N.N.
Berlin (Weltexpresso) - WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN? war Ihre erste Zusammenarbeit mit Kerstin Polte. Was hat Sie bewogen, Charlotte zu spielen?
Der ausschlaggebende Grund war die Art und Weise, wie das Drehbuch geschrieben war. Gerade zu ungewöhnlich, sehr witzig, mit ausnehmend pointierten Dialogen. Und das war äußerst charmant. Ich fand die Art und Weise, wie Charlotte um ihre Würde kämpft, sehr anziehend, die Möglichkeit, wie sie mit ihrem Leben umgeht.
Der Film versammelt um Sie mit Meret Becker, Sabine Timoteo und Karl Kranzkowski ein hochkarätiges Ensemble. Wie war die Zusammenarbeit mit Ihren Kollegen?
Bei dem Film hatte ich allesamt mit Kollegen zu tun, die fantastisch und sehr stark sind. Und in der jeweiligen Konstellation, in der ich mich bewege – ob im Theater oder im Film – möchte ich mit jedermann auf Augenhöhe spielerisch kommunizieren. Das ist mir sehr wichtig, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass das Gegenteil nicht zu einer guten Zusammenarbeit führt, sondern dass man sich selber beschränkt und den anderen eben auch. Das ist dann keine gute Voraussetzung für ein Miteinander beim Dreh. Deswegen bemühe ich mich immer sehr, dass man es möglichst schnell erreicht, dass man miteinander frei ist beim Spielen. Das war hier mit dem Team eine Zusammenarbeit, wie ich mir das wünsche.
Der Filmtitel wirft ja eine elementare Frage auf. Wie würden sie darauf antworten?
Die Liebe wurde natürlich nicht erfunden, sondern die Liebe wurde uns meiner Meinung nach als menschliche Möglichkeit mitgegeben. Wofür auch immer. Ich bin kein Wissenschaftler und kein Psychologe, aber ganz ohne Zweifel ist die Liebe nun einmal die vereinigendste und zerstörendste Macht, die es gibt. Die Liebe als solches, als Möglichkeit überhaupt zu kommunizieren, auch mit Menschen, die einem fremd sind, die Möglichkeit, die man in sich bewahren sollte, einfach miteinander zu leben.
Ihre Filmfigur Charlotte hat die Kommunikationsebene mit ihrem Mann Paul verloren.
Ja, die Liebe, die Charlotte und Paul miteinander verbindet, ist über die Jahre etwas eingeschlafen, schlaff und grau. Und dann, einfach nur durch die Veränderung von äußeren Bedingungen – und damit meine ich nicht nur die Krankheit – sondern, weil Charlotte sich ihrem gewohnten Alltag entzieht, zeigt sich ihre Beziehung in einem völlig neuen Licht und die beiden müssen umeinander kämpfen. Sie selbst kann sich dabei nochmals als jemand empfinden, der wirklich etwas verändern kann: Und beide haben den Willen, sich in ihrer Gemeinschaft nochmals für den anderen zu öffnen und sich nicht mehr so klein, alt und leer und schlaff zu fühlen.
Was zeichnet Charlotte aus?
Es gehört Mut dazu, aus seinem Leben auszubrechen. Selbst, wenn mein Leben ein relativ freies Leben ist, würde es mich doch viel kosten, dieses Leben in seinen ganzen Strukturen, die sich herausgebildet haben und die einem angenehm sind, so radikal zu ändern. Weil die Zeit drängt und man in einer solchen Extremsituation scheinbar etwas tun musst: sich entscheiden und bewegen, um aus der gewohnten Umgebung, in der man sich eingerichtet hat, herauszukommen. Die Frage, die Charlotte sich stellt, ist: Geht da noch irgendwas? Ist da noch irgendwas anderes drin? Ich frage mich selbst, ob ich das überhaupt schaffen würde, etwas zu ändern, wenn ich in so einer Situation wäre? Dadurch, dass sie den Schritt wagt und quasi ihren Lebenskreis durchbricht, weil sie in die Natur geht, weitet sich ihr Bewusstsein und ihre Neugierde ist geweckt. Indem man sich seinem Traum nähert und sich öffnet, wird man größer, weiter und schöner als man zuvor war.
Foto:
© Verleih
Info:
Abdruck aus dem Presseheft
Besetzung:
Charlotte Corinna Harfouch
Alex Meret Becker
Marion Sabine Timoteo
Paul Karl Kranzkowski
Jo Annalee Ranft
Horster Bruno Cathomas
© Verleih
Info:
Abdruck aus dem Presseheft
Besetzung:
Charlotte Corinna Harfouch
Alex Meret Becker
Marion Sabine Timoteo
Paul Karl Kranzkowski
Jo Annalee Ranft
Horster Bruno Cathomas