f tanz in entebbeSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Mai 2018, Teil 12

N.N.

Berlin (Weltexpresso) - Der Film beginnt mit den Tänzern, angetan in der Kleidung ultraorthodoxer Juden, die auf die Bühne kommen und sich darauf vorbereiten, die „Stuhltanz“-Sequenz aus dem 1990 uraufgeführten Tanztheater „Echad Mi Yodea“ des berühmten israelischen Choreographen Ohad Naharin vorzutragen. Der „Stuhltanz“ steht symbolisch für den stetigen Strom jüdischer Menschen nach Palästina unmittelbar vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Als sich der Vorhang öffnet und die Tänzer ihre Vorführung beginnen, wird das Publikum auf Titelkarten über die folgenden Probleme informiert. Damit wird der Kontext für die Geschehnisse hergestellt, die sich in den kommenden sieben Tagen in Entebbe entfalten.

Der hypnotische Tanz wird von der weltbekannten Batsheva Dance Company aufgeführt. Dazu gehört neben den Tänzern eine Reihe von Stühlen, die im Halbkreis nebeneinander aufgestellt sind. Weitere Exzerpte aus dem Tanz sieht man im Verlauf des Films immer wieder, und schließlich rückt er im Showdown in einer atemberaubenden Montage in den Mittelpunkt und ist auch während des Abspanns zu sehen.

Auch wenn die Tanzszenen nicht unbedingt mit einer spezifischen Interpretation des Tanztheaters selbst korrespondieren, bilden sie im Film doch eine Art Echo der vielen wichtigen Themen, wie die Spannung zwischen Angst und Frieden oder die Debatte, die Rabin und Peres zu dieser Zeit miteinander führten: Sollte Israel so viel Geld in seine militärische Verteidigung investieren oder lieber in Dinge wie Kultur und Bildung. Mit ihrer aufgestauten Energie geben die Tänzer, deren Bewegungen selbst beigefügten Schmerz andeuten, einen unmittelbaren Kommentar zu der Geschichte ab, die sich vor den Augen des Publikums entfaltet.

Der Tanz betont auch die Dualität, die im Kern der Situation in Entebbe steckt. Kate Solomon merkt an: „Die beiden Seiten Israels werden zum Ausdruck gebracht. Die Freundin will nicht, dass ihr Freund in die Schlacht zieht. Er aber sagt: ,Ich kämpfe, damit du tanzen kannst.’ Und sie antwortet: ,Und was ist, wenn ich aufhöre zu tanzen?’“

Je weiter der Tanz voranschreitet, desto mehr legen die Tänzer ihre Kleidung ab. „Metaphorisch gesprochen trennen sie sich von ihrer Orthodoxie“, erklärt José Padilha. „Es ist ein Akt der Befreiung, sie brechen mit der Tradition, indem sie sich offen zeigen für neue Ideen, die womöglich auch im Gegensatz zu ihren alten Überzeugungen stehen.“

Der Regisseur sieht darin ein Symbol für den größeren Konflikt zwischen Israel und Palästina. „Für mich bedeutet der Tanz das Ablegen eigener vorgefasster Meinungen, um friedlich mit Menschen leben zu können, die anders denken“, sagt er. „Natürlich ist die politische Situation unglaublich verfahren und extrem kompliziert, aber ich denke, wenn man zu einer Lösung kommen will, müssen beide Seiten ihre vorgefassten Meinungen überdenken.“

Foto:
Da wir sowohl beim Verleih wie auch im Internet keine Tanzszene aus dem Film bekamen, haben wir hier von der Tanzgruppe ein Bild aus einer anderen Produktion: HORA  © Ohad Naharin

Info:
Abdruck aus dem Presseheft

Besetzung

Wilfried Böse           DANIEL BRÜHL
Brigitte Kuhlmann    ROSAMUND PIKE
Shimon Peres          EDDIE MARSAN
Yitzhak Rabin          LIOR ASHKENAZI
Jacques Lemoine    DENIS MENOCHET
Zeev Hirsch             BEN SCHNETZER
Idi Amin .                 NONSO ANOZIE

Stab
Regie             JOSÉ PADILHA
Drehbuch       GREGORY BURKE