f solange ichSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. April 2018, Teil  7

N.N.

London (Weltexpresso) - Jonathan Cavendish war schon immer der festen Überzeugung, dass die Lebensgeschichte seines Vaters ein starker Stoff für einen fesselnden Film wäre. Robin Cavendish war ein Pionier, ein bemerkenswerter, überlebensgroßer Mann. In seinen späten Zwanzigerjahren wurde bei ihm Kinderlähmung diagnostiziert. Seitdem war und blieb er vom Hals abwärts gelähmt, völlig abhängig von einem Beatmungsgerät, das für ihn „atmete“, war er mit der Perspektive konfrontiert, den Rest seines Lebens in einem Krankenhausbett verbringen zu müssen.

Doch dieses Schicksal wollte Robin Cavendish nicht akzeptieren. Mithilfe seiner Frau Diana und ihren gemeinsamen einfallsreichen Freunden, die ihnen immer zur Seite standen, gelang es ihm, einen Weg zu finden, sein Leben in der Welt weiterzuführen und nicht in einem Krankenhaus.

Unterstützt vom unkonventionellen Oxford-Professor Teddy Hall, entwarf Robin Cavendish einen revolutionären Rollstuhl, an dem ein mobiles, batteriegetriebenes Beatmungsgerät angebracht war. Dank des außergewöhnlichen Rückhalts, den er bei seiner Frau Diana fand, wurde Robin zu einem gefeierten Kämpfer. Er setzte sich unermüdlich dafür ein, dass auch andere Menschen ein besseres Leben führen konnten.

Jonathan Cavendishs Plan, einen Film über seine Eltern auf die Leinwand zu bringen, nahm konkrete Züge an, als er auf der Bühne eine Aufführung von William Nicholsons Drama „Shadowlands“ sah. „Für mich war das mehr als ein richtig gutes Theaterstück, ich erkannte darin auch eine kreative Stimme und einen Erzählton, die mir vertraut waren und gut zu einem Film über meine Eltern und deren Lebensgeschichte passen würden. Es war eine Mischung aus britischem Understatement und emotionaler Komplexität.“

Jonathan Cavendish kannte William Nicholson bereits gut, hatte das Historiendrama ELIZABETH - DAS GOLDENE KÖNIGREICH („Elizabeth: The Golden Age“, 2007) produziert, für das Nicholson das Drehbuch verfasste. „Ich ging also mit Bill zum Mittagessen und fragte ihn, ob ich ihm eine Geschichte erzählen dürfte“, blickt Cavendish zurück. „Als ich damit begann, war er gerade dabei, eine Gabel voll Essen zum Mund zu führen. Und dort war sie auch noch, als ich 15 Minuten später meine Ausführungen beendet hatte!“

Auch William Nicholson ist dieser Tag gut in Erinnerung geblieben. „Jonathan sagte zu mir: ‚Ich muss Dir eine Geschichte erzählen. Es geht dabei um meinen Vater’. Und sobald er damit fertig war, sagte ich zu ihm: ‚Ich bin dabei. Das ist einfach eine unglaubliche Geschichte.’ Ich bin schon lange in der glücklichen Lage, dass ich mir aussuchen kann, was ich schreibe. Und genauso verhielt es sich mit dieser Geschichte. Es gab kein Geld, keinen Vertrag und auch keine Aussicht darauf, dass sie je auch verfilmt werden würde. Aber ich hielt sie für großartig und wollte unbedingt das Drehbuch schreiben.“

Nicholson bestand darauf, dass er für das Verfassen des Skripts vorab kein Geld bekommen würde. „Es war schließlich Jonathans eigenes Geld, und angesichts dessen konnte ich nur unter dieser Voraussetzung arbeiten. Ich empfand es als Privileg, dass er mich bat, das Drehbuch zu schreiben. Deshalb sagte ich zu ihm: ‚Wir werden das Risiko gemeinsam tragen. Wird der Film wirklich gedreht, gibst Du mir einen Anteil an den Einnahmen.‘ Und genauso ist es dann auch passiert.“

Nicholson begann schließlich mit der Arbeit am Drehbuch, dem beide über die Jahre hinweg den Feinschliff gaben. „Bill und ich arbeiteten an einer Fassung, legten das Drehbuch dann weg und nahmen es uns dann später wieder vor“, erinnert sich Produzent Cavendish. „Er rief mich immer an, wenn er zwischen Filmen und Büchern ein paar Wochen Luft hatte, und dann stürzten wir uns für kurze Zeit hektisch in die Arbeit.“

In der Zwischenzeit hatte Jonathan Cavendish eine Firma namens The Imaginarium gegründet. Mitgründer und Geschäftspartner war der britische Schauspieler Andy Serkis, der als Darsteller von Gollum in Peter Jacksons Trilogie zu Der Herr der Ringe („The Lord Of The Rings “) und des Schimpansen Caesar in Planet der Affen: Prevolution („Rise Of The Planet Of The Apes“ 2011) und den beiden Fortsetzungen weltbekannt wurde. The Imaginarium ist eine medienübergreifende Produktionsgesellschaft mit einem Performance-Capture-Studio, die sich dem „Geschichtenerzählen der nächsten Generation“ verschrieben hat. Cavendish und Serkis planten auch, gemeinsam Filme auf die Leinwand zu bringen, die Cavendish produzieren und Serkis inszenieren würde. Serkis hatte hinter der Kamera als Regisseur des 2. Aufnahmeteams bei Peter Jacksons Trilogie zu DER HOBBIT („The Hobbit“) erste Erfahrungen gemacht und dann DAS DSCHUNGELBUCH („The Jungle Book“) inszeniert – eine Neuverfilmung der Rudyard-Kipling-Story, die Jonathan Cavendish für The Imaginarium produzierte und 2018 in die Kinos kommen soll.

Es war ein seltsamer Zufall, dass Serkis und seine Frau, die britische Schauspielerin Lorraine Ashbourne, sich entschieden, ein Haus auf dem Land in der Nähe von Oxford zu kaufen. Wie sich nämlich herausstellte, war das Haus nur ein paar hundert Meter von Diana Cavendishs Haus entfernt, in dem sich die Geschichte von SOLANGE ICH ATME zu großen Teile abspielt. „Die Folge war, dass Andy meine Mutter wirklich sehr gut kennenlernte“, erklärt Cavendish.

„Ich las das Drehbuch zu SOLANGE ICH ATME und kam aus dem Heulen nicht mehr heraus.“, blickt Serkis zurück. „Und eines Tages sagte ich zu Jonathan: ‚Ich will hier unbedingt Regie führen.’ The Imaginarium war gerade erst lanciert worden und ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur das 2. Aufnahmeteam bei den HOBBIT-Filmen geleitet. Jonathan hätte sich also umdrehen und mir sagen können: ‚Nun, da bin ich mir nicht sicher’. Das aber hat er nicht getan. Stattdessen sagte er nur: ‚Ich halte das für eine großartige Idee.’’’


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© Verleih

Info:
Solange ich atme (Großbritannien 2017)
Originaltitel: Breath
Genre: Drama, Biografie
Filmlänge: 120 Min.
Regie: Andy Serkis