

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Die etwa 13jährige Meg Murry (Storm Reid) ist zwar hochintelligent, aber da ihr berühmter Vater Dr. Alex Murry (Chris Pine) vor vier Jahren verschwand, fühlt sie sich in der Schule als Außenseiterin und wird auch von einigen Klassenkameradinnen gehänselt. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter Kate (Gugu Mbatha-Raw) und ihrem etwa 9jährigen Bruder Charles Wallace (Deric McCabe).

Als ihr Vater verschwand, hatten ihre Eltern, die beide bekannte Physiker waren, gerade an einem Gerät namens Tesseract gearbeitet, der möglicherweise Reisen durch Raum und Zeit ermöglicht. Die Theorien wurden von anderen Wissenschaftlern nicht geglaubt. Daneben scheinen sie nur Megs gleichaltrigen Klassenkameraden Calvin O'Keefe (Levi Miller) zu interessieren.

Eines Tages steht während eines Sturms eine feenartige weißgekleidete Frau im Garten. Sie nennt sich Mrs. Soundso (Reese Witherspoon) und teilt den Kindern mit, dass Alex Murry möglicherweise noch lebt. Sie müssen ihn auf der anderen Seite einer Zeitfalte suchen. Dort treffen sie auf zwei weitere überirdische Wesen; sie nennen sich Mrs. Wer (Mindy Kaling), die andauernd Shakespeare zitiert, und Mrs. Welche (Oprah Winfrey), die den Kindern auf bei ihrer Suche helfen wollen.

Nun beginnt für Meg, Charles Wallace und Calvin ein fantastisches Abenteuer, das die drei über die Grenzen von Zeit und Raum hinaus führt. Die Abenteurer suchen zuerst auf einem Planeten namens Uriel nach Alex Murry. Da sie ihn dort nicht finden können, vermuten die drei Frauen, dass er auf einem Planeten namens Camazotz gefangen gehalten wird, der von einer unheimlichen Verkörperung der Dunkelheit namens The It (Stimme von David Oyelowo) beherrscht wird, und den die Feen nicht betreten können.

Jetzt muss Meg stark und selbstsicher werden, damit sie die Dunkelheit besiegen und ihren Vater befreien und nach Hause holen kann...


Zeitraetsel2Als Vorlage für den Film "Das Zeiträtsel" diente der Jugendroman A Wrinkle in Time von Madeleine L’Engle (1918 - 2007) aus dem Jahre 1962, der in Deutschland unter dem Titel Die Zeitfalte herausgekommen ist. Die Autorin hatte dabei zuerst Probleme, einen Verlag für das Buch zu finden, da man glaubte, dass ein Buch mit einem Mädchen als Protagonistin sich nicht verkaufen würde. Außerdem sei die Geschichte nicht eindeutig ein Jugend- oder Erwachsenenroman.

Regisseurin ist Ava DuVernay, deren Film "Selma" (2014) Oscar-nominiert war. Sie ist die erste schwarze Regisseurin, die von Disney für eine Realverfilmung eines Stoffes über 100 Millionen Dollar zur Verfügung hatte. Jennifer Lee hatte als Drehbuchautorin das Problem, das sehr komplexe Buch fürs Kino zu adaptieren.

Herausgekommen ist eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction. Da werden zum Einen komplexe physikalische Probleme angesprochen und zum Anderen reisen die Kinder mit den drei Frauen in sehr fantasievoll gestaltete Welten. Dazu kommt eine abenteuerliche Story über Mut, Vertrauen, Liebe und eine Reise in die fünfte Dimension also durch Raum und Zeit, vom Licht in die Dunkelheit und wieder zurück.

Die im Film gezeigten Effekte sind im Großen und Ganzen gut gelungen, allerdings manchmal doch etwas sehr märchenhaft geraten, z.B. wenn sich Mrs. Soundso in ein riesiges Salatblatt verwandelt, auf dem die Kinder dann transportiert werden.

Die Leistungen der Schauspieler sind sehr unterschiedlich. Während Oprah Winfrey als Mrs. Welche (bewusst?) sehr steif wirkt, macht es Reese Witherspoon sichtlich Spaß die redselige Mrs. Soundso zu verkörpern. Auch Mindy Kaling verleiht ihrer Rolle als ewig Shakespeare zitierende Mrs. Wer eine gewisse Leichtigkeit.

Storm Reid kann die Probleme von Meg authentisch darstellen, und auch Levi Miller macht seine Sache als Megs Sidekick Calvin gut. Dagegen wirkt Deric McCabe als Megs jüngerer Bruder Charles Wallace ziemlich überfordert. Allerdings hat er auch eine komplizierte Verwandlung durchzustehen, die er leider schauspielerisch nicht sehr gut hinbekommen hat.

Die anderen Nebendarsteller wie Chris Pine, Zach Galifianakis, Gugu Mbatha-Raw oder Michael Peňa werden in ihren Rollen nicht allzu sehr gefordert; vor allem die Rolle von Zach Galifianakis als glückliches Medium wirkt doch sehr seltsam.

Insgesamt ist "Das Zeiträtsel" ganz sicher nicht einer der besten Disney-Familienfilme. Aber er ist dennoch ein unterhaltsamer Film, der beim jüngeren Publikum gut ankommen sollte. Um auch die Erwachsenen zu begeistern, wurde er leider doch zu konventionell und auch manchmal zu konfus inszeniert. Zudem gleitet die Story auch an einigen Stellen ins Kitschige ab.

Wenn man aber bereit ist, sich auf eine Abenteuergeschichte der etwas anderen Art einzulassen, kann "Das Zeiträtsel" durchaus sehenswert sein, deshalb kann man sich den Film ansehen, muss es aber nicht.

Zusatz: Madeleine L’Engle schrieb drei weitere Fortsetzungen über die Abenteuer der Familie Murry: A Wind in the Door (Der Riss im Raum, 1973), A Swiftly Tilting Planet (Durch Zeit und Raum, 1978) und Many Waters (Die große Flut, 1986). Ob sie auch verfilmt werden, hängt sicher vom Erfolg von "Das Zeiträtsel" ab. Da die Einnahmen in den USA hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, wird es vermutlich vorerst keine Fortsetzung geben.

Foto 1: Filmplakat © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Foto 2: Storm Reid (Meg Murry), Deric McCabe (Charles Wallace) und Reese Witherspoon (Mrs. Soundso) © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Info:
Das Zeiträtsel (USA 2018)
Originaltitel: A Wrinkle in Time
Genre: Fantasy, Abenteuer, Science Fiction, Romanverfilmung
Filmlänge: 110 Min.
Regie: Ava DuVernay
Drehbuch: Jennifer Lee nach den Jugendroman "A Wrinkle in Time" von Madeleine L’Engle aus dem Jahr 1962.
Darsteller: Reese Witherspoon, Oprah Winfrey, Mindy Kaling, Chris Pine, Zach Galifianakis, Gugu Mbatha-Raw, Michael Peňa, Storm Reid, Levi Miller, Deric McCabe u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 05.04.2018